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Köln.Sport

FC: Fünf Erkenntnisse zum 12. Spieltag

Das war gar nichts! Der 1. FC Köln hat am Montagabend das Spitzenspiel beim HSV mit 0:1 verloren und ist die Tabellenführung los. Unsere fünf Erkenntnisse zur Partie.
HSV

Der 1. FC Köln zu Gast beim HSV – Symbolbild. (Foto: imago/Claus Bergmann)

1 Wechseln darf man drei mal, jederzeit.

Nein, an einzelnen Spielern lässt sich die Niederlage im Volkspark nicht festmachen, dafür war die Mannschaftsleistung im Gesamten viel zu schlecht. Der ein oder andere Offensivspieler zeigte jedoch im Topspiel der 2. Bundesliga eine dermaßen erschreckende Leistung, dass nicht wenige Zuschauer bereits zur Pause mit einem Wechsel gerechnet hatten. Schließlich hatte es ja unter der Woche Ankündigungen gegeben, man könne auch mit Doppelspitze auflaufen – zusätzlich zu dem Mantra, dass ohnehin jeder Spieler eine Berechtigung auf Spielzeit hätte. Warum dann aber in einem Spiel, in dem der FC, abgesehen von den ersten fünf Minuten, nicht ansatzweise so etwas wie Zugriff bekommt, keine Veränderung passiert, ist schleierhaft. Trainer Markus Anfang darauf angesprochen nach dem Spiel: „Man könnte auch sagen, wir haben noch einen Stürmer eingewechselt, weil wir mit dem Punkt nicht zufrieden waren.“ Könnte man sagen. Muss man aber nicht.

2 Mittelfeld?

Der fehlende Zugriff über die gesamte Spieldauer ließe sich möglicherweise auf das wortwörtlich fehlende Mittelfeld zurückführen. Gestern sah das System des FC eigentlich über 90 Minuten so aus: Zwei Viererketten – eine hinten, eine im Angriff – und dazwischen Marco Höger und Salih Özcan, die mehr hinterher- als geradeaus liefen und sich beide Gelb abholen mussten, weil ihre Vorderleute die Bälle vertändelten und sie sich plötzlich allein auf weiter Flur einem Gegenangriff der roten Hosen ausgesetzt sahen. In der Zwischenzeit klebten Guirassy und Drexler gemeinsam und platzraubend auf der linken Außenbahn, Schaub blieb glücklos, Terodde unsichtbar. Und wenn dann mal ein FC-Profi den Ball durch die verwaiste Steppe namens Mittelfeld führte, landete das Spielgerät mehr in den Hacken des Mitspielers statt in dessen Lauf. Die Sicherheit im Passspiel ist komplett abhanden gekommen, und der FC ist selbst Schuld.

3 Spielerischer Ansatz in allen Ehren, aber…

…wenn ein Team nach 20 Minuten schon anfängt zu schwimmen, darf der Ball nach gegnerischem Fehlversuch auch einfach mal in die andere Hälfte gedroschen werden. „Das System um jeden Preis durchziehen“, wie Anfang fordert, ist im Ansatz ja löblich, in der Praxis aber schwierig, wenn das Selbstvertrauen Stück für Stück weiter abhanden kommt. So holte der FC den HSV nach guten ersten Spielminuten in die Partie und ließ ihn im Anschluss fast nach Belieben gewähren. Dieses „Flach hinten raus“ endete am Montagabend ohnehin fast ausschließlich in Ballverlust oder langem Abschlag. Da kann man den Zuschauern das Herzrasen, wenn der Ball am eigenen Strafraumeck gedribbelt und gepasst wird, auch direkt ersparen.

4 Der FC hat aktuell keinen Anführer.

Wenn ein Spiel wie Mitte der ersten Halbzeit in Richtung des Gegners kippt und auch im zweiten Durchgang immer einseitiger wird, braucht es – und das klingt wie eine Stammtischphrase, hat aber Wahrheitsgehalt – einen Leader, der auch mal auf den Putz haut und die Mannschaft wachrüttelt. Wie sowohl Trainer als auch Spieler jedoch fast gleichgültig scheinend das Unheil seinen Lauf nehmen ließen, ist dann doch erschreckend. Es gab keinen Hallo-Wach-Moment, kein Aufbäumen, kein Wille zur Wiedergutmachung. Nur Ballverlust nach Ballverlust. Schade.

5 Ein Punkt wäre nicht verdient gewesen.

Das bessere Team hat gewonnen, so einfach ist das. Das sahen auch Markus Anfang und Armin Veh so, als sie nach dem Spiel vor den Pressemikrofonen durchaus auch selbstkritisch den Finger in die vielen Wunden legten. Deshalb ist es vielleicht gar nicht schlecht, dass die Kölner für diese Leistung keine Punkte eingefahren haben. So kommt es möglicherweise zu Veränderungen – beim Personal, der Einstellung, und dem System. Dies ist ja ohnehin „ein Prozess, der nie abgeschlossen sein wird“. Einige Fans quittierten die lustlose Leistung schon aus dem Gästeblock heraus mit Pfiffen. Gegen Dynamo Dresden im Heimspiel sollte jetzt endlich mal wieder ein Dreier her. Sonst werden die lauter.