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Köln.Sport

FC: Statt Sturm ein laues Lüftchen

Ärgert sich über eine verpasste Torchance: FC-Torjäger Anthony Ujah Foto: imago/Eibner

Ärgert sich über eine verpasste Torchance: FC-Torjäger Anthony Ujah
Foto: imago/Eibner

Gegen Frankfurt erlebten die Fans zuletzt ein Spektakel. Vier Tore in einem Spiel sind für den FC in dieser Saison allerdings ebenso eine Ausnahme wie Heimsiege. Denn im Angriff lahmen die Geißböcke.

Immerhin sei er schmerzfrei auf die Bühne gekommen, sagte Patrick Helmes bei der Kölschen Sportnaach im Maritim Hotel am Heumarkt. Stellvertretend für die Mannschaft nahm der FC-Stürmer, der in dieser Saison noch kein Spiel absolvieren konnte, gemeinsam mit Präsident Werner Spinner die Ehrung für Kölns beste Mannschaft des Jahres entgegen.

Mit zwölf Toren und sieben Vorlagen hatte Helmes maßgeblichen Anteil an der Rückkehr des 1. FC Köln in die Bundesliga. Ob der ehemalige Nationalspieler aber selbst noch mal in Deutschlands höchster Spielklasse auflaufen wird, erscheint fraglicher denn je. Wer die Preisverleihung aufmerksam verfolgte, der bemerkte zwangsläufig, dass der mittlerweile 31-Jährige noch immer nicht wirklich rund läuft beziehungsweise geht.

Und das nach knapp acht Monaten, die seit Helmes’ letztem Mannschaftstraining vergangen sind. Am 26. Juli stand der Angreifer noch einmal gemeinsam mit den Teamkollegen auf dem Rasen. Danach war er nur noch Trainingsgast. Waren die Mediziner zunächst noch von einem Muskel­faserriss ausgegangen, entpuppte sich die Verletzung schließlich als Knorpelschaden in der Hüfte. Konservative Behandlung, Ausfallzeit von Beginn an ungewiss.

Droht wohl das Karriereende: FC-Sturmstar Patrick Helmes Foto: imago/Thomas Zimmermann

Droht wohl das Karriereende: FC-Sturmstar Patrick Helmes
Foto: imago/Thomas Zimmermann

Alleinunterhalter Ujah

Dabei war Helmes fest eingeplant, sollte das offensive Aushängeschild des Aufsteigers werden. Alleine die Präsenz des schussgewaltigen Torjägers hätte dem FC gut zu Gesicht gestanden, nicht zu vergessen die Gefahr aus der zweiten Reihe und Helmes’ Qualitäten bei Standards, wo die Geißböcke im bisherigen Saisonverlauf kaum für Schrecken bei den gegnerischen Abwehrreihen sorgen konnten. Ein Tor im direkten Anschluss an eine Ecke – Fehlanzeige.

Doch auch aus dem Spiel heraus lahmt die kölsche Offensive: Elf Mal blieben die Geißböcke in 25 Spielen torlos, gaben in der Hinrunde mit lediglich 158 die wenigsten Torschüsse aller 18 Erstligisten ab und erspielten sich im bisherigen Saisonverlauf erst 94 Torchancen. Ungefährlicher ist nur Hertha BSC (88).

Die meisten Kölner Torschüsse gab bislang übrigens Anthony Ujah ab (43) – zum Vergleich: Arjen Robben nahm das gegnerische Tor mehr als doppelt so oft ins Visier (87 Torschüsse). Mit neun Toren ist der Publikumsliebling Kölns Lebensversicherung im Kampf gegen den Abstieg. Auch weil die Verantwortlichen mit ihren im Sommer getätigten Personalentscheidungen kein glückliches Händchen bewiesen, liegt die Last allein auf Ujah.

Transfer-Volltreffer gesucht

Insgesamt rund fünf Millionen Euro wurden in die offensiven Neuzugänge Simon Zoller, Yuya Osako und Slawomir Peszko (fest verpflichtet) investiert. Die Zwischenbilanz fällt mehr als mau aus: Der Japaner Osako war in 18 Einsätzen an vier Toren beteiligt (zwei Treffer, zwei Assists), Peszko betreibt meist großen Aufwand, der Ertrag hält sich mit einer Vorlagen in zwölf Spielen aber in Grenzen. Und Drei-Millionen-Mann Zoller, der in der internen Stürmer-Rangliste im Wintertrainingslager sogar hinter Youngster Bard Finne zurückgefallen war, hat sich auf eigenen Wunsch hin auf Leihbasis zurück zum Ex-Verein nach Kaiserslautern verabschiedet.

Enttäuschte beim FC auf ganzer Linie: Simon Zoller Foto: imago/Eibner

Enttäuschte beim FC auf ganzer Linie: Simon Zoller
Foto: imago/Eibner

Dem Boulevard gegenüber bestätigte FC-Manager Jörg Schmadtke, dass Zoller nicht sein bester Transfer gewesen sei, um gleich hinterherzuschieben, dass der 23-Jährige dies aber noch werden könne. Ob Simon Zoller im Sommer wirklich wieder das FC-Trikot tragen wird, darf aktuell allerdings ebenso bezweifelt werden wie eine Rückkehr von Patrick Helmes. Fakt ist: Der 1. FC Köln hat in der Abteilung Attacke vornehmlich auf Spieler gesetzt, die den Erwartungen aus unterschiedlichen Gründen nicht gerecht werden konnten.

Mit den geplanten Wintertransfers Philipp Hosiner und Carlos Eduardo hätte man auf fehlende Durchschlagskraft und Kreativität im Offensivspiel reagieren können, hatte aber Pech (Hosiner) oder nicht die finanziellen Mittel (Eduardo). Der stattdessen geholte Brasilianer Deyverson traf in fünf Pflichtspieleinsätzen zwar bereits genauso oft wie Zoller in elf Spielen, ob der 23-Jährige aber auf Dauer den Anforderungen an einen Bundesligastürmer gerecht werden kann, muss er im Laufe der Rückserie erst noch beweisen.

Wenn es für die Geißböcke optimal läuft, schafft der Verein den Klassenerhalt trotz meist vorherrschender offensiver Harmlosigkeit. Doch spätestens die kritische Nachbetrachtung der Saison muss den Verantwortlichen vor Augen führen: Die Trefferquote bei den Transfers entscheidet in nicht unwesentlichem Maße über die Trefferquote des 1. FC Köln in der Fußball-Bundesliga. Und die ist – auch für einen Aufsteiger – ausbaufähig.

Stefan Kühlborn