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Köln.Sport

FC: Derby der Gegensätze

Könnten auch im Derby am Samstag aufeinandertreffen: Bayer-Star Lars Bender (l.) und FC-Spieler Adam Matuschyk Foto: imago/Chai v.d. Laage

Könnten auch im Derby am Samstag aufeinandertreffen: Bayer-Star Lars Bender (l.) und FC-Spieler Adam Matuschyk
Foto: imago/Chai v.d. Laage

Am Samstag treffen der 1. FC Köln und Bayer Leverkusen auf­einander. Doch beide Klubs gehen mit völlig unterschiedlichen Voraussetzungen ins Derby – und das auf mehr oder weniger jeder Ebene.

Es gibt auf vielen Ebenen Dinge, die Fußball-Vereine voneinander unterscheiden. Doch in Verbindung mit der räumlichen Nähe ist es wohl nirgendwo so extrem wie links und rechts des Rheins, wo der 1. FC Köln und Bayer Leverkusen auf verschiedene Arten die Bundesliga erobern. Der Werksklub ist ein ständiger Gast in den Top-Five der Bundesliga und bietet seit der Ära von Christoph Daum mehr oder weniger durchgehend attraktiven Offensiv-Fußball. Regelmäßige Champions-League-Einnahmen und die ­Unterstützung des Weltkonzerns Bayer lotsen Top-Talente wie Hakan Calhanoglu an den Rhein.

Auf der anderen Seite des Flusses ist der 1. FC Köln ­beheimatet. Doch von den hohen sportlichen Ambitionen der ­Leverkusener kann man in Köln derzeit nur träumen. Mit rund 32 Millionen Euro Schulden im Gepäck bemühen sich die Verantwortlichen um Jörg Schmadtke, Alexander ­Wehrle und Werner Spinner, den Verein mit neuen Strukturen wieder zum ständigen Bestandteil der Bundesliga zu formen. Kein Wunder, dass Jubel-Momente wie der 4:1-Sieg vor drei Jahren eher die Ausnahme sind. „Die ­Kölner feiern das 0:0, als ob sie gerade Weltmeister geworden sind. Da sieht man doch die Ansprüche der beiden Klubs“, sagte Bayer-Sportchef Rudi Völler einmal nach einem torlosen Remis.

Rheinische Besonnenheit statt kölschem Chaos

Zumindest aber hat es der „neue“ FC geschafft, dass Ruhe herrscht im sonst so hektischen Umfeld. Alle Beteiligten leisten seriöse Arbeit, dies wird von den Fans honoriert. Ein Zustand, der in der Vergangenheit häufiger fehlte – sportlicher Misserfolg und ständige Nebenkriegsschauplätze brachten dem FC vor­übergehend den Ruf als Chaos-Verein ein. Da waren schon ein Ex-Bayer-Vorstand (Werner Spinner), ein Düsseldorfer (Jörg Schmadtke) und ein „geiziger“ Schwabe (Alexander Wehrle) nötig, um den Herzensklub der Kölner wieder auf Vordermann zu bringen. Ein Problem, das Bayer Leverkusen nie hatte. Damals wie heute herrschen in Leverkusen hochprofessionelle Strukturen, seit jeher zeichnen sich die Leverkusener durch ein exzellentes Scouting-Netzwerk aus.

Angriffsmaschinen gegen Abwehrbollwerk

Auch die Spielweise der beiden Mannschaften könnte ­unterschiedlicher nicht sein. Der neue Leverkusener Trainer Roger Schmidt lässt ein nach vorne verteidigendes Offensiv­pressing spielen, das eine enorme Laufbereitschaft der Spieler erfordert. Bayer versucht, den Gegner schon beim Spielaufbau zu stören und sucht in nahezu jeder Situation den Zweikampf mit dem Gegenspieler.

Die Kölner hingegen konzentrieren sich mehr darauf, die Spielidee des Gegners zu zerstören und durch defensiv-taktische Cleverness die Stärken ihrer Kontrahenten zu mindern. Für Tore sollen bei diesem abwehrorientierten Spiel schnelle Konter sorgen.

Champions League reicht nicht für mehr Fans

Trotz des überaus erfolgreichen Fußballs lassen die ­Zuschauerzahlen beim Werksklub zu wünschen übrig. Mit durchschnittlich 28.000 Zuschauern belegen die Lever­kusener nur Platz 14 in der Liga, in der Königsklasse mit einem Schnitt von 26.000 Besuchern gar nur Platz 24.

Beim jecken „Karnevalsverein“ ist das heimische ­RheinEnergieStadion mit einem Zuschauerschnitt von 49.900 fast stets ausverkauft. Mit inzwischen 64.500 Mitgliedern ist der FC der fünftgrößte Verein in Deutschland. „Es ist ein Verdienst des Umfelds. Man hat eine Millionenstadt mit großem ­Stadion mit vielen Zuschauern. Das ist ein Vorteil“, lobte Bayers Sportdirektor Rudi Völler beim rheinischen Fußball-Gipfeltreffen der „Rheinischen Post“.

Zwei Vereine, die so nah beieinander sind, aber sich in allen Bereichen arg voneinander unterscheiden – eben ein Derby der Gegensätze. Nicht nur das wird für reichlich Zündstoff auf dem Rasen sorgen.

Fabio Löber