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Köln.Sport

„Es gibt mehr als genug zu tun“

Quelle: IMAGO

Turbulente Zeiten: Durch die Quarantäne der Anlage in Weidenpesch muss nicht nur Benedikt Faßbender umplanen, auch Wunderstute Danedream kann nicht wie erhofft Erfolge einfahren.

Benedikt Faßbender, Geschäftsführer des Kölner Renn-Verein e.V., spricht über die aktuelle Situation im Rennbetrieb. Nach Entdeckung der ansteckenden Einhuferkrankheit „Infektiöse Anämie“ bei einem der Pferde im Oktober steht die Rennbahn in Weidenpesch bis Januar 2013 unter Quarantäne.

Herr Faßbender, das Benefizrennen in Weidenpesch ist ausgefallen, der Preis des Winterfavoriten musste nach Düsseldorf verlegt werden. Können Sie abschätzen, wie hoch der Zuschauerausfall für den Verein war für die ausgefallenen Renntage?

Benedikt Faßbender: Nun, diese beiden Events sollten unser Saisonfinale sein, die entscheidenden Rennen. Da war es uns natürlich wichtig, zumindest den Preis des Winterfavoriten als sportliches Ereignis zu erhalten. Alles in allem haben wir an beiden Tagen etwa 15.000 Zuschauer verloren.

Können Sie in etwa abschätzen, welchen wirtschaftlichen Schaden die Quarantäne für den Kölner Renn-Verein bedeutet?

Faßbender: Das kann man in diesem Fall noch nicht sagen. Vieles hängt davon ab, wie es weitergeht. Wir gehen jetzt erstmal davon aus, dass kein weiteres Pferd mehr von dieser infektiösen Anämie betroffen ist. Im Januar, wenn der Betrieb hier wieder ganz normal läuft, werden wir sicherlich einen Überblick haben, was uns das Ganze gekostet hat. Zum jetzigen Zeitpunkt kann man es aber noch nicht beziffern.

Kann auf dem Gelände denn normales Training stattfinden?

Faßbender: Da wir praktisch eine „Insel“ sind, ist Training möglich. Dies ist auch eine wichtige Voraussetzung für die Gesundheit dieser Tiere. Es ist nämlich so: Wenn ein Hochleistungssportler auf einmal nichts mehr macht, bekommt er Probleme mit seinem Körper – und bei Pferden ist es genauso. Wenn man auf einmal von 100 auf 0 runtergeht, zieht das erhebliche Gesundheitsrisiken mit sich, Kolik usw. So etwas können wir uns natürlich nicht leisten. Wir sind sehr froh, dass die Pferde trainiert werden. Sie können nur nicht die Rennbahn verlassen, um an Rennen teilzunehmen.

Was bedeutet das für Danedream? Wie haben seine Besitzer und Betreuer die Quarantäne aufgenommen?

Faßbender: All das war für den Besitzer, für den Trainer Peter Schiergen und natürlich für den Jockey Andrasch Starke eine absolute Hiobsbotschaft, keine Frage. Man hat das ganze Jahr über darauf hingearbeitet, am Prix de l’Arc de Triomphe in Paris – dem wichtigsten Rennen der Welt – teilzunehmen, und nun ist es nicht möglich. Im Siegesfall hätten sie dort 2,3 Millionen Euro bekommen. Ich kann natürlich nachvollziehen, wie es den betroffenen Menschen dabei geht. Doppelt bitter: Aufgrund der Quarantäne-Bestimmungen ist auch ein Start in Japan nicht möglich. Eigentlich sollte die Stute dort ihre Karriere beenden, um dann in die Zucht zu wechseln. Jetzt muss man sehen, wie es weitergeht. Wir haben ein bisschen die Hoffnung, dass es sich der Besitzer doch noch überlegt und die Stute ein Jahr länger im Rennstall belässt. Die Entscheidung liegt aber nicht bei uns.

Wann ist im Galopp-Sport Saisonende bzw. bis wann hätten die Kölner Pferde starten können?

Faßbender: Die Saison geht bis zum 31. Dezember. Es ist aber so, dass in Deutschland ab November und Dezember hauptsächlich Rennen auf der Sandbahn angeboten werden, in erster Linie in Neuss und Dortmund, aber auch vereinzelt auf anderen Bahnen. Man kann davon ausgehen, dass die Kölner Pferde während dieser Zeit sicherlich nochmal ungefähr eine Millionen an Rennpreisen hätten verdienen können.

Wie geht es in den nächsten Wochen weiter?

Faßbender: Wir müssen natürlich schauen, dass wir trotzdem weiter machen. Jetzt steht erstmal die Planung für 2013 an – es gibt also mehr als genug zu tun.

Das Interview mit Benedikt Faßbender führte Ursula Schwellenbach.