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Köln.Sport

EM-Tagebuch: Tag 1

Auf geht’s ins EM-Turnier! Schon seit Tagen bin ich mit nichts anderem beschäftigt, als mir einen groben Plan fürs tägliche Fernsehschauen zu erstellen. Dabei immer schön zweigleisig fahren, denn was nützt der schönste Biergarten, wenn es stundenlang vorher regnet und der Fernseher in die Tür, also indoor, gestellt wird. Kurzer Blick auf die Prüfliste: Wurden alle vermeintlich wichtigen Termine, die in den nächsten drei Wochen nicht warten können (z.B. Friseur, Zahnarzt), abgearbeitet? Sieht gut aus! Alles andere muss bis nach dem 1.7. warten. Und die Schwiegermutter hat nächstes Jahr auch wieder Geburtstag.

Nun aber los zum ersten Ziel – dem Herbrand´s in Ehrenfeld. Hier werden einem vier Großbildleinwände und weitere Fernseher im Biergarten versprochen. Pünktlich zur Eröffnungsfeier nehme ich Platz im Biergarten direkt vor einem der beiden großen Flimmerkästen (aus Gründen der Kurzsichtigkeit quasi schon IM Fernseher…). Anfangs ist noch wenig los, doch Bodo (heißt wirklich so) und seine Kumpels am Nebentisch sind bereits gut drauf. Heute wird mit Polen sympathisiert. Warum? „Naja, bei Polen spielen doch die Dortmunder mit, und die sind ja Meister geworden.“ Aha. „Ja, und der Poldi ist ja auch in Polen geboren.“ Soso. Und deshalb bist du heute Polen-Fan, Bodo? „Ja, aber nur heute.“ Da ich das nicht verstehe, geht’s drei Tische weiter, wo es sich eine kleine Truppe Griechen aus Nippes gemütlich gemacht haben. Janni ist der Super-Optimist; er hofft auf einen Coup wie 2004 in Portugal. Doch nach dem 0:1, einigen Chancen der Polen, und der unberechtigten gelb-roten Karte schwindet seine Hoffnung. Zwei Kölsch-Runden später kommt sie aber wieder zurück, und nach dem Ausgleich ist die Freude wenigstens an einem Tisch im Biergarten riesig. Spontan gibt mir Pavlos, Jannis Nachbar, ein Kölsch aus. So kann die EM eigentlich weitergehen…

Und kurz darauf Rot für Polen und Elfer für die Griechen! Silas ist skeptisch. „Das gibt nix. Können die nicht.“ Das Robben-Syndrom? Silas sollte recht behalten. Letztlich bleibt es beim gerechten Remis, womit die Griechen besser leben können als Bodo. Der hat sich in den letzten 10 Minuten eher seiner Pizza zu- und vom Fernseher abgewendet. Da war die polnische Fankarriere ja noch schneller vorbei.

Kurzer Zwischenstop im „Kebapland“ auf der Venloer Str. eingelegt (sehr zu empfehlen!), und dann reingeschaut beim Insider-Tipp „Club Bahnhof Ehrenfeld“. Der Name hält, was er verspricht: Ein kleiner Club im Bauch des Bahnhofs Ehrenfeld. Kölsch leider etwas überteuert (0,3 für 3 €, aber die Halben gibt’s für 4 €), wovon das szenemäßige Publikum (viele Studenten oder der alternativen Szene entsprungen) dennoch reichlich Gebrauch macht. Ansonsten aber absolut kultig. Erinnerungen an frühere Zeiten im „Gebäude 9“ oder „Underground“ kommen hoch. Hier liegen die Sympathien eindeutig auf tschechischer Seite, doch die Russen machen schnell kurzen Prozess und nehmen den Supportern (teilweise im Tschechen-Trikot – Respekt!) alle Hoffnungen. Trost findet der eine oder andere später bei einem der schmackhaften Burger. Oder man lauscht dem Soundcheck der Band „Super Legion“, die für ihren morgigen Auftritt nach dem Spiel von Jogis Jungs proben.

 

Fazit des 1. Tages: Beide Lokalitäten sind absolut zu empfehlen. Jeweils Großleinwände drinnen und in den Biergärten genügend Fernseher. Gleichwohl wollte sich das richtige EM-Fieber noch nicht so richtig einstellen, aber spätestens, wenn unsere Jungs morgen ins Turnier eingreifen, sollte es hier wie überall abgehen. Wird schon.