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Köln.Sport

Eine starke Halbzeit reicht nicht für Bayer

Stefan Kießling

Leverkusener Toschütze: Stefan Kießling



Leverkusen erlebt gegen 1899 Hoffenheim ein Wechselbad der Gefühle und steht am Ende erneut mit leeren Händen da. Obwohl es nach fahriger erster Halbzeit im zweiten Durchgang besser lief und sogar leicht nach einem Leverkusener Erfolg gerochen hatte, setzte es am Ende mal wieder eine Pleite vor heimischer Kulisse. Die Saisonziele der Werkself sind mehr denn je in Gefahr.

von David Vorholt

Trotz engagierter Vorstellung zu Beginn konnte die Hyypiä-Elf, bei der Dauerbrenner Emre Can eine Schaffenspause verordnet bekam, gegen wache Gäste keine nennenswerten Chancen für sich verbuchen. Der Leverkusener Spielfluss wurde immer wieder durch mangelnde Pass-Präzision oder individuelle Unkonzentriertheiten gestört. Eine solche Unkonzentriertheit war es dann auch, die die Gäste zur Führung einlud. Nach einem weiten Pass aus der gegnerischen Hälfte hatte Hilbert eigentlich Ball und Gegner im Blick, spielte dann jedoch ohne Not Hand – Elfmeter.

Unglücklich aus Sicht des Bayer-Verteidigers, der den Ball zwar klar mit der Hand gespielt, dies allerdings außerhalb des Sechzehners getan hatte. Der Elfmeter-Pfiff: Nicht die einzige streitbare Entscheidung von Schiedsrichter Jochen Drees an diesem Nachmittag. Obwohl zuletzt gegen Mainz verschossen und mit Leno den Elfmeter-Killer überhaupt in der Bundesliga gegen sich, verwandelte Hoffenheims Elfmeter-Chef Sead Salihovic per Lupfer. Arrogant aus Sicht der einen, aus Sicht der anderen cool.

Den Unterhaltungswert der Partie konnte auch der Hoffenheimer Führungstreffer nicht entschieden steigern. Wenn überhaupt sorgten Standard-Situationen für Betrieb vor den Toren von Leno und Casteels-Vertreter Jens Grahl. Doch bis auf zwei gute Kopfbälle von Vestergaard (32.) und Volland (36.) versandeten die Versuche beider Teams weit ab vom Tor. Der spielerischen Not geschuldet verlegte sich das Bayer-Spiel mehr und mehr auf Flügel. Bender, der auf rechts zunächst enteilen konnte, wurde beim Flankenversuch durch Beck hart von den Beinen geholt. Dem ergebnislosen Freistoß folgte eine Minute später der nächste Flügellauf. Spahic konnte sich auf links durchsetzen konnte, seine präzise Flanke fand im Zentrum Kießling, der mit dem richtigen Timing unhaltbar für Grahl einnickte.

Unmittelbar nach dem Ausgleich schien das kollektive Glücksgefühl der Werkself die Konzentrationsfähigkeit noch ein wenig zu überlagern, was die Gäste umgehend zu erneuten Führung nutzen konnten. Der starke Firmino schickte Kevin Volland mit einem klugen Pass in die Spitze und der von diversen Klubs umworbene Stürmer zeigte einmal mehr seine Qualitäten, als er mit einem Schuss, der den vorangestellten „Sonntag“ hundertprozentig vedient hatte, Bernd Leno chancenlos ließ. Das 2:1 für Hoffenheim gleichbedeutend mit dem Halbzeit-Stand.

Pfiffe zur Halbzeit, Sprechchöre für Kießling

Das Publikum, das die Vorstellung der Werkself zur Halbzeit noch mit gellenden Pfiffen quittiert hatte, schien für den zweiten Durchgang die Hoffnung nicht aufgegeben zu haben. Torschütze Stefan Kießling wurde vor Wiederanpfiff mit lauten Sprechchören von den gut 28.000 in der BayArena gefeiert. Es sollte Wirkung zeigen. Der zuvor gefeierte selbst hatte in der 52. Minute erneut per Kopf die erste große Chance auf den Ausgleich. Zwei Minuten später durfte gejubelt werden. Nach einem scharfen Freistoß des ansonsten schwachen Guardado schaltete Rolfes im allgemeinen Getümmel am schnellsten. Den Abpraller von Grahl verwertete der Bayer-Kapitän aus kurzer Distanz zum 2:2.

Durch den erneuten Ausgleich fand die Hyypiä-Truppe endlich zu einer gewissen Sicherheit. Die Gäste, die in der Folge sehr abwartend agierten, gerieten mehr und mehr unter Druck. Vier Minuten nach dem Ausgleich brandete der Jubel erneut auf, nachdem Toprak zunächst per Kopf an Grahl gescheitert war, den Ball im zweiten Versuch aber über die Linie bugsieren konnte. Der Pfiff von Schiedsrichter Drees unterbrach die Freude jäh. Der Unparteiische hatte zurecht auf Abseits entschieden. Die Werkself aber merkte mehr und mehr, was möglich war. Sami Hyypiä setzte mit einem Doppel-Wechsel noch einmal einen Reizpunkt, nahm Sam und Son vom Platz und brachte Eren Derdiyok und Emre Can. Kein schlechter Schachzug, wie sich in der 76. Minute zeigte, als der Schweizer nach einem Eckball frei zum Kopfball kam, in Sachen Timing jedoch nicht hundertprozentig sauber agierte.

In der 88. Minute hätten die Leverkusener den aufgrund einer engagierten zweiten Hälfte verdienten Sieg eintüten können, als erneut Derdiyok die Chance hatte. Doch der Schweizer vergab aus ca. 15 Metern denkbar knapp. Als sich Mannschafften, Trainer und Publikum in der Folge bereits auf ein Remis eingestellt hatten, passierte es: Modeste kam aus mehr oder weniger heiterem Himmel nach Flanke knapp vor Toprak im Leverkusener Strafraum an den Ball und versetzte der Werkself mit seinem Treffer den späten K.O. – 3:2 Hoffenheim. Für die Hyypiä-Truppe nach zumindest phasenweise überzeugendem Auftritt eine brutale Bauchlandung, die die Hoffnungen von Trainer und Team auf eine ruhige Woche zunichte macht.