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„Ich hätte Red Bull nach Köln geholt“

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Im Gespräch: Viktoria-Boss Franz-Josef Wernze stand Köln.Sportler Stefan Kühlborn Rede und Antwort Foto: Horst Fadel

Im Gespräch: Viktoria-Boss Franz-Josef Wernze stand Köln.Sportler Stefan Kühlborn Rede und Antwort
Foto: Horst Fadel

Wie soll der Weg des FC Viktoria in den nächsten Jahren aussehen?

Wir haben aufgrund der hohen Auflagen keine adäquate Platzanlage für die Dritte Liga. Unsere Anlage in Höhenberg ist zwar landschaftlich toll, aber schlichtweg zu klein. Eine Stadt wie Köln hat nur ein profitaugliches ­Stadion. Es wäre wünschenswert, wenn man sich bei der Stadt Köln damit auseinandersetzen würde. Der FC Viktoria kann das als Verein alleine nicht leisten. Wir haben fristgerecht den Antrag für die Dritte Liga gestellt und sind wirtschaftlich in der Lage, die Anforderungen zu stemmen, technisch jedoch nicht. Das macht mir am meisten Sorge hinsichtlich eines Aufstiegs in die Dritte Liga, an andere Ligen gar nicht zu denken.

Haben Sie deshalb die Möglichkeit einer gemeinsamen Stadion­nutzung mit Fortuna Köln ins Gespräch gebracht?

Es war nicht mein Vorschlag. Diese Konstellation wurde lediglich diskutiert. Ich habe immer gesagt, egal mit wem ich teilen muss, Hauptsache rechtsrheinisch.

Dass in Köln Platz für zwei Profi­klubs ist, haben Sie immer gesagt. Ist denn auch Platz für einen dritten?

Wir sind von der Schäl Sick und darauf besonders stolz. Auf der rechten Rheinseite leben in Köln 480.000 Menschen. Dazu kommen Nachbarstädte wie Bergisch Gladbach, Siegburg und Troisdorf. Hier liegt großes Potenzial, einen dritten Profiklub zu verankern. Wobei es unser Ehrgeiz ist, der zweite Klub der Stadt zu werden.

Verfolgen Sie die sportlichen Leistungen der Fortuna?
Ich war noch nie im Stadion und kann mir auch nicht vorstellen, dies zu tun. Ich wünsche dem Klub aus der Südstadt aber alles Gute und nicht nur den Klassenerhalt, sondern, dass sie oben mitspielen können. Für den Kölner Fußball ist so etwas immer gut.

Nachdem Sie beim 1. FC Köln im Verwaltungsrat saßen und auch an Spielertransfers beteiligt waren, haben Sie sich mittlerweile komplett zurückgezogen. Ist das Thema FC für Sie abgeschlossen?

Ich gehe regelmäßig ins Stadion, fühle mich dem 1. FC Köln nach wie vor besonders verbunden und bin dementsprechend auch fest vom Klassenerhalt überzeugt.

Es hieß, bei Yannick Gerhardts möglichem Wechsel nach Lissabon seien Sie involviert gewesen.

Ich kenne den Präsidenten von Benfica seit Jahren. Natürlich hat er mit mir über diesen Spieler gesprochen. Ich habe ihm dann aber mitgeteilt, dass ich ihn nicht unterstützen kann und habe ihn an die entsprechenden Personen verwiesen. Für Yannick Gerhardt hat es mich gefreut, dass er in so jungen Jahren bereits von einem international erfolgreichen Klub umworben wurde. Und die Ablösesumme hätte dem 1. FC Köln aus wirtschaftlicher Sicht sicher sehr genützt.

Die Verbindung zum ehemaligen Viktoria-Trainer Heiko Scholz hat dafür gesorgt, dass Sie sich auch bei dessen Klub 1. FC Lokomotive Leipzig engagieren.

Zwischen mir und Heiko Scholz besteht schon lange ein freundschaftliches Verhältnis. Ich habe bei unseren Kanzleien im Raum Leipzig um Unterstützung für diesen Traditionsverein geworben. Die Resonanz war positiv. Es imponiert mir, wie engagiert dort gearbeitet wird und wie sich die Fans einbringen. Der Klub lebt im Schatten von RB Leipzig, dem Maßstab aller aufstrebenden Vereine. Hätten wir in Köln die Möglichkeiten und die Ausstattung wie RB Leipzig, wären alle meine Spieler sehr glücklich. Wenn die Chance bestanden hätte, Red Bull nach Köln zu holen, wäre ich der erste, der sie ergriffen hätte.

Auch bei Drittligist Energie Cottbus ist ETL seit dieser Saison als Sponsor an Bord.

Auch in Cottbus haben sich acht Kanzleien zusammengetan und unterstützen Energie als Sponsor.

Das lässt fast vermuten, dass alle Ihre 700 Kanzleien Vereine in der jeweiligen Region unterstützen.

Das machen wir im Jugendfuß­ball, wo wir Klubs vor Ort Trikotsätze sponsern. Gerade kleinen Vereinen mangelt es oft an Unterstützung, die wir mit unseren Büros gerne geben.

Wäre auch ein Modell nach dem Vorbild von VW, das sich bei insgesamt 16 Erst- und Zweitligisten einbringt, für die ETL AG im Bereich der dritten und vierten Ligen denkbar?

Ich habe den Umsatz von ETL und VW verglichen. Dazwischen liegen noch mehrere Kilometer. Solch einen Vergleich kann man nicht ziehen.

Zudem sind Sie auch beim polnischen Erstligisten Lechia Danzig im Aufsichtsrat aktiv.

Wir sind im März 2014 mit 71 Prozent Aktienanteil bei Lechia Danzig eingestiegen. Der Verein verfügt über ein enormes Entwicklungspotenzial. Darüber hinaus sind wir mit unserer Stiftung in Danzig sehr aktiv und unterstützen ein Kinderhospiz.

Angefangen hat alles bei Germania Windeck. Sie wollten Ihren Heimatklub von der Kreisliga C in die Bezirksliga bringen. Heute spielt er in der Verbandsliga und stand im DFB-Pokal. Gab es den Gedanken, es dabei zu belassen?

Bei uns auf dem Land sagt man: Der Appetit kommt beim Essen. Natürlich war es damals verführerisch ein kleines Dörfchen mit 2.600 Einwohnern in die Regionalliga zu bringen. Das haben wir sportlich auch geschafft, doch der infrastrukturelle Aufwand war einfach zu hoch. Unser DFB-Pokalspiel gegen die Bayern vor 41.250 Zuschauern bedeutet nach wie vor einen Rekord, auf den alle im Verein mächtig stolz sind.

Haben Sie einen sportlichen Traum, den Sie sich noch erfüllen wollen?
Ich wünsche mir für alle Vereine, die ich mit Herzblut unterstütze, größtmöglichen sportlichen Erfolg. Legia Danzig in der Champions League, Cottbus zurück in der 2. Bundesliga, vielleicht gelingt es Lok Leipzig den großen Nachbarn zu überholen, und für Viktoria wünsche ich mir den Aufstieg in die Dritte Liga. Der Germania wünsche ich viele junge Talente, von denen vielleicht einer einmal für Furore in Deutschland sorgen kann.

Interview: Stefan Kühlborn

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