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Köln.Sport

FC-Finanzboss Wehrle: „Die Diskussion überrascht mich nicht“

Alexander Wehrle, 1. FC Köln

Seit 2013 Finanzgeschäftsführer beim 1. FC Köln: Alexander Wehrle
Foto: imago/Thilo Schmülgen

Vom Sorgenkind zum Vorzeigeklub: Die Entwicklung des 1. FC Köln hat auch viel mit Alexander Wehrles Wirken zu tun. Im zweiten Teil des großen Köln.Sport-Interviews spricht der FC-Finanzchef über den Geißbockheim-Ausbau und seine Träume für die neue Saison.

Sportlich erzielte der 1. FC Köln in der abgelaufenen Spielzeit 2015/16 ein starkes Ergebnis: Platz neun stand am Ende für die „Geißböcke“ zu Buche. Doch auch finanziell geht es am Geißbockheim stetig bergauf: Erstmals in der Vereinsgeschichte wird der Jahresumsatz die Marke von 100 Millionen Euro deutlich durchbrechen (Köln.Sport berichtete). Auch auf anderem Gebiet kann FC-Geschäftsführer Alexander Wehrle einen Erfolg verbuchen: Der neue TV-Vertrag, der ab der Saison 2017/18 in Kraft trifft, garantiert dem Klub in den kommenden Jahren erheblich höhere Einnahmen als bislang. Angesichts dieser Zukunftsaussichten sprach ein sichtlich entspannter „Herr der Zahlen“ mit Köln.Sport über Rekordumsätze, den neuen TV-Vertrag, das „Team Marktwert“ und den Ausbau des Geißbockheim-Geländes.

„Wir brauchen keinen Geldspeicher“ – den ersten Teil des Interviews findet Ihr hier!

Kommen wir zurück zum FC: Den Verein drücken immer noch Schulden in zweistelliger Millionenhöhe. Wird der Schuldenberg angesichts der steigenden Einnahmen schneller abgetragen, als Sie erwartet haben?

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Das Interview ist in der aktuellen August-Ausgabe enthalten. Alle Infos zum Heft!

Wir haben bis 2019 einen ganz klaren Tilgungsplan in den Gremien verabschiedet – mit der Möglichkeit von Sondertilgungen. Das heißt: Wir haben in jeder Basisplanung bereits einen Liquiditätsabfluss eingestellt, um damit die Verbindlichkeiten zu reduzieren. In Abhängigkeit der Höhe von Sondereffekten wie beispielsweise Transfererlösen haben wir die Möglichkeit, frühzeitig sonderzutilgen. Das haben wir bereits an der ein oder anderen Stellen getan. Wenn wir im September auf der Mitgliederversammlung die exakten Zahlen vorstellen, werden wir auch über diese Effekte sprechen.

Heiß diskutiert wird aktuell der angedachte Ausbau des Geißbockheim-Geländes. Hat Sie die Wucht der Kritik an den Plänen überrascht?

Es hat mich überhaupt nicht überrascht. Wir haben ganz bewusst und transparent den Weg eines Bebauungsplanverfahrens gewählt. Das sieht in seiner Abfolge eine Öffentlichkeitsbeteiligung vor, um letztlich auch Planungssicherheit für alle Seiten zu haben. Und genau deswegen sind wir mitten in einer öffentlichen Diskussion, in der die Vor- und Nachteile in Abwägung stehen. Dass es eine solche Diskussion gibt, ist aus meiner Sicht völlig normal und hat mich nicht überrascht.

Auch nicht über das Medienecho, das die Kritiker hervorgerufen haben?

Es ist legitim, dass sich Kritiker zu Wort melden. Wir leben in einer Demokratie mit Entscheidungsträgern, die von den Bürgern gewählt werden, Entscheidungen zu treffen und Vor- und Nachteile abzuwägen. In diesem besonderen Verfahren gibt es auch eine Öffentlichkeitsbeteiligung, die Bürger können sich einbringen. Dass das dann zu Diskussionen führt, ist – wie gesagt – völlig normal. Ich lebe gerne in einer Demokratie, in der Dinge kontrovers diskutiert werden.

Könnte das Projekt dann letztlich in abgespeckter Form realisiert werden oder beharrt der FC auf seinen ursprünglichen Plänen?

Wir haben immer öffentlich gemacht, dass wir an der ein oder anderen Stelle zu Kompromissen bereit sind. Das wird sich in den kommenden Wochen und Monaten zeigen, inwieweit die Entscheidungsträger Kompromisse einfordern. Von der grundsätzlichen Projektplanung wollen wir aber nicht abweichen: Wir haben uns zusammen mit der Verwaltung auf das Sportband festgelegt.

Sind sie enttäuscht über die zaghafte Unterstützung aus der Politik? Vor der Oberbürgermeister-Wahl im vergangenen Jahr klang es vielerorts noch anders!

Wir sind in der öffentlichen Debatte und da gibt es unterschiedliche Stimmen und unterschiedliche Meinungen, die es zu respektieren gilt. Wir arbeiten eng mit der Verwaltung zusammen und haben uns auch schon öfters mit der Politik ausgetauscht. Das waren aus meiner Sicht bislang stets sehr konstruktive Gespräche.

Alexander Wehrle, Geschäftsführer Finanzen des 1. FC Köln

FC-Finanzchef Alexander Wehrle im Gespräch mit Köln.Sport’ler Thomas Reinscheid
Foto: Köln.Sport/Daniel Elke

Rund um den FC wird vor einer Saison gerne geträumt: Wovon träumen sie mitten in der Vorbereitung?

Ich träume erst einmal davon, dass wir frühzeitig 40 Punkte sicher haben. Wenn wir das erreicht haben, dann kann man gerne den ein oder anderen Traum träumen. Aber bis dahin geht es für mich realistisch erst einmal darum, diese 40 Punkte einzusammeln.

Und neben dem Rasen – vielleicht die zügige Umsetzung des Geißbockheim-Ausbaus?

Das ist ja kein Traum, sondern realistische Projektarbeit, die wir weiter vorantreiben werden. Das Verfahren wird noch ein paar Monate dauern, wir arbeiten gerade daran, einen Vorlagebeschluss zu erwirken. Und wenn es den gibt, dann gibt esnoch einmal eine Öffentlichkeitsbeteiligung – und dann hoffentlich irgendwann einen Satzungsbeschluss. Ich gehe davon aus, dass wir das im Laufe des Jahres 2017 beenden können.

Also steht der Anfang der Bauphase im kommenden Jahr an?

Das kann man noch nicht sicher sagen. Ein solches Verfahren hat mehrere Verfahrensschritte, da gibt es eine Schrittfolge, die wir einhalten und respektieren. Wir wären nicht gut beraten, wenn wir ein öffentliches Zeitfenster vorgeben würden. Wir sind Teilnehmer des Verfahrens – daran halten wir uns.

Das Interview führte Thomas Reinscheid.