fbpx
Köln.Sport

„Ich hätte Red Bull nach Köln geholt“

Zurück1 von 2Weiter
Gründer der ETL AG und Mäzen beim Regionalligisten Viktoria Köln: Franz-Josef Wernze Foto: Horst Fadel

Gründer der ETL AG und Mäzen beim Regionalligisten Viktoria Köln: Franz-Josef Wernze
Foto: Horst Fadel

Klartext von Franz-Josef Wernze: Viktorias Mäzen spricht im Köln.Sport-Interview über Ziele des Vereins, den Trainerwechsel und sein vielfältiges Engagement im Fußball.

Herr Wernze, gefällt Ihnen Ihr Spitzname „der Boss“ eigentlich?

Spitznamen kann man sich nicht aussuchen. Man bekommt mit ihnen immer auch eine Eigenschaft zugebilligt, die ausdrückt, was die Menschen empfinden. Ich bewerte diesen Namen, aber auch die Personen, die ihn sagen, nicht negativ.

Als „Boss“ sind Sie beim FC Viktoria Vorsitzender des Verwaltungsrates. Wie sind Sie in die Arbeit der sportlichen Leitung eingebunden?

Ich bin in die Arbeit der sportlichen Leitung nur am Rande eingebunden. Sportvorstand Franz Wunderlich und der Sportliche Leiter Stephan Küsters haben in diesem Bereich die Fäden in der Hand, stimmen sich aber mit mir ab, was das Budget anbelangt. Ich habe zu beiden ein sehr gutes Verhältnis.

Haben Sie bei der Abstimmung das letzte Wort?

Die Hauptinvestitionen, die ja nicht aus dem Klub heraus getragen werden können, sind abgestimmt. Wir stimmen den Rahmen ab, und die sportliche Leitung füllt diesen mit Personen, die mein vollstes Vertrauen genießen. Darüber hinaus liegt alles Sportliche beim Trainer, der natürlich ein Mitspracherecht hat, etwa wenn es um die Verlängerung von Verträgen geht.

Claus-Dieter Wollitz musste gehen, obwohl Sie zuvor gesagt hatten, der Trainer stehe nicht zur Disposition. Wie schwer fiel es Ihnen, Ihr Wort zu brechen?

Pele Wollitz ist Vollprofi und weiß um die Gesetzmäßigkeiten im Fußball. Ihm gegenüber habe ich das Wort nicht brechen müssen. Er wusste, dass ich mit meiner Aussage die Ruhe um Mannschaft und Klub bewahren und Spekulationen vermeiden wollte. Im Fußball ist es üblich, zum Trainer zu halten, bis eine andere Entscheidung getroffen ist. Man kann ihn in der Öffentlichkeit nicht demontieren. Ich habe bis zur letzten Sekunde daran geglaubt, dass Pele Wollitz in die Erfolgsspur zurückkommt. Das war nicht der Fall. Daher mussten wir etwas ändern. Und da man nicht 15 Spieler auf einen Schlag austauschen kann, muss in einem solchen Fall der Trainer gehen.

Bei Neu-Trainer Kaczmarek haben Sie sehr hoch gegriffen und Ihn als zukünftigen Bundesligatrainer präsentiert. Was stimmt Sie so optimistisch?

Er hat eine erstklassige Ausbildung genossen, an der Sporthochschule studiert und ist zudem bei Spitzentrainern in den USA in die Ausbildung gegangen. Dieser Einsatz und diese Leidenschaft zeigen, dass er immer mehr machen wollte als andere. Die Chance, ihn zu verpflichten, ergab sich dann, weil seine schwangere Frau das Kind in Köln zur Welt bringen wollte. Nachdem wir uns mit vielen Bewerbern auseinandergesetzt hatten, haben wir uns dann einstimmig für „Tomek“ entschieden. Er hat das Zeug dazu, eine Mannschaft nicht nur zu führen, sondern zu begeistern. Er ist zwar jünger als einige seiner Spieler, hat sich aber dennoch in kürzester Zeit eine tolle Akzeptanz im Team erarbeitet. Er ist ruhig und ausgeglichen und damit das genaue Gegenteil von Pele Wollitz.

Auch bei den Neuzugängen ist man vom Weg der großen Namen abgekommen. War dies ein bewusster Richtungswechsel?

Ich glaube nicht, dass man dies als Richtungswechsel bezeichnen kann. Viktoria kam aus dem Nichts und stand ohne Mittel und Mannschaft da. Wir waren am Anfang gezwungen, fertige Spieler zu nehmen. Ältere und namhafte Spieler zu verpflichten, war die logische Konsequenz. Im Hinterkopf bestand aber immer die Idee, ein Team mit Perspektive aufzubauen. Dies bedeutet, jungen Talenten eine Chance zu geben und eine gute Mischung aus talentierten und erfahrenen Spielern zu haben.

Wie bewerten Sie den Stellenwert der Jugendarbeit beim FC Viktoria?

Unserer Jugendarbeit kommt dabei eine entscheidende Bedeutung zu. Hier haben wir einen Quell an Talenten. Dass unser Konzept, getragen von Manfred Schadt, einer anerkannten Größe im Jugendfuß­ball, so schnell Früchte getragen hat, war für uns ein kleines Wunder.

Wann wird auch die erste Mannschaft von dieser Entwicklung dauerhaft profitieren können?

Ich habe viele Spiele unserer U17 und U19-Bundesligateams gesehen und glaube, dass wir auf einem sehr guten Weg sind. Schon jetzt trainieren einige unserer Talente regelmäßig mit der ersten Mannschaft, zudem hat mit Mehdi Reichert ein A-Jugendlicher bereits einen Vertrag für die neue Saison unterschrieben. Das alles führt in der Summe dazu, dass sich die Viktoria sehr gut entwickelt. Auch wenn wir unser Ziel Aufstieg noch nicht realisieren konnten.

Wie optimistisch sind Sie, dass die Mannschaft noch mal oben angreifen kann?

Im Fußball darf man nie etwas ausschließen. Rot-Weiss Essen ließ sich als Wintermeister feiern und ist binnen kürzester Zeit ab­gerutscht. Wir spielen noch gegen alle Spitzenmannschaften und haben es in den eigenen Füßen. Sollten wir kontinuierlich punkten, ist alles möglich. Aber auch wenn wir es nicht mehr schaffen sollten, werden wir in der kommenden Saison wieder angreifen.

Sie haben Ihr persönliches Erfolgsgeheimnis einmal als eine Kombination aus Können, Ausdauer und Glück beschrieben. Welche dieser Komponenten fehlte der Viktoria im bisherigen Saisonverlauf?

Vielleicht ist es ein Fehler gewesen, dass wir den Trainer so dominant haben werden lassen. Da hätten wir womöglich früher eingreifen müssen. Ich halte das Team für qualitativ sehr gut, doch hat unter Wollitz ein gesundes Mannschaftsgefüge gefehlt.

Falls der Aufstieg nicht doch noch klappt, wie geht es weiter?

In der Winterpause haben wir junge Spieler geholt und mit längerfristigen Verträgen ausgestattet. Das zeigt die Richtung. Wir werden die nächsten Wochen und Monate genau hinsehen, um festzustellen, ob die Spieler, deren Verträge auslaufen, bereit sind, unseren Weg mitzugehen. Die Bewährungsprobe dauert bis Ende April.

Zurück1 von 2Weiter