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Köln.Sport

Eine Geschäftsidee mit Halbwertszeit

Quelle: Retro-Star Classic

Der Kölner Markus Stolla will mit seinem „Retro-Star Classic

In unserer aktuellen Ausgabe haben wir den Kölner Jungunternehmer Markus Stolla vorgestellt. Der 33-Jährige designed und verkauft eigene Fußballschuhe. Hier könnt ihr den Bericht noch einmal nachlesen.

Seinen bisher prominentesten Kunden hat Markus Stolla gerade erst an Land gezogen. Nach einer Woche Probetraining hat sich Mike Wunderlich, Kapitän von Viktoria Köln und derzeit wohl bester Kölner Fußballer, zum Kauf des Retro-Star Classic in schlichtem Schwarz entschieden. Was das ist? Ein Fußballschuh. Besser gesagt, ein ganz besonderer Fußballschuh. „Der unauffälligste, schlichteste Fußballschuh, den es gibt“, wie Markus Stolla selbst sagt. Wunderlich selbst hat Gefallen gefunden. „Der Stil gefällt mir und vom Gefühl beim Spielen fühle ich mich sehr wohl.“ Und wer einmal die Meinungsführer einer Mannschaft auf seiner Seite hat, dem stehen viele Türen offen. Mittlerweile haben auch Alexander Voigt, Albert Streit und Torjäger Aziz Bouhaddouz Interesse angemeldet. Sie alle wollen ihn: den Retro-Star Classic. Seine Farben: schwarz, cognac-braun und creme-weiß.

 

Puristen und Romantiker

Was sich zunächst eher uninspiriert anhört, könnte sich zu einer Geschäftsidee mit langer Halbwertszeit entwickeln. Denn mit seinem Modell, den edlen Stil von schlichten Schuhen im Retrolook mit der Stabilität echter Handarbeit zu verknüpfen, spricht Stolla vor allem diejenigen Spieler an, die in Fußballerkreisen gerne als Puristen oder Romantiker bezeichnet werden. „Ich glaube, es gibt sehr viele Fußballer, die sich an den grellen Farben der Schuhe bei den bekannten Marken einfach satt gesehen haben“, erklärt der ehemalige Student der Deutschen Sporthochschule Köln.

Bei ihm persönlich setzte dieser Effekt schon relativ früh ein. Als Innenverteidiger von Viktoria Köln und dem FC Junkersdorf schwor Stolla standardmäßig auf die optisch klassischen Modelle wie Adidas „Copa Mundial“ oder Puma „King“, die sich auf schwarzes Design mit weißen Streifen beschränkten. Um etwas neues auszuprobieren, ging es dann aber nicht etwa in die Stores zu den 200 Euro-Modellen, sondern auf den Flohmarkt. Nicht selten betrat der gebürtige Düsseldorfer in Schuhen aus den 70ern den Rasen, die er für fünf Euro erstanden hatte. Das Überraschende daran: Vielen Mit- und Gegenspielern fielen die „Oldschool-Modelle“ auf, einige sprachen Stolla sogar direkt drauf an. „Wo hast du die coolen Treter denn her, hieß es da nicht selten“, lacht Stolla heute. Der Beginn einer bahnbrechenden Geschäftsidee.

Gut zwei Jahre designte und tüftelte der Jungunternehmer an dem Schuh, der sich diese Marktlücke zu nutzen machen sollte. Sein wichtigster Helfer: Ein Schuhmacher aus Italien, den Stolla nach langer Recherche und einem persönlichen Besuch für den Richtigen befand, seine Ideen in die Tat umzusetzen. Keine leichte Aufgabe, schließlich hatte der Entwickler nicht nur eine gute Idee, sondern auch ziemlich exakte Vorstellungen. „Wer meinen Schuh trägt, der gibt damit auch ein Statement ab, nämlich für mehr Understatement“, erklärt Stolla den Stilwert seiner Schuhe. Gleichzeitig jedoch sollten die Treter höchste Haltbarkeitsansprüche erfüllen. Während die meisten modernen Fußballschuhe nur geklebt sind, wird das feine Kalbsleder der Oberfläche beim „Retrostar Classic“ per Rahmennaht an die Sohle angebracht. Übrigens das einzige technische Exklusivitätsmerkmal, Stolla hat bewusst auf den oft nebensächlichen Schnickschack der großen Firmen verzichtet. Noch heute zeichnet für die Produktion das kleine Familienunternehmen in der Nähe vom Gardasee verantwortlich. Und der Chef ist hin und weg: „Ich hätte mir nie vorgestellt, dass sie mir so einen guten Schuh machen könnten.“

Kölns Amateurfußball ist der beste Kunde

Sein Tagesablauf hat sich mittlerweile auch eingespielt. Über den Tag verteilt werden die aktuellen Bestellungen abgearbeitet. Ware gibt es nur über den direkten Kontakt, eine Versandmöglichkeit soll erst in den nächsten Monaten eingerichtet werden. Wenn der Tag sich gen Ende neigt, stehen für den Fan des 1. FC Köln Promotionstermine auf dem Programm. Beliebtes Ziel: Trainingseinheiten Kölner Amateurvereine. Und zwar in allen erdenklichen Ligen. Erst kürzlich war Stolla mit seinem Koffer bei Bezirksligist SC West Köln zu Gast, auch die zweite Mannschaft von Fortuna Köln durften sich schon über Besuch aus der Unternehmer-Branche freuen. Auch viele einzelne Spieler decken sich regelmäßig mit den kölschen Retro-Boots ein. „Die Leute, die den Schuh haben, sind hin und weg, viele haben schon nachbestellt. Die Qualität spricht eben für sich. Deswegen denke ich, dass sich das Modell gerade in den höheren Ligen bald durchsetzen wird.“

Den besten Absatz unter den Farben findet übrigens bisher der Schuh in cognac-braun. Kein Wunder, denn wem das Design als Exklusivitätsmerkmal noch nicht reicht, der ist dort genau richtig. Immerhin ist es der einzige Fußballschuh auf der Welt, der sich mit diesem Farbton schmückt. Doch spätestens wenn die Viktoria-Riege um Mike Wunderlich zum ersten Mal mit dem Retro-Star zugeschlagen hat, dann dürfte auch der Absatz insgesamt noch einmal deutlich anziehen.