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Köln.Sport

FC: Aufsteigen – und dann?

Mit einer erschreckenden Leistung hat der 1. FC Köln vielen Fans das Osterwochenende vermiest und ist in Dresden chancenlos mit 0:3 baden gegangen. Das wirft vor allem für die kommende Saison einige Fragen auf. Der Köln.Sport-Kommentar.
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Erklärungsversuche: Markus Anfang nach dem Dresden-Spiel im Kreis der Mannschaft. (Foto: imago images/Matthias Rietschel)

Es war eine Szene, die symbolisch war für das Spiel des 1. FC Köln am Ostersonntag: Als Florian Kainz irgendwann in Hälfte eins aus beinahe unmöglicher Distanz einen Schuss aufs Tor abgab, beschwerte sich der auf der Außenbahn mitgelaufene Dominick Drexler, dass er nicht den Ball bekommen habe. Und während die meisten wohl mit einer Entschuldigung des Österreichers gerechnet hatten, so wie es in diesen Szenen in der Fußballwelt normalerweise üblich ist, legte der Winter-Neuzugang schlicht den Finger auf die Lippen, signalisierte Kölns Top-Assistgeber Drexler, er solle sich mit seiner Kritik doch zurückhalten. Nach dem Spiel angesprochen darauf, ob er die Leistungsverweigerung seiner Mannschaft erklären könne, sagte der Ex-Kieler lediglich: „Das machen die Stars“.

In einer Mannschaft, die vier Spieltage vor Schluss den Aufstieg praktisch geschafft hat, sollte es in solchen Situationen anders aussehen – selbst wenn die vergangenen drei Spiele mit teils erschreckenden Leistungen nicht gewonnen werden konnten. Mutlos, lustlos, leidenschaftslos präsentierten sich die Kicker an einem Spieltag, an dem sie perfekte Vorarbeit für eine Aufstiegsparty am kommenden Freitag hätten leisten können – wenn, ja wenn sie nicht bei einem Team aus den Abstiegsregionen, das sie in der Vorrunde mit 8:1 bezwangen, eine 0:3-Klatsche kassiert hätten. Und ob bisherige Leistungsträger wie Schaub oder Meré, Neuzugänge wie Kainz und Geis oder „Stars“ wie Anthony Modeste und Simon Terodde – bei keinem FC-Akteur hatte man das Gefühl, dass er dem Gegner aus Ostdeutschland etwas entgegen zu setzen habe.

„Die Jungs wollten unbedingt diese drei Punkte holen und waren vielleicht zu motiviert, sodass sie rausgegangen sind und überdreht haben. Da ist dann keiner mehr in sein Spiel gekommen“, versuchte sich Markus Anfang gegenüber dem Vereinssender FC-TV an einer Stellungsnahme. So kann man es sehen – allerdings auch so, dass Anfang offensichtlich zu keiner Zeit in der Lage war, zu justieren und sein Team zurück ins Spiel zu coachen. Und dass nach solchen Leistungen samt absolut verständlicher (Negativ-)Reaktionen der Fans immer darauf verwiesen wird, wie ideal man doch im Plan läge, ist schlicht fehl am Platz. Das sollte beispielsweise auch Rafael Czichos mittlerweile gemerkt haben, der sich über die Pfiffe nach dem unglaublich schwachen Spiel gegen Hamburg wunderte, um Sonntag kund zu tun: „Bei den mitgereisten Fans kann man sich für diese Leistung nur entschuldigen“.

So stellt sich die Frage: Der Aufstieg ist geschafft – doch was kommt dann? Im Binnenklima der Mannschaft stimmt es offensichtlich nicht, das wurde gegen Dresden einmal mehr deutlich. Der Trainer, der nicht nur für die reinen Ergebnisse, sondern vor allem aufgrund seines vielversprechenden Spielsystems verpflichtet wurde, hat bislang nicht nachgewiesen, dass er die von Armin Veh so dringend geforderte, neue Art Fußball zu spielen, umsetzen kann. Und der Defensivverbund ist bei aller Firepower in der Offensive so löchrig, dass man sich fragt, wie es denn im kommenden Jahr gegen Teams wie Frankfurt, Bremen, Mönchengladbach oder gar Augsburg und Düsseldorf aussehen soll. Und auch wenn Anfang mit dem Etablieren eines zweiten Stürmers und der Umstellung auf eine Dreierkette im Saisonverlauf (nach einigem Zurufen) reagiert hat, bleibt weiter fraglich, wie viel Anpassungen an seinem System der gebürtige Kölner zulässt. Fragen über Fragen, die den Effzeh bereits jetzt beschäftigen sollten – und nicht erst nach dem Aufstieg, wenn es vielleicht schon zu spät ist.