Ein Kämpfer – auf und neben dem Eis
- Updated: Januar 28, 2011
Der Mann mit der Rückennummer 22 ist schon eine imposante Erscheinung. Wenn John Tripp durch das große Hai-Maul in die Lanxess-Arena einläuft, wird es lauter im Publikum. Nicht selten hört man staunende Menschen: „Wow, ist der groß!“ Fürwahr – satte 104 kg verteilen sich auf 1,92 m Körpergröße. Der dichte Schnauzbart und die dauerhaft fehlenden oberen Schneidezähne komplettieren das robuste Erscheinungsbild. Wenn man ihn so sieht, kann man es mit der Angst zu tun bekommen – muss man aber nicht.
John „Hans“ Tripp zählt zwar zu den härtesten Spielern in der Deutschen Eishockey Liga (DEL), hat in über 300 Spielen für Mannheim, Ingolstadt, Hamburg, Hannover und Köln schon knapp 600 Strafminuten gesammelt. Dennoch gilt der 33-Jährige nicht als unfairer Spieler. Er geht auf dem Eis halt dahin, wo es weh tut, gibt keinen Puck verloren. Und wenn es sein muss, haut er eben auch mal dazwischen – ein echter Führungsspieler, der auch in der eigenen Kabine den Ton angibt und für die richtige Stimmung sorgt.
Publikumsliebling
Erst seit Oktober in Köln, hat Tripp es in Windeseile geschafft, die Gunst der Fans zu er-obern. Wenn es darum geht, welche Spieler unbedingt auch im kommenden Jahr das Kölner Trikot tragen sollen, fällt der Name Tripp auffallend oft. Durchsetzungsvermögen, Führungsqualitäten, der schiere Wille niemals aufzugeben – es sind genau diese Eigenschaften, die Tripp in dieser wieder einmal sportlich zähen Saison so wichtig für die Haie machen.
Tripps Vertrag gilt zunächst nur für die laufende Spielzeit. Doch das muss noch längst nicht das Ende der „Ära Tripp“ in der Domstadt sein, denn auch Noch-Bundestrainer Uwe Krupp hält viel vom Deutsch-Kanadier, der seinen Spitznamen seinem Opa Hans zu verdanken hat. „Im Nationaltrikot ist er so etwas wie der gute Geist der Mannschaft“, beschreibt Krupp, der Tripp im Jahr 2007 zum deutschen Nationalspieler machte und seither auf dessen Führungsqualitäten setzt. Gut möglich also, dass „Hans“ noch länger für die Haie aufläuft – übernimmt Krupp doch ab Sommer das Ruder beim KEC.
Großes Herz
John Tripp ist jedoch viel mehr als nur der baumlange Stürmerstar mit der Zahnlücke. Ebenso engagiert, wie er auf dem Eis daherkommt, zeigt er sich auch bei seinem Hilfsprojekt, der „Tripp-Charity“. „Es gibt so viele Charitys. Als Sportler haben wir ein besonderes Leben und sind in der Lage, der Gemeinschaft zu helfen. Meiner Meinung nach kann man im Leben nie genug Gutes tun“, erklärt der Stürmer.
Bereits während seiner Zeit bei den Hamburg Freezers initiierte Tripp im Jahre 2008 dieses Projekt und sammelt seither Geld für an Krebs erkrankte Kinder. „Es gibt viele Krankheiten, aber sobald Kinder betroffen sind, ist es für mich besonders schlimm. Ich war viele Male in Krankenhäusern, habe Kinder besucht und bin dann immer sehr betroffen. Aber ich sehe auch, was diese Kinder für Kämpfer sind“, zeigt der raue Riese seine sanfte Seite. „Mit Hilfe des Projektes möchte ich das Leben der Kinder ein bisschen schöner gestalten und ihnen den Rücken stärken.“
Tripps Engagement kommt nicht von ungefähr. Innerhalb seiner Familie musste er schon mehrfach schlimme Erfahrungen mit der Krankheit durchmachen. Und auch er selbst litt vor einigen Jahren an Hautkrebs. „Im Schwimmbad hatte meine Frau auf meinem Rücken eine Stelle entdeckt, welche vom Arzt dann als Hautkrebs diagnostiziert wurde, glücklicherweise noch in einem sehr frühen Stadium“, blickt er auf die schlimmen Zeiten zurück.
Ausrüstungsverlosung
In Hamburg hat Tripp in zwei Jahren knapp 90.000 Euro gesammelt und mit dem Geld Krankenhäuser und Einrichtungen, die krebskranke Kinder betreuen und behandeln, unterstützt.
Im Rahmen der „Tripp-Charity“ werden nun auch bei den Heimspielen der Kölner Haie Trikots, Schläger, Helme und sonstige Ausrüstungsgegenstände von John Tripp, aber auch von anderen Spielern verlost. Christoph Ullmann und Philip Gogulla haben ebenfalls schon Material gestiftet. Ein Los kostet zwei Euro. Der gesamte Erlös geht an den Förderverein des Kinderkrankenhauses an der Amsterdamer Straße.
Wie wichtig Tripp sein Projekt ist, erzählt Haie-Pressesprecher Philipp Walter: „John bringt fast täglich neue Klamotten zur Verlosung vorbei. Wenn es ihm nicht schnell genug geht, wird er manchmal auch etwas ‚fordernd'“, erzählt Walter mit einem Augenzwinkern.
Für Gerd-Thomas Gemein, Vorsitzender des Fördervereins des Krankenhauses, ist es ein höchst willkommenes Fordern: „Der Komplett-Umbau unserer onkologischen Station kostet eine Menge Geld. Für die Unterstützung von John Tripp und den Kölner Haien sind wir natürlich mehr als dankbar.
Nach nur wenigen Wochen „Tripp-Charity“ in Köln ist bereits die 10.000-Euro-Marke geknackt. „Wahnsinn“, freut sich der Stürmer über die Unterstützung. „Es ist das Geld von den Fans – ohne sie würde es das Projekt nicht geben. So kann es weitergehen.“