FC: Fünf Erkenntnisse zum 2. Spieltag
- Updated: August 26, 2019
Der 1. FC Köln hat nach leidenschaftlicher Leistung am Freitagabend sein erstes Bundesliga-Heimspiel 2019/20 gegen Borussia Dortmund mit 1:3 verloren. Die Köln.Sport-Erkenntnisse zur Partie.
1 Note Eins für die Doppel-Sechs.
Ganz Müngersdorf war gespannt auf das Heim-Debüt der neuen FC-Schaltzentrale: Birger Verstraete und Ellyes Skhiri liefen am Freitagabend erstmals im RheinEnergieStadion für ihren neuen Klub auf – und stellten sich eigentlich von der ersten Minute an als unverzichtbare Verstärkungen heraus. Während Verstraete all die Attribute zeigte, die ihn in der Vorbereitung bereits auszeichneten – Laufstärke bis zum Geht nicht mehr, unangenehme Zweikampfführung und dazu ein durchaus feines Auge –, wurde vor allem das Debüt von dem als „Königstransfer“ charakterisierten Ellyes Skhiri sehnlichst erwartet. Und der Tunesier hielt, was sich die FC-Fans von ihm versprachen: Gestenreich ordnete er das Mittelfeld, ohne zuviel zu dirigieren, sorgte besonders in Hälfte Eins für eine nahezu perfekte Abstimmung der Ketten und ließ das gefürchtete Dortmunder Zentrum mit den Herren Reus und Witsel kaum zur Entfaltung kommen. Skhiri als ordnender General in der Mitte, Verstraete als unangenehmer „Büffel“ und perfekter Zuarbeiter – diese Doppel-Sechs genügt höheren Bundesliga-Ansprüchen und ist von nun an in Stein gemeißelt. Solch ein Mittelfeld-Duo in der Zentrale hatte der FC seit Jahren nicht.
2 Eine weitere Problemposition wurde behoben.
Miso Brecko, mal Marcel Risse oder Frederik Sörensen, Lukas Klünter, zuletzt Benno Schmitz und Matthias Sörensen – in den vergangenen Jahren zeichnete sich die Position rechts in der Abwehrkette beim FC nicht durch Qualität und Konstanz aus. Umso wichtiger, dass mit Kingsley Ehizibue nun ein waschechter Rechtsverteidiger die Seite beackert. Dass der Außenverteidiger die Linie lang marschieren muss ist eine Aussage, die einen normalerweise ein paar Euro ins Phrasenschwein zahlen lässt – im Falle von „Easy“ stimmt dies jedoch. Thorgan Hazard, für 25 Millionen aus Gladbach gekommen, sah in Hälfte Eins überhaupt kein Land gegen den dynamischen, robusten und spielfreudigen Holländer – dass dieser beim 1:2 im Kopfballduell nicht besonders ambitioniert aussah, geschenkt. Der FC hat neben der Mittelfeldzentrale mit diesem Transfer auch die nächste klaffende Lücke mehr als zufriedenstellend geschlossen.
3 Ein Ausfall, der richtig weh tut.
Die Leistung von Jhon Cordoba aus den ersten 45 Minuten kann als Blaupause dafür genommen werden, wie die Stürmer eines spielerisch unterlegenen Teams gegen einen Gegner vom Schlage Borussia Dortmunds in der Defensivarbeit auftreten müssen. Cordoba schmiss sich in jeden Zweikampf, sobald der Ball Roman Bürkis Füße verließ, manchmal sogar vorher. Der Kolumbianer machte klug Bälle fest und leitete sie weiter, ohne zu überdrehen, war aufgrund seiner Schnelligkeit in Kontersituationen die wichtigste Waffe und zeigte mit Herz und Engagement, wie man auch abgebrühte Verteidiger wie Mats Hummels oder Lukas Pisczcek die Schweißperlen auf die Stirn zaubert. Dass er mit einem Schlag auf den Oberschenkel nun einige Wochen ausfallen wird, schmerzt nicht nur ihn, sondern die gesamte Mannschaft. In Cordoba verlieren die Geißböcke vorerst ihren wichtigsten Stürmer.
4 Glückwunsch dem Tor-Debütanten.
Die Odyssee des Dominick Drexler ist besonders an dieser Stelle schon vielfach thematisiert worden – nun hat er den nächsten Meilenstein erreicht und sein erstes Bundesligator erzielt. Auch wenn er sich darüber im Anschluss ob der Niederlage nicht uneingeschränkt freuen konnte: Das Tor ist Belohnung für die vergangenen Jahre, in denen sich Drexler zum wohl besten Mittelfeldspieler der zweiten Bundesliga aufgeschwungen hat. Nun bekommt er die Chance, sein Können auch in der Bundesliga zu zeigen – und tut dies bislang. Dabei ließ er sich auch von seinem Stockfehler am vergangenen Wochenende gegen Wolfsburg nicht einschüchtern und zeigte eine couragierte Leistung. Glückwunsch, das macht Lust auf mehr.
5 Die Euphorie ist zurück.
Vorbei die Partien gegen Regensburg, Kiel und Magdeburg, wo man als FC-Fan ins Stadion ging, das Geschehen auf dem Rasen allerdings nur mit maximal einem Auge verfolgte. Dank der Leistung der Effzeh-Profis lässt sich seit Freitagabend konstatieren: Die Euphorie ist zurück! Dazu bei trug ein leidenschaftlicher FC, ein Trainer, der diesen Enthusiasmus vorlebt und vor allem die Fans, die trotz vieler schwarz-gelber Trikots auf den Haupttribünen ihr Team unfassbar anpeitschten und das 1:3 in der Nachspielzeit mit ehrlichem, aufrichtigem und verdientem Applaus bedachten. So blieben die Profis nach Abpfiff von einige Minuten vor der Hans-Schäfer-Südkurve stehen, um ihren Anhängern Respekt zu zollen. Es scheint, als hätten 90 Minuten gereicht, den ganzen Frust und die ganze Enttäuschung der vergangenen Saison (trotz Aufstieg) abzuschütteln. Und das nach null Punkten aus zwei Spielen. Die Fans bewiesen ein feines Gespür, wissen um das schwere Auftaktprogramm – tritt der FC jedoch künftig öfter wie am Freitagabend auf, müssen sich Spieler und Fans um das Erreichen des Saisonziels wohl keine Sorgen machen.