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Köln.Sport

FC: Jugend forsch

Jannes Hoffmann (r.) gilt als großes Nachwuchstalent beim 1. FC Köln Foto: imago/Revierfoto

Jannes Hoffmann (r.) gilt als großes Nachwuchstalent beim 1. FC Köln
Foto: imago/Revierfoto

Die U19 des 1. FC Köln auf Meisterschaftskurs, die U17 auch oben dabei: Die Nachwuchs-Geißböcke präsentieren sich in dieser Saison unerwartet stark. Der Erfolg ist das Ergebnis der neuen Ausrichtung.

Heiß ging es her an diesem kühlen Mittwochabend auf dem Nebenplatz am Geißbockheim zwischen den U17-Teams aus Köln und Leverkusen. FC gegen Bayer – das rheinische Nachbarschaftsduell zählt schon im Jugendbereich zu den Höhepunkten. Vor allem, wenn es nicht nur um Punkte und Prestige, sondern um Spitzenplätze geht. Nach 80 intensiven Minuten behielt der Kölner Nachwuchs die Oberhand – angeführt von Nationalspieler Salih Özcan gelang der FC-U17 durch das 2:0 ein echter Big Point.

Dass die Nachwuchs-Geißböcke ganz oben mitspielen und sogar den Lokalrivalen vom Bayer-Kreuz noch überholen konnten, kommt überraschend. Bis kurz vor der Winterpause grüßte Leverkusen noch souverän von der Tabellenspitze. Doch durch eine Schwächephase und den fulminanten Lauf der FC-U17, die neun Spiele in Folge für sich entscheiden konnte, veränderten sich die Machtverhältnisse im Rheinland. Nun peilt der Kölner Nachwuchs um Trainer Stephan Möthrath die Tabellenspitze an.

Erster Titel seit 2008 winkt

Von dort grüßen schon die älteren Kollegen aus der A-Jugend. Acht Spiele ohne Gegentor in Serie, die beste Abwehr der Liga und zwölf Siege aus 14 Partien: Die FC-U19 dominiert die West-Staffel nach Belieben, zur Winterpause haben die Schützlinge von Trainer Boris Schommers bereits acht Zähler Vorsprung auf die Konkurrenz. Die erste West-Meisterschaft seit 2008 ist damit zum Greifen nah.

Erfolge, die nicht vom Himmel fallen. Der Verein erntet nun die Früchte der Umstrukturierungen der jüngsten Vergangenheit. „Der 1. FC Köln ist ja von jeher für eine gute und ­seriöse Jugend­arbeit bekannt. Man muss aber sagen, dass wir uns durch sehr intensive und engagierte Arbeit noch einmal weiterentwickelt haben. ­Unsere Spielphilosophie greift in den Teams immer mehr“, erklärt Frank ­Schaefer, Leiter der Nachwuchsabteilung. „Die Qualität eines Nach­wuchs-Leistungszentrums ist aber nicht unbedingt an Tabellenplätzen festzumachen“, betont der ehemalige Bundesliga-Coach.

Wichtig sei dabei auch das Präsidium um Werner ­Spinner: „Man kann deutlich sagen, das dies nur möglich ist, weil unser Vorstand und unsere Geschäftsführung das Nachwuchs-Leistungszentrum bedingungslos unterstützen und für alle Ideen und Anliegen immer ein offenes Ohr haben. Die Ankündigungen des Vorstandes, den Nachwuchs zu fördern, werden spürbar umgesetzt.“

Mit seinen Treffern Erfolgsgarant der FC-U17: Junioren-Nationalspieler Salih Özcan Foto: imago/DeFodi

Mit seinen Treffern Erfolgsgarant der FC-U17: Junioren-Nationalspieler Salih Özcan
Foto: imago/DeFodi

„Die Augen offen halten“

Dafür geht der FC auch andere Wege: Kamen die Neuzugänge in den letzten Jahren zumeist aus dem näheren Kölner Umfeld, schlugen die „Geiß­böcke“ auch im Nachwuchsbereich vor dieser Spielzeit im Ausland zu. Aus Kerkrade wechselte Jannik Mause in die Domstadt, aus Norwegen wurden Birk Risa und Szymon Walczak nach Köln gelockt.

„Wir müssen die Augen in allen Richtungen offen halten. Das beinhaltet auch die Verpflichtung von außergewöhnlich talentierten Spielern aus dem Ausland. Der Profi-Fußball ist schon sehr international geworden, dem muss man Rechnung tragen“, erklärt Schaefer die neue Transferpolitik, betont aber gleichzeitig: „Unser Hauptaugenmerk liegt nach wie vor auf Spielern aus unserer eigenen Region.“ Eines dieser Talente schaffte schon in der Winterpause den Sprung zu den Profis: Lukas Klünter, vor der Saison vom Bonner SC gekommen, überzeugte derart, dass ihn Peter Stöger überraschend zum Trainingslager nach Florida mitnahm.

Duelle auf hohem Niveau peilen derweil bereits die FC-Fans an. Sollte die U19 Deutscher Meister werden, wäre die UEFA Youth League erreicht. Der Wettbewerb, bisher nur den Jugendteams der Champions-League-Teilnehmer vorbehalten, wird erweitert, auch die Titelträger sollen mitspielen. Die Aussicht auf Europapokal heizt bereits die Phantasie der Anhänger an. Gedanken, die der FC noch nicht hegt. Dem oft kritisierten Wettbewerb steht der Verein aber grundsätzlich offen gegenüber: „Generell begrüßen wir Vergleiche auf höchstem Niveau, wenn sie nicht zu Lasten der Ausbildung der Spieler gehen.“

Die steht für den Verein im Vordergrund. Denn: Letztlich nützen auch alle Meriten im Jugendbereich nichts, wenn aus dem eigenen Nachwuchs nichts zu den Profis nachrückt. Yannick Gerhardt oder Timo Horn sind Beispiele dafür. Und wer weiß: Vielleicht geht es ja in ein paar Jahren für die heutigen U17-Talente wieder heiß her gegen Lever­kusen – dann aber nicht auf dem Nebenplatz des Geißbockheims, sondern im RheinEnergieStadion!

Thomas Reinscheid