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Köln.Sport

„Es darf nur um Fußball gehen“

Quelle: Imago

16 Jahre lang war Volker Finke als Trainer beim SC Freiburg in der Verantwortung. Über den Umweg Japan kam er Anfang des Jahres als Sportdirektor zum 1.FC Köln.

„Die Solidarität der Zuschauer ist etwas Besonderes“ – im zweiten Teil des Köln.Sport-Interviews spricht Volker Finke über seine Ziele mit dem 1.FC Köln.

Noch im Vorfeld der vergangenen Saison war die Nachwuchsarbeit des 1. FC Köln in aller Munde. Salger, Clemens, Yabo, Yalcin, Terodde – letztlich hat sich nur Clemens durchgesetzt. Wie stark ist die Nachwuchsabteilung des FC denn nun?

In der Nachwuchsabteilung wird gute Arbeit geleistet. Aber es gibt ein Missverständnis in der Sichtweise. Bei Jugendnationalspielern, die in ihren Jahrgängen die besten sind, z.B. Yabo und Horn, werden immer die Erwartungen gesetzt, dass sie sich auch als Profis durchsetzen. Jedoch müssen sich Jugendspieler im Profibereich plötzlich in einer Gruppe durchsetzen, in der alle 18 bis 34-Jährigen spielen – Deutsche wie Ausländer. Da verhundertfacht sich die Konkurrenz auf einmal! Beim 1. FC Köln gibt es eine Gruppe von jungen Spielern, die mit großen Erwartungen sehr früh Verträge bekommen haben. Einen Großteil von ihnen haben wir jetzt ausgeliehen. Das war wichtig, denn dort können sie nun regelmäßig Spielpraxis und damit Selbstvertrauen sammeln. Die Wahrscheinlichkeit, dass sie sich so besser entwickeln, ist hoch.

Wenn Sie einmal einen kleinen Ausblick wagen sollten, wo die Reise beim 1. FC Köln mittelfristig sportlich hingeht – was käme dabei heraus?

Ich denke immer nur im Zeitraum der nächsten zwei bis drei Jahre. Da wäre es schön, sich einstellige Tabellenplätze erarbeiten zu können. Allerdings gibt es in der Bundesliga derzeit sechs oder sieben Vereine, die ein weitaus höheres Budget haben als wir. Da können wir in gewissen Konkurrenzsituationen nicht mithalten, zum Beispiel wenn gute Spieler auf dem Transfermarkt sind. Die Verpflichtung von Sascha Riether war so gesehen eine Ausnahme.

Wie schafft man es denn überhaupt, einen Spieler wie Riether zum 1. FC Köln zu überreden?

Er hatte das Gefühl, dass wir ihn wirklich brauchen und er eine zentrale Rolle spielen kann. Dass er dafür auf Geld verzichtet, rechne ich ihm hoch an! Schalke hatte ihm ein lukrativeres Angebot gemacht, aber er hat sich für uns entschieden. Nicht zuletzt, weil er mich sehr gut kennt und mir vertraut. Er hat das Gefühl, es könnte sich lohnen, nach Köln zu gehen.

Sind die Transferplanungen des 1. FC Köln damit abgeschlossen? Einen Stürmer als Ersatz für Milivoje Novakovic könnte der FC doch sicherlich noch gut gebrauchen…

Könnte, wollte, hätte und sollte – darüber brauchen wir nicht reden, denn unser Budget ist begrenzt. Nur, wenn wir noch ein oder zwei Spieler abgeben, kann es sein, dass sich noch etwas bewegt. Aber: Wir haben einen Kernkader, und dieser Kernkader hat in der Rückrunde beachtliche 29 Punkte geholt. Mit Sascha Riether haben wir zudem noch einmal an Qualität dazugewonnen. Ich gehe daher mit einem guten Gefühl in die neue Saison.

Wie haben Sie eigentlich bisher das typische FC-Jeföhl erlebt?

Ich beobachte eine Stadt, die auf positive Art und Weise fußballverrückt ist. Es sind auch schlechte Leistungen erlaubt, und die Zuschauer kommen trotzdem wieder. Das ist ein sehr großer Vorteil (lacht)! Diese erstaunliche Solidarität der Zuschauer, den 1. FC Köln immer wieder zu unterstützen, ist etwas ganz Besonderes. Der FC gehört zu Köln wie der Dom. Manchmal bekommt man beinahe den Eindruck, dass die Sehnsucht nach den emotionalen Aufs und Abs mitunter größer ist als die Sehnsucht nach kontinuierlicher und sachlich orientierter Arbeit. Die erscheint nämlich gelegentlich auf den ersten Blick ein wenig langweilig.

Sie haben einmal gesagt, Sie seien nicht zum FC gekommen, um es anderen recht zu machen. Wem wollen Sie es denn recht machen? Was ist Ihr innerer Antrieb?

Was ich meinte, war ganz einfach, dass die Arbeit am Ende gute Ergebnisse bringen muss – im Rahmen unserer Möglichkeiten. Also Platz neun bis zwölf, vielleicht noch etwas besser. Wir müssen unsere Entscheidungen immer so fällen, dass wir von der Sache überzeugt sind. Dabei geht es nicht um Emotionen oder Mehrheitsmeinungen. Wir müssen nach fußballspezifischen Anforderungen und Kriterien handeln. Es darf nur um Fußball gehen! Denn am Ende werden wir nur an Erfolgen gemessen, und es gibt Situationen, wo NUR auf dem Platz geantwortet werden kann. Ich weiß, wovon ich rede. Bei den letzten drei Saisonspielen war mir klar: Wenn das schiefgeht, dann fahre ich mit guter Laune aus dieser Stadt weg und komme nicht wieder, höchstens, um mir noch einmal den Dom anzugucken. So ist das nun einmal.

„Ich bin nicht süchtig danach, geliebt zu werden“ – lesen Sie im ersten Teil des Interviews, wie Volker Finke die ersten sieben Monate in Köln bewertet, wie er die Kapitänsfrage sieht und was er über die Kölner Presselandschaft denkt.