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Köln.Sport

FC-Jugend wird umstrukturiert

Quelle: IMAGO

Frank Schaefer ist neuer Leiter des Nachwuchsleistungszentrums

Der 1. FC Köln möchte verstärkt auf die eigene Jugend setzen. Höchste Zeit, denn zuletzt erschien der Ertrag in diesem Bereich nur wenig optmal. Mit Frank Schaefer als neuem Leiter des Nachwuchsleistungszentrums soll sich dies nun ändern.

Direkt am Haupteingang der Geschäftsstelle am Geißbockheim, da hängt sie. Durch die Tür, gleich auf der linken Seite. Die FC-Charta, das Leitbild des Traditionsvereins. Dort sind Werte, Ansichten und Mentalität des Vereins und seiner Mitarbeiter festgehalten. Unter Punkt acht „Unsere Jugend – uns Zokunf“ ist folgendes vermerkt: „Wir fördern Talente als Investition in die Zukunft – für den Sport, für die Gesellschaft, für die persönliche Entwicklung und für unseren FC.“ Dass die Geißböcke diesen Leitsatz im Jugendbereich auch in die Tat umsetzen, kann man ihnen ob der jüngsten Erfolge (siehe Kasten) nicht absprechen, allerdings ist der Ertrag für den Profibereich zuletzt mehr als überschaubar gewesen. Jonas Hector hat den Weg aus der U 21 in die Profimannschaft gefunden, auch Timo Horn und Kacper Przybylko. Aber sonst? Genau, die Liste führt nicht allzu weit. Das Nachwuchsleistungszentrum des FC wurde bereits vom DFB mit dem höchsten Zertifikat ausgezeichnet, die gute Arbeit kommt in der Lizenzspieler-Mannschaft bisher aber noch nicht so richtig an.

Aus diesem Grund wird die Jugendarbeit des FC nun neu strukturiert. An der Spitze: Frank Schaefer. Der 49-Jährige, bisher als „Leiter Sport“ angestellt, steht dem Jugendbereich nun als neuer Leiter des Nachwuchsleistungszentrums vor. „Der sportliche Bereich jedes Bundesligisten besteht aus drei Säulen: die Lizenzspieler, das Scouting und der Nachwuchsbereich. Ich glaube, dass der Jugendbereich beim FC eine unheimlich wichtige Rolle spielt, nicht zuletzt, weil wir uns keine teuren Stars leisten können – und uns derzeit auch gar nicht leisten wollen“, erklärt Schaefer, warum ihn seine neue Aufgabe besonders reizt. In seinem Verantwortungsbereich werden vor allem die Führung der Jugendtrainer sowie das direkte Feedback für die Talente liegen. Darüber hinaus wird zur neuen Saison ein Anliegen der Verantwortlichen weiter vorangetrieben: die gemeinsame Spielphilosophie des Vereins. „Eine grundlegende Spielweise, für die der 1. FC Köln in den nächsten Jahren stehen soll“, wie es Schaefer formuliert.

Nicht unbedingt in Form eines gemeinsamen Spielsystems, wie es in niederländischen Nachwuchszentren und beim FC Barcelona Gang und Gäbe ist, aber in Sachen Verständnis der eigenen Rollen. „Ein talentierter Fußballer darf sich nicht nur über eigenen Ballbesitz definieren. Mit dieser Einstellung wird er im Profibereich scheitern“, erklärt Schaefer. Deshalb werden die jungen FCler in Zukunft in den drei Grundsituation eigener Ballbesitz, gegnerischer Ballbesitz und Umschaltspiel gezielt und einheitlich ausgebildet.

Dagegen wird die eigene U 21 mit ihrem Coach Stephan Engels ab sofort dem Profibereich zugeordnet. Und zwar unabhängig von der – zum Redaktionsschluss noch offenen – Ligenzugehörigkeit. „Sollten wir doch noch in die Mittelrheinliga müssen, ändert sich für uns nichts. Weder der Kader noch der Etat noch die Ziele in der sportlichen Entwicklung wären davon betroffen“, erklärt Schaefer. Das Argument, mit der zweiten Mannschaft in der 5. Liga sei eine sinnvolle Ausbildung nicht möglich, lässt das FC-Urgestein ohnehin nicht gelten. „Kein Spieler, der das Potenzial hat, Profi beim FC zu werden, wird dieses Ziel nicht erreichen, weil er ein Jahr in der Mittelrheinliga statt in der Regionalliga gespielt hat. Qualität setzt sich immer durch.“

Anstelle von Manfred Schadt, der den Verein verlässt, wird ab sofort Boris Schommers, der Ex-U17-Coach, die Betreuung der U 19 übernehmen. Seinen ehemaligen Job übernimmt Stephan Mötrath. In Sachen Kaderplanung haben die beiden keine einfache Aufgabe. Denn entgegen einiger Medienberichte, wonach dem FC die Talente freiwillig davonlaufen, wurden die Kaderzahlen im Sommer bewusst deutlich reduziert. „Die Zahl von 22 Spielern im Kader werden wir nicht überschreiten“, erklärt Frank Schaefer. Die Folge: Es musste streng selektiert werden, unter anderem wollten 32 Talente in den Kader der neuen U19.

Es tut sich einiges im Jugendbereich des FC, mal wieder. Und die Fans haben die Hoffnung, dass die Herangehensweisen viele neue Talente hervorbringt. Zum Wohle des Vereins. Und damit Punkt acht der FC-Charta bald auch wieder beim Blick auf die erste Mannschaft Sinn ergibt.

Aus Köln.Sport 07/2013