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Köln.Sport

Fortuna: Die Analyse der Krise

Schnellstmöglich wieder nach oben soll es für die Fortuna um Kapitän Daniel Flottmann gehen Foto:imago/foto2press

Schnellstmöglich wieder nach oben soll es für die Fortuna um Kapitän Daniel Flottmann gehen
Foto:imago/foto2press

Nach dem Pokalsieg in Aachen hofft Fortuna Köln auch in der dritten Liga wieder auf ein Erfolgserlebnis. Vor dem 13. Spieltag analysiert Köln.Sport die Situation.

Es hätte so schön sein können: Mit sieben Punkten beendete Fortuna Köln die erste englische Woche der laufenden Drittliga-Saison und wähnte sich, im oft so schweren zweiten Jahr nach dem Aufstieg, bereits auf dem besten Weg ins gesicherte Mittelfeld. Doch sechs Spiele ohne Sieg später hält der Südstadt-Klub als Tabellenletzter die rote Laterne in den Händen. Der Pokalerfolg in Aachen macht, ob des Ergebnisses zwar Mut, heikel ist die Situation aber noch immer. Dabei sind die Gründe für den Sturz ans Tabellenende vielschichtig.

Diese Geschichte erschien zuerst in der aktuellen Köln.Sport-Ausgabe 10/2015. Die komplette Ausgabe lesen Sie hier kostenlos

Diese Geschichte erschien zuerst in der aktuellen Köln.Sport-Ausgabe 11/2015. Die komplette Ausgabe lesen Sie hier kostenlos

1. Fehlendes Selbstvertrauen
Was mit der unnötigen Niederlage in Wiesbaden (0:3) begann, hat sich mittlerweile zu einer echten Schaffenskrise entwickelt. „All das, was Fortuna eigentlich auszeichnet, haben wir zuletzt nicht auf den Platz gebracht. Nach Rückständen agieren wir zu kopflastig und treffen die falschen Entscheidungen. Die Negativerlebnis­se haben Spuren hinterlassen, die Zweifel sind groß“, sagte Trainer Uwe Koschinat vor dem Pokalspiel in Aachen. In der Tat – so war es zuletzt zumindest im Ligabetrieb – scheint aktuell jeder noch so kleine Rückschlag das Fortuna-Gebilde zum Einsturz zu bringen. Die allgemeine Verunsicherung ist förmlich bis auf die Tribüne spürbar und zeigt sich vor dem gegnerischen Tor genauso wie im eigenen Strafraum.

2. Formkrise bei den Führungsspielern
Insbesondere die Akteure, die in der Vorsaison mit konstant starken Leistungen glänzen konnten und so das Team führten, befinden sich derzeit in einem Leistungstief. Exemplarisch sei an dieser Stelle die Abwehrkette genannt. Zählte die Fortuna-Defensive um Boné Uaferro, Florian Hörnig und Tobias Fink nach dem Aufstieg noch zu den sichersten der Liga, haben die Südstädter in den ersten zwölf Partien dieses Jahres im Schnitt 2,4 Gegentore pro Spiel zugelassen. „Das verwundert mich schon, immerhin haben wir den Kader in der Defensive nicht verändert. Nüchtern betrachtet handelt es sich aber um eine Überforderung der ganzen Mannschaft und ist keine alleinige Problematik der Defensive“, sagt Koschinat.

3. Mangelnde Disziplin
Fünf Platzverweise nach zwölf Spielen sind – gemeinsam mit Preußen Münster – Ligahöchstwert. Zuletzt kostete Hamdi Dahmanis überflüssige Gelb-Rote Karte der Fortuna gegen Großaspach die Kontrolle über das Spiel und war so mit ein Grund dafür, dass die Südstädter einen 2:0-Vorsprung nicht ins Ziel retten konnten. Ein Zeichen, dass sich der anhaltende Frust zum Teil in Disziplinlosigkeiten entlädt, war auch Michael Kessels übles Einsteigen gegen Würzburgs Gutjahr, das gut und gerne mit einer Roten Karte hätte bestraft werden können.

4. Verletzungspech
Bei den Siegen gegen Cottbus (3:0) und Magdeburg (2:1) sowie dem Punktgewinn in Kiel (2:2) waren Keeper André Poggenborg und Mittelfeldstrate­ge Kristoffer Andersen noch die großen Stabi­lisatoren im Kölner Spiel. Seitdem fehlten beide Stammkräfte im Ligabetrieb. „Es ist schade, dass sich gleich zwei Leistungsträger in dieser Phase verletzt haben. Sie können die starken Schultern sein, an denen sich die anderen hochziehen“, so Koschinat, der auf eine baldige Rückkehr hofft. Auch wenn der Stellvertreter im Tor, Tim Boss, seine Sache ordentlich macht, gegen Würzburg einen Elfmeter parierte und in Aachen erstmals die Null hielt, könnte ein Typ wie Poggenborg dem Team durch seine pure Anwesenheit neue Stabilität verleihen und den Gegnern Respekt einflößen.

5. Fehlende spielerische Elemente
Eine Rückkehr Andersens, der im Mittelfeld aggressiv zu Werke geht und kaum vom Ball zu trennen ist, war für die Fortuna in Aachen enorm wichtig.  Mit Andersen, der bei seinem Comeback immerhin 80 Minuten durchhielt, auf dem Feld wirkt Fortunas Spiel deutlich kontrollierter. Zuletzt wirkten die vielen langen Bälle im Spielaufbau nämlich eher hilflos, auch wenn Koschinat mit dem Spiel nach vorne zufrieden ist: „Wir haben 15 Tore erzielt und die meisten davon aus dem Spiel heraus, das ist okay.“ Auch in den letzten sechs sieglosen Partien zählte der Coach zwölf Großchancen. „Unser elementares Problem ist, dass wir nicht in der Lage sind, zu null zu spielen, und nach Gegentoren einbrechen.“

… und so kommt die Fortuna aus der Krise:
Für die Südstädter gilt es, sich auf ihre eigentlichen Stärken zu besinnen. Dazu zählt die totale Hingabe auf dem Platz. Die von Koschinat oft angesprochene Galligkeit fehlte zuletzt, was die Fortuna zu einem dankbaren Gegner machte. „Ich muss genau analysieren, welche Spieler mit der Situation umgehen können und für wen es eher erdrückend ist“, so Koschinat. Es stehen harte Entscheidungen an, damit Fortuna Köln zurück in die Spur findet. Am besten schon am Samstag (14 Uhr) im so wichtigen Auswärtsspiel bei Rot-Weiß Erfurt.

Stefan Kühlborn