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Köln.Sport

„Ich muss mit Herz spielen“

Cauly Oliveira Souza lässt sich feiern: In der Hinrunde traf der Fortuna-Youngster drei Mal

Grund zum Jubeln: Cauly Oliveira Souza ist wieder angekommen in der Südtstadt und erzielte in der Hinrunde drei Tore
Foto: Ben Horn

Nach dem Hickhack im Sommer blieb Cauly Oliveira Souza Fortuna Köln doch erhalten und nutzte zum Ende der Hinrunde seine zweite Chance in der Südstadt. 

Es ist kein Geheimnis, dass Uwe Koschinat viel von Cauly Oliveira Souza hält. Nach dem Aufstieg in die 3. Liga holte der Fortuna-Trainer den Teenager vor der Saison 2014/15 aus der Nachwuchsabteilung des 1. FC Köln, wo der flinke Brasilianer insgesamt vier Jahre lang ausgebildet worden war. Die technischen Fähigkeiten und die Leichtigkeit im Spiel des Offensivakteurs beeindruckten Koschinat, dem zu Beginn der Zusammenarbeit zudem besonders imponierte, dass der Nachwuchsspieler seine Chance in der 3. Liga mit aller Macht nutzen wollte. Das gelang. In seinem ersten Jahr im Senioren-Fußball kam Oliveira Souza auf 27 Einsätze im Fortuna-Dress und erzielte zwei Tore. Eine mehr als ordentliche Bilanz, ist der Sprung aus dem Nachwuchsbereich zu den Profis doch bei weitem kein leichter.

Dennoch wurde Koschinats Begeisterung im Sommer auf eine harte Probe gestellt. Mit dem Hinweis, seine Berater hätten von nun an das Heft des Handelns in der Hand, verabschiedete sich der Spieler in den Sommerurlaub und fehlte beim Trainingsauftakt. „Fortuna wollte mit mir verlängern und ich wollte auch bleiben. Aber wenn die Möglichkeit bestanden hätte, höher zu spielen, hätte ich sie gerne wahrgenommen“, beschreibt Oliveira Souza die Situation.

technisch starker Dribbler: Cauly Oliveira Souza

Alter: 20
Position: offensives Mittelfeld
Im Verein seit: 2014
Bisherige Stationen:
1. FC Köln (Jugend), 1. JFS Köln
Foto: imago/Eibner

Statt jedoch bei anderen Vereinen mitzutrainieren, hielt sich der 20-Jährige ausschließlich mit einem Privattrainer fit. „Irgendwann habe ich es einfach nicht mehr ausgehalten. Ich wusste, dass der Trainer genervt von der Situation war, und habe das Gespräch gesucht. Wir haben die Sache­ dann schnell ausgeräumt. Ich bin froh, dass ich die Chance bekommen habe, noch mal zurückzukommen.“

Zeit der Rückschläge
Chance Nummer zwei also für den hochveranlagten Techniker. Zunächst sei es aber ein komisches und unangenehmes Gefühl gewesen, in die Kabine zu kommen. „Doch die Jungs haben mich schnell wieder gut aufgenommen“, freut sich der Rückkehrer, bei dem sich die verpasste Mannschaftsvorbereitung aber schneller bemerkbar machte, als ihm lieb sein konnte: Der Körper verkraftete die plötzliche Belastungssteigerung nicht. Die Folge: ein Muskelfaserriss, der Oliveira Souza zurückwarf und ein früheres Comeback verhinderte. So kehrte der Techniker erst am achten Spieltag auf den Platz zurück: Beim 1:5-Heimdebakel gegen Dynamo Dresden wurde er 36 Minu­ten vor dem Ende eingewechselt. Es folgten vier Kurzeinsätze und das erste Saisontor, das der Brasilianer im Heimspiel gegen Großaspach (2:2) erzielte. Dann der nächste Rückschlag: Wieder ein Muskelfaserriss, wieder eine unfreiwillige Pause. Hadern will der junge Mittelfeldspieler aber nicht: „Verletzungen gehören dazu. Es hätte viel schlimmer kommen können.“

Der Gefühlsspieler
Und so kämpft Oliveira Souza sich erneut zurück. Im Heimspiel gegen ­Bremen II wird er eine Viertelstunde vor dem Ende eingewechselt. „Ich habe mich zwar noch nicht 100 Prozent fit gefühlt, wollte die Chance aber unbedingt nutzen.“ Es gelingt: Der Joker ist in der Nachspielzeit zur Stelle und verwertet einen Einwurf zum vielumjubelten Siegtor. Auch im letzten Heimspiel des Jahres ist der Youngster wieder erfolgreich, bringt die Fortuna mit seinem Führungstor gegen die Stuttgarter Kickers auf die Siegerstraße.

Gegen Großaspach erzielt Cauly Oliveira Souza im heimischen Südstadion sein erstes Saisontor

Gegen Großaspach erzielt der Brasilianer sein erstes Saisontor. Im Südstadion scheint Cauly Oliveira Souza sich besonders wohl zu fühlen: Alle seine bisherigen fünf Ligatreffer für Fortuna Köln erzielte Cauly Oliveira Souza im Südstadion
Foto: imago/Manngold

Cauly Oliveira Souza weiß, dass Tore und Vorlagen bei der Bewertung der Leistung von Offensivspielern die entscheidenden Faktoren sind. „Ich will den Unterschied machen, muss dafür aber noch effektiver werden.“ Die ausschlaggebenden Attribute sei­nes Spiels darf er dafür aber nicht vernachlässigen: die ihm ganz eigene Leichtigkeit und das Treffen der richtigen Entscheidung auf engstem Raum. Sie haben dafür gesorgt, dass Trainer Koschinat so viel Freude an seinem Youngster entwickelt hat. „Er erwartet, dass ich mit Herz spiele, Spaß habe und auf meinen Bauch höre, statt zu viel nachzudenken.“

Den Traum von einer Karriere in der ersten oder zweiten Bundesliga hegt Oliveira Souza noch immer, will weiter mit starken Leistungen auf sich aufmerksam machen. „Den Klassenerhalt werden wir schaffen“, ist er überzeugt. Sportlicher Erfolg kann sowohl für den Verein als auch für den Spieler ohnehin nur von Vorteil sein und neue Perspektiven eröffnen – vielleicht schon im kommenden Sommer.

Stefan Kühlborn