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Köln.Sport

Fünf Jahre ohne Perspektive

Quelle: imago

Auf solchen Torjubel (wie hier der Ex-Junkersdorfer Matthias Schmidt 2009) müssen die Westkölner womöglich fünf Jahre verzichten.

Nachdem die erste Mannschaft nach den vergangenen Saison den Spielbetrieb einstellte, muss der FC Junkersdorf ein halbes Jahrzehnt ohne Seniorenteams durchkommen. „Wir hatten ja keine Wahl und haben zähneknirschend zugestimmt“, erinnert sich Bert Wald, kommissarischer Jugendleiter beim FC Junkersdorf, an die Mitgliederversammlung am 3. Dezember. Gemeint ist die Ausgliederung der ersten Fußball-Mannschaft des linksrheinischen Mehrspartenvereins, FCJ-Mäzen und -Präsident Dr. Karl Bartel hatte den Mitgliedern eröffnet, sein finanzielles Engagement einzustellen.

Ohne Sponsor ließ sich der Spielbetrieb auf diesem Niveau natürlich nicht fortsetzen, was den Exodus der Erfolgself unausweichlich werden ließ. Den Aufstieg in die NRW-Liga nimmt nun also kein Junkersdorfer Team wahr. Stattdessen spielt der FC Viktoria 1904, der die Seniorenfußballabteilung aufnahm, jetzt in der fünfthöchsten deutschen Spielklasse.

Keine Chancen für den Nachwuchs

Die Konsequenzen der Ausgliederung sind weitreichend. „Aufgrund der Verbandsstatuten dürfen wir jetzt fünf Jahren lang keine Seniorenabteilung gründen“, erklärt Wald die Regularien. Insofern hat der Ehrenamtler auch wenig Argumente zur Hand, wenn Jugendliche nach Junkersdorf gelockt werden sollen. „Ich kann denen gar nichts bieten.“

Als besonders rosig hatte Wald die Chancen des eigenen Nachwuchs aber schon in der Vergangenheit nicht beurteilt: „Unter dem damaligen Trainer Daniel Zillken hatten unsere Talente keine Chance. Der hat ausschließlich auf fertige Spieler gesetzt.“ Der angesprochene Coach sieht den Sachverhalt anders: „Das ist völlig an den Haaren herbeigezogen“, sagt Zillken.

„Die Junkersdorfer Jugendteams spielen einfach nicht hoch genug, als dass die Jungs den Sprung in die NRW-Liga hätten schaffen. Ich habe die zwei, drei besten Spieler mal mittrainieren lassen, aber das war eine Katastrophe und hat den Trainingsbetrieb fast schon gestört.“ Da hat der erfahrene Fußballlehrer nicht ganz unrecht, spielt doch die etwa A-Jugend in der Sonderklasse nur auf Kreisebene und nicht höherklassig.

Abgang der B-Jugend

Die nunmehr fehlenden Perspektiven für das nächste halbe Jahrzehnt machen sich schon bemerkbar. Zwar blieb die A-Jugend komplett an Bord, dafür meldete sich allerdings die ganze B-Jugendtruppe ab. „Der Trainer konnte aus beruflichen Gründen nicht weitermachen, und die Mannschaft hat sich in alle Winde zerstreut“, bedauert Bart Wald den unerwarteten Abgang. Als Folge vermochte der FCJ für die Saison 2011/2012 nur noch neun statt wie bisher zehn Jugendmannschaften anzumelden.

Erneut vor größeren Problemen werden die Junkersdorfer in der kommenden Sommerpause stehen. Denn die gesamte A-Juniorentruppe steht dann vor dem Wechsel in den Seniorenbereich. Den es aber in Junkersdorf ja nicht gibt. „Vielleicht könnte die Mannschaft dann als Viktoria II oder III antreten und weiterhin hier in Weiden kicken“, hat Wald eine Idee entwickelt. Ob sich diese jedoch realisieren lässt, scheint fraglich. Viktoria Köln zumindest wollte sich auf Anfrage nicht äußern.

Täuschen die Anzeichen nicht, stehen der Junkersdorfer Fußballabteilung dürre Jahre bevor.

Dieser Artikel erschien in der Köln.Sport-Ausgabe 9/11.