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Köln.Sport

EM-Tagebuch, Tag 20 (1. HF)

Das Leben hat wieder einen Sinn – EM geht weiter! Vorbei die Phase des pseudomäßigen Zeitmanagements, wo jedem Anfragenden offenbart wird, absolut keine Zeit für irgendwas zu haben, da man die spielfreie Zeit ja endlich für gaaanz wichtige Dinge nutzen kann. Muss ja keiner wissen, dass eigentlich nur die Stunden bis zum Halbfinale runtergezählt wurden. Na gut, gegen Ende des Turniers muss ja doch schon mal bilanziert werden, dass wir es nicht geschafft haben, alle geplanten Lokalitäten mit einem Besuch zu beehren. Lag oft aber auch am Wetter. Jetzt wollen wir aber auch eher im Herzen Kölns bleiben, um mitzuerleben, was nach dem Spiel so abgeht. Simon hatte sich fürs 1. Halbfinale bereits abgemeldet, da er wieder bei „seinem“ Spanier Fußball schauen wollte (in Wahrheit hatte er eine SMS von Ramira bekommen). Der Rest traf sich frühzeitig am Chlodwigplatz und tingelte durch die altbekannten Straßen. Später kurz beim über-nervösen portugiesischen Inhaber vom „El Touro“ vorbeigeschaut und Mut zugesprochen („Ist doch egal, ob ihr heute oder am Sonntag nicht Europameister werdet“), nicht minder nervöse Spanier in diversen Kneipen verunsichert und irgendwann standen wir vorm „Lapidarium“. Sind wir Irren wirklich den ganzen Ring hoch marschiert? Draußen war schon alles voll und auch die anderen umliegenden Gaststätten meldeten „Bierbänke belegt“. Wir wurden das Gefühl nicht los, dass die allgemeine Stimmung wegen morgen doch schon sehr angespannt war. Ruhe vor dem Sturm. Die 1. Halbzeit wurde stehend verfolgt und über die Pseudo-Portugal-Fans abgelästert, danach wechselten wir ins nahe „Anno Pief“. Die alten Herren mussten sich nun mal langsam setzen. „Toni“ war bereits wieder in seinem Element und feuerte ebenfalls vehement die Portugiesen an, „weil wir dann im Endspiel gegen die ganz leichtes Spiel haben“. Ahja, warum? „Weil die nix können.“ Ja, aber die haben doch dann den Welt- und Europameister besiegt. Ist doch gut für die Moral. „Dat reicht ävver nit för uns. Dr Poldi haut dänne drei Dinger rinn.“ Ja, so ist der Kölner – stets optimistisch und realistisch. Es sollte ein langer Abend werden. Zu sehr merkte man beiden Mannschaften an, keinen Fehler machen zu wollen. Und dennoch hätte der schöne Cristiano acht Sekunden vorm Ende alles klar machen können. Hat er aber nicht. Also Verlängerung. Und Elferschießen. Erwartungsgemäß hupten sich nach dem Elferkrimi die Spanier durchs nächtliche Köln, aber im Vergleich zum morgen so oder so stattfindenden Getöse war das ja nur ein Warmlaufen. „Und morgen…“ – „NEIN!“ Armer Boris. Hat zu Hause nur die Pantoffeln an und jetzt fällt ihm selbst seine Männertruppe ins Wort.