„Ich habe den FC nicht des Geldes wegen verlassen“
- Updated: September 20, 2013
Im Interview mit Köln.Sport spricht Rückkehrer Patrick Helmes über den „neuen“ FC, seinen Wechsel 2008 nach Leverkusen und über traurige Tage in Wolfsburg. Hier Teil eins des großen Exklusiv-Interviews.
Herr Helmes, erstes Pflichtspiel für den FC, erster Sieg, erstes Tor – überrascht, wie gut Ihr Einstand beim 4:0 in Cottbus gelaufen ist?
Patrick Helmes: Was heißt überrascht? Das erträumt man sich so. Dass das dann auch so hinhaut, ist aber nicht immer der Fall. Ich bin froh, dass es so gekommen ist.
Der 1. FC Köln stellt sich neu auf, um in die Bundesliga zurückzukehren. Wie realistisch ist das Ziel Aufstieg?
Es ist noch lange hin bis zum Saisonende. Wir sind eine sehr gute, aber auch eine sehr junge Mannschaft und werden irgendwann auch Tiefen erleben, weil wir noch nicht so gefestigt sind. Spätestens dann sind Spieler wichtig, die schon ein bisschen älter, erfahrener sind, und dazu zähle ich mich – ich bin mit meinen 29 Jahren ja schon ein alter Hase. Ob es am Ende zum Aufstieg reicht, kann ich nicht sagen. Aber er ist machbar und wir wollen bis zum Ende oben dabei sein.
Sie sind schon 2008 mit dem FC aufgestiegen, hatten mit 17 Treffern in 33 Ligaspielen maßgeblichen Anteil an der BL-Rückkehr. Erkennen Sie Parallelen zu damals?
Die wahrscheinlich einzige Parallele ist, dass der FC heute wie damals in der 2. Liga spielte. Die aktuelle Mannschaft ist eine ganz andere. Natürlich hatten wir auch damals eine große Qualität im Kader, aber die kam über einzelne Spieler zustande. Es war schwer, aus diesen Charakteren ein Team zu formen. Heute ist das ganz anders: Die Mannschaft ist ruhiger, fokussierter und charakterlich einwandfrei.
Der damalige FC-Präsident Wolfgang Overath sagte 2011 in einem „Bild“-Interview: „Ich weiß nicht, wie oft Patrick inzwischen den Tag verflucht hat, an dem er hier wegen des Geldes weggegangen ist …“ Hatte er Recht?
Nein, ich habe den FC vor fünf Jahren nicht wegen des Geldes verlassen. Der FC war immer der Verein, zu dem ich die größte Bindung hatte, das weiß auch Wolfgang Overath. Für mich war er ein guter Präsident, zu dem ich auch jetzt noch Kontakt habe. Damals sind andere Dinge vorgefallen. Das weiß jeder, der dabei war. Doch ich will nicht nachtreten, denn ich bin froh, wieder beim 1. FC Köln zu sein. Ich fühle mich wohl hier und finde gute Voraussetzungen vor.
Haben Sie sich im Nachhinein etwas vorzuwerfen?
Nein, die Verhandlungen liefen damals einfach nicht so, wie sie hätten laufen sollen, dementsprechend musste ich einen anderen Weg einschlagen.
Christoph Daum, Ihr damaliger Trainer in Köln, sagte uns: „(Manager) Michael Meier hatte mit Patrick Helmes sogar einen Ausstieg aus dem Leverkusener Vertrag vorbereitet, der dann leider nicht zustande kam.“ Haben Sie damals voreilig bei Bayer unterschrieben?
Nein, noch einmal: Der Wechsel ist aus anderen Gründen entstanden. Weil der Verein in einigen Situationen einfach geschlafen hatte. Dass ich zum FC stehe, das wusste jeder. Er war auch immer mein erster Ansprechpartner für eine Vertragsverlängerung. Ich war dann sogar bereit, meinen Wechsel rückgängig zu machen, aber dazu ist es nicht gekommen, weil nicht ich das entscheiden konnte, sondern Bayer Leverkusen. Somit hatte sich das Thema erledigt.
Wie sehr haben Sie damals die Reaktionen der Kölner Fans getroffen?
Natürlich war das nicht angenehm. Aber wenn der Fan die angeblichen Fakten in der Zeitung liest, dann muss es ihm so vorkommen, dass ich derjenige war, der vieles falsch gemacht hat. Erst nach und nach sind dann Details rausgekommen, wie es damals wirklich gelaufen ist. Ich habe gelernt, damit umzugehen, doch es war nicht einfach.
War Ihre Familie auch der Meinung, dass der Weg zurück nach Köln der richtige ist?
Natürlich ist die Familie bei so einer Entscheidung sehr wichtig. Ich habe auf mein Herz gehört, und dazu haben mir auch meine Eltern und meine Freundin geraten. Deswegen waren andere Faktoren, wie bei einem großen Klub in der Bundesliga zu spielen, nicht mehr so wichtig.
Ihr Berater Gerd vom Bruch hat uns erklärt, dass der VfL Wolfsburg mit Ihnen weiter arbeiten wollte, Sie aber nicht. Was war der Grund?
Ich hatte den Spaß am Fußball ein wenig verloren. Es entspricht meinem Naturell, dass ich Spaß bei der Arbeit brauche, und den hatte ich einfach nicht mehr. In Wolfsburg hatte auch nicht mehr das Vertrauen des Trainers (Dieter Hecking, d.Red.). Gut, ich wäre jetzt wohl wieder in den Kader gerückt, hätte vielleicht auch gespielt, aber das war mir alles zu schwammig. Dementsprechend war für mich klar, dass ich zu dem Verein zurück möchte, für den ich die längste Zeit in meiner Karriere gespielt habe.
Das Gespräch führte Frank Schwantes