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Köln.Sport

FC: Mitten im „Wanderzirkus“

Der Name Max Vollmar dürfte nicht jedem Fan des 1. FC Köln sofort ein Begriff sein. Dennoch ist der Teammanager für den Verein und die Spieler extrem wichtig – vor allem abseits des Fußballplatzes.
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Das Geißbockheim ist der Hauptarbeitsplatz von FC-Teammanager Max Vollmar. (Foto: Andreas Kerschgens)

Die Sonne kommt noch einmal heraus am letzten Sommerferientag in Nordrhein-Westfalen – und zieht so auch noch einmal etliche vor allem junge FC-Fans ans Geißbockheim. Sie jubeln Simon Terodde zu, der am vergangenen Spieltag drei Tore geschossen hat, fragen Timo Horn nach Autogrammen, posieren für Selfies mit Jonas Hector. Diese drei sind den Trubel und die große Fan-Nähe am Trainingsgelände des 1. FC Köln bereits gewohnt – neue Spieler dürften sich jedoch zu Beginn auch mal die Augen reiben angesichts dessen, was bei einem Dienstagnachmittags-Training eines Zweitligisten so los sein kann.

„Wir haben hier besondere Gegebenheiten am Geißbockheim. Es ist sehr öffentlich, es sind sehr viele Fans da. Das ist für den einen oder anderen Spieler, der von einem Klub kommt, der vielleicht weniger fanstark ist, neu“, sagt Max Vollmar, als er lächelnd auf die Zuschauermassen blickt. Es sind mindestens 200 Menschen gekommen. „Darauf kann man die neuen Jungs schon vorbereiten“, sagt er.

„Verkettung von Zufällen“

Max Vollmar ist Teammanager des 1. FC Köln. Sein Gesicht dürfte nicht jedem Fan bekannt sein, sein Name vielleicht noch weniger. Dennoch ist er für den Verein, und besonders für die Spieler, ein extrem wichtiger Mitarbeiter. Seine Aufgaben? „Allgemein gesagt, ist es die Grundorganisation des ‚Wanderzirkus‘, wie ich das Ganze gerne liebevoll nenne. Was letztlich der Fan sieht, sind ja nur die elf Mann, die auf dem Platz stehen, und das Trainerteam. Aber wir sind ja eine Gruppe von rund 40 Leuten, wenn wir im Sommer oder Winter ins Trainingslager reisen oder zu den Auswärtsspielen. Da schaue ich dann in Absprache mit der sportlichen Führung, dass es für uns möglichst reibungslos läuft, damit sich unser Team voll und ganz auf den Fußball konzentrieren kann.“ Zudem holt er die Neuzugänge vom Flughafen ab, vermittelt sie an Makler und hilft bei Behördengängen – ist sozusagen zuständig für alles, was das Wohlergehen der Spieler betrifft.

Diesen Job macht der gebürtige Bonner mittlerweile seit 2011. „Eine Verkettung von Zufällen“ habe ihn damals zum FC geführt, sagt er. Einen Beruf im Fußballbereich zu ergreifen war jedoch nicht von Anfang an sein Plan. Als Jugendlicher stand er im Theater auf der Bühne, spielte im Film „Die Welle“ mit Jürgen Vogel mit und überlegte, Schauspiel zu studieren. „Den Gedanken habe ich relativ schnell wieder verworfen, weil ich etwas Bodenständiges lernen wollte. Auf die Theaterausbildung mit Fechten und Reiten hatte ich keine Lust.“

Also entschließt er sich, BWL zu studieren, und schreibt während eines Auslandssemesters Bewerbungen an die Marketing-Abteilungen verschiedener Fußballvereine – unter anderem an den 1. FC Köln. „Dem damaligen Teammanager Marcus Rauert ist meine Bewerbung in die Hände gefallen, und er meinte: Der könnte vielleicht ganz gut mit den Jungs. Er fand die Mischung gut aus Schauspiel und dem klassischen BWL-Studium. So kam ich zu dem Praktikum und war dann auf einmal beim FC.“

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Immer locker, immer freundlich: Max Vollmar beim Gespräch mit Köln.Sport am Geißbockheim. (Foto: Andreas Kerschgens)

Ein absoluter Traumjob?

Als Rauert dann 2011 aufhört, schlägt er Vollmar als seinen Nachfolger vor. Ein Vorstellungsgespräch beim damaligen FC-Boss Volker Finke später hat er den Job. „Man braucht dafür schon eine gewisse Stressresistenz und eine sehr hohe zwischenmenschliche Stärke. Man muss mit verschiedenen Charakteren gut zurechtkommen, verschiedene Kulturen respektieren und einordnen können. Das Zwischenmenschliche ist ganz wichtig.“

Und das stimmt bei Vollmar zweifellos. Zu vielen Spielern hat er Freundschaften aufgebaut, ist Bezugs- und Vertrauensperson. Auch und vor allem abseits des Rasens. „Obwohl wir jeden Tag zusammenarbeiten und es immer um Fußball geht, reden wir nicht notgedrungen darüber, wenn wir abseits des Geißbockheims mal was zusammen machen. Es ist ganz wichtig, die Jungs auch mal auf andere Gedanken zu bringen, ihnen andere Sachen zu zeigen, sodass sie sich mal mit anderen Thematiken beschäftigen. Sie sollen die Scheuklappen ein bisschen aufmachen und aufgeschlossen durch die Welt gehen.“

Ein absoluter Traumjob, werden viele nun denken. Für Max Vollmar ist er das auch – auch wenn es mal schwierigere Tage gibt. „Es ist sehr dramatisch, wenn bei Neuzugängen die sportärztlichen Untersuchungen nicht gut laufen. Die Geschichte mit Philipp Hosiner zum Beispiel, das war ein einschneidendes Erlebnis, daran kann ich mich noch genau erinnern.“ Plötzlich ist die Miene Vollmars wie versteinert. „Du stehst mit dem Spieler und dem Arzt allein in einem Raum – und bekommst dann solch eine Hiobsbotschaft mit. Das ist sehr unangenehm. Vorher sprichst du ja mit den Jungs und sagst ihnen: Freut Euch auf eine geile Stadt, einen geilen Verein und eine gute Mannschaft, und dann weißt Du in dem Moment, dass das erst mal nichts wird.“

Vor allem definiert sich die Arbeit Vollmars jedoch über den tagtäglichen Kontakt mit den Profis. „Man probiert, immer positiv zu sein, die Stimmung für die Jungs und die Mannschaft hochzuhalten, auch wenn es sportlich nicht so gut läuft. Der Rucksack ist in solchen Phasen ohnehin schwer genug. Ich versuche dann, den Rucksack etwas anzuheben mit ein paar anderen Gedanken. Nicht, indem ich sie auf irgendwelche Blödeleien bringe, sondern ein bisschen den Druck rausnehme. Ich glaube, das tut vielen ganz gut.“

Das sieht wohl auch Markus Anfang so, dem Vollmar die Stadt zwar nicht mehr erklären musste, ihm jedoch wertvolle Tipps bei der Einarbeitung geben konnte. So trägt er jeden Tag seinen Teil zu der allseits zitierten familiären Atmosphäre bei, die beim 1. FC Köln sichtbar herrscht. Auch, wenn vielen Fans sein Gesicht oder sein Name nicht zwangsläufig bekannt sind.