Ein Tor als Rückkehr ins Leben
Daniel Engelbrecht ist der erste deutsche Fußballer mit eingebautem Defibrillator. Am Samstag (14 Uhr) gastiert der gebürtige Kölner mit Drittligist Stuttgarter Kickers im Südstadion.
Mittlerweile ist Daniel Engelbrecht ein echter Medien-Profi. Kein Wunder, über 200 Interviews für Print, Radio, Online und TV hat der 24-Jährige seit November gegeben. Immer und immer wieder durfte der gebürtige Kölner seine Geschichte erzählen. Ob am frühen Samstagabend in der „Sportschau“ oder etwas später am Abend als Studiogast im „Aktuellen Sportstudio“ – das Interesse am Stürmer der Stuttgarter Kickers ist ungebrochen.Noch immer steht das Telefon in der Medienabteilung des Drittligisten kaum still. Die Anfragen kommen aus Italien, Portugal, Griechenland. Sogar aus Malta und dem WM-Gastgeberland Brasilien melden sich Journalisten, wollen den Sportler telefonisch interviewen oder am liebsten gleich einladen.
Auf die Titelseiten der großen europäischen Sport-Tageszeitungen „L’Équipe“ und „La Gazzetta dello Sport“ hat es der junge Mann ebenfalls geschafft. Solch eine Aufmerksamkeit der Sportwelt wird einem deutschen Drittliga-Fußballer normalerweise nicht zuteil. Doch „normal“ ist ein Wort, das im Leben von Daniel Engelbrecht lange Zeit keine Rolle mehr spielte. Zu viel hat er in den zurückliegenden anderthalb Jahren erlebt.
DIE SCHOCK-DIAGNOSE
Die Geschichte, die um die Welt ging, nimmt ihren Anfang am 20. Juli 2013. Es ist der erste Spieltag der Drittligasaison 2013/14. Im heimischen Stadion auf der Waldau, im Schatten des Stuttgarter Fernsehturms, empfangen die Kickers Rot-Weiß Erfurt. Mit dabei: Daniel Engelbrecht, den die „Blauen“ erst zwei Tage zuvor für eine Ablösesumme von rund 50.000 Euro fest vom VfL Bochum verpflichtet hatten. Der Stürmer ist im Stadtteil Degerloch trotzdem kein Unbekannter.
Schon in der Vorsaison spielte Engelbrecht auf Leihbasis beim Drittligisten. Nachdem es in Bochum insgesamt nur zu 58 Minuten Spielzeit in der 2. Bundesliga gereicht hatte, will der talentierte Angreifer im zweiten Jahr in Stuttgart den Durchbruch schaffen. Er habe sich topfit und in der Form seines Lebens gefühlt, erzählt Engelbrecht dem „Sportstudio“-Moderator Sven Voss bei seinem TV-Auftritt Ende November 2014. Was dann in der 79. Spielminute beim Stand von 0:0 passiert, daran hat der Betroffene selbst kaum mehr eine Erinnerung.
Anders seine Mitspieler. „Er hat unkontrolliert gewankt und ist dann umgefallen wie ein nasser Sack. Wenn ein Typ mit der Statur eines Büffels einfach so zu Boden geht, macht man sich natürlich Gedanken“, sagt Teamkollege Fabian Gerster, der als Rechtsverteidiger an diesem Tag hinter Flügelspieler Engelbrecht spielt. Zunächst glauben die Teamärzte, die hohen Temperaturen hätten zu einem Kreislaufkollaps geführt, doch zwei Spieltage später wird Daniel Engelbrecht wieder schwarz vor Augen. Sein Puls sinkt während des Spiels auf 20. Normal für einen Profi-Sportler wären rund 180 Schläge pro Minute. Nach 53 Minuten ist für ihn nicht nur das Spiel gegen Holstein Kiel vorbei – es endet auch ein Lebensabschnitt.
Seite 2: Engelbrechts Kampf ums Leben