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Köln.Sport

FC: Fünf Erkenntnisse vom 5. Spieltag

Der 1. FC Köln hat die erste Niederlage der Saison hinnehmen müssen, gegen Drittliga-Aufsteiger Paderborn setzte es zuhause ein 3:5. Unsere Erkenntnisse vom Spiel.
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Jonas Hector muss nach seinem Platzverweis gegen Paderborn erstmal Dampf ablassen. (Foto: imago/Eduard Bopp)

1 Spektakel geht auch andersrum.

Es kann so schnell gehen im Fußball. Vor 14 Tagen war die Kölsche Welt nach einem spektakulären 5:3-Sieg noch in Ordnung, die Fans staunten ob der Offensivpower der Anfang-Elf. Gegen den Aufsteiger aus Paderborn zeigte sich jetzt, dass das wilde Offensivfeuerwerk, welches der FC Woche für Woche abfeuern möchte, auch in die andere Richtung schlagen kann. Dass Spektakel in der Offensive nicht zwingend Harakiri in der Defensive bedeuten muss, sollten die „Geißböcke“ schnell verinnerlichen. Es wirkt ein bisschen so, als würde die gesamte Energie für das Wirbeln vor dem gegnerischen Tor investiert, in der Rückwärtsbewegung wird zu oft durchgeatmet. Die bezeichnendste Szene dazu das 2:2, als Paderborn-Verteidiger Hünemeier geradeaus 50 Meter über den Platz dribbeln durfte, einen Steilpass spielte – und es einschlug. Lustloser konnte man in dieser Situation nicht verteidigen.

2 Der einzelne „Sechser“ bekommt defensiv zu oft Probleme.

Das Pressing der „Geißböcke“ hat eine entscheidende Schwachstelle: Sind der Stürmer und die erste Viererreihe überspielt, bleibt dahinter nicht mehr viel übrig. Als einzelner „Sechser“ kam Marco Höger bei den starken Paderborner Zentrumsspielern wie dem überragenden Klement zu oft nicht hinterher, dazu zeigten die vier Abwehrspieler teilweise erschreckendes Stellungsspiel. Warum nicht einer der offensiveren „Achter“ zur Absicherung abkippt, ist schleierhaft. Gerade gegen tief stehende Gegner, die auf Konter setzen, kommt der FC immer wieder in brenzlige Situationen und der defensive Mittelfeldmann, in diesem Fall Marco Höger, nicht hinterher. In der Offensive trägt die Anordnung Früchte, da die Kombinationen der vier offensiven Mittelfeldspieler oft sehr sehr stark sind, defensiv klaffen zu große Löcher. Ein Problem, das öfter auf den FC zukommen wird und an dem es zu arbeiten gilt.

3 Der Schiedsrichter hat keine Schuld an der Niederlage.

Markus Schmidt hatte nicht seinen besten Tag. Das Elfmeter-Foul von Jannes Horn war zweifelhaft, die gelb-rote Karte vielleicht überzogen und ein Handspiel übersah er auch noch. Ihm dennoch, so wie es vor allem Armin Veh nach der Partie tat, eine Mitschuld für die Niederlage zu geben, ist dann doch etwas übertrieben. Wer gegen einen Drittliga-Aufsteiger fünf Gegentore kassiert und zu keinem Zeitpunkt im Spiel auch nur ansatzweise so etwas wie Sicherheit ausstrahlt, muss sich nicht über die Niederlage wundern. Zumal keines der Tore besonders stark herausgespielt war, sondern eigentlich jedes von individuellen Fehlern der FC-Defensivspieler ausging. Mit dem formulierten Anspruch, jedes Spiel gewinnen zu wollen, nach fünf (!) Gegentoren sich überhaupt mit der Schiedsrichter-Leistung zu befassen, ist da schon fast grotesk.

4 Hochmut kommt vor dem Fall.

Diese Szene fasste eigentlich das gesamte Spiel zusammen: Jhon Córdoba erzielte endlich sein erstes Liga-Tor – überhaupt für den FC, den 3:3-Ausgleichstreffer in einem Heimspiel am 5. Spieltag gegen einen Drittliga-Aufsteiger. Fünf Minuten vor Schluss. Und dem Kolumbianer muss ein ganzer Tagebau vom Herzen gefallen sein, anders ist sein „Ich-ziehe-mein-Trikot-aus-und-reite-die-Eckfahne“-Jubel in dieser Phase des Spiels nicht zu erklären. Doch genau wie nach dem 1:0, genau wie nach dem 2:1 bekam der FC postwendend die Quittung, vergaß in Emotionalität und Siegeswillen das Verteidigen komplett. Nicht falsch verstehen, sich nach so einer langen Leidenszeit ausufernd über ein wichtiges Tor zu freuen, ist vollkommen in Ordnung und Verständnis. Wenn dann jedoch noch zwei Tore kassiert werden, ist die Art des Jubels aber nur noch peinlich – und der Beweis, dass Hochmut vor dem Fall kommt.

5 Die Ultras und der Vorstand kommen nicht mehr zusammen.

Das einzig Konstante in Müngersdorf waren am Sonntag die Lustlosigkeit in der Defensive – und die Unmutsbekundungen der aktiven Fanszene in Richtung Vorstand. Ein riesiges, rotes „Vorstand Raus“-Banner prangte über die gesamte Spielzeit über die Südkurve, zeitweise neun (!) Plakate untermauerten den Wunsch der Ultras, Werner Spinner, Markus Ritterbach und Toni Schumacher mögen doch bitte ihren Hut nehmen. Nach dem Spiel gab es sogar noch einen Protestmarsch, nicht etwa wie verständlich gewesen wäre gegen die Defensivleistung des FC, sondern erneut gegen den Vorstand. Das Tischtuch ist endgültig zerschnitten – und am 10. Oktober steht die Mitgliederversammlung an, wo viele der von den Ultras kritisierten Entscheidungen der Verantwortlichen auf den Tisch kommen. Und da sich viele Fanclub-Vertreter mit Forderungen der aktiven Fanszene solidarisieren, dürfte es für den Vorstand ein spannender Abend werden.