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Köln.Sport

„Ein Großteil der Spieler wird gehen“

Quelle: IMAGO

Franz-Josef Wernze hat noch immer große Pläne mit seinem „seinem“ FC Viktoria Köln.

In unserer aktuellen Ausgabe haben wir Viktorias Mäzen Franz-Josef Wernze zum Kölner Gespräch gebeten. Im ersten Teil steht der ETL-Boss Rede und Antwort rund um den FC Viktoria Köln. Herr Wernze, wie haben Sie den Verlauf der Rückrunde für den FC Viktoria Köln erlebt?

Ich habe es so erlebt, wie die Ergebnisse einfach sind. Wir haben eine schlechte Serie hinter uns gebracht. Deshalb sollte man aber auch zurückschauen und sich fragen, woher diese Phase gekommen ist.

Und was glauben Sie?

Die ersten acht, neun Spiele waren sensationell gut. Mich hat die große Euphorie aber damals schon etwas gestört, ich habe die Situation etwas zurückhaltender gesehen. Nachdem Heiko Scholz den Wunsch geäußert hat, sein Amt aufzugeben, haben wir den ersten Trainerwechsel vollzogen. Wir wussten über die persönlichen Probleme von Wolfgang Jerat Bescheid. Aber wir haben geglaubt, dass er es mit unserer Hilfe schaffen kann, seine Krankheit zu überwinden und wieder ins Trainergeschäft einzusteigen. Das war leider eine Fehleinschätzung. Aber gegen Krankheiten ist keiner gefeit.

Dem dritten Trainer Ralf Aussem war das Glück dann auch nicht gerade hold!

Ja, obwohl der neue Trainer sich sehr sehr bemüht. Er kennt die Mannschaft, er kennt das Umfeld. Ralf Aussem ist ein hervorragender Kenner der Kölner Fußballszene. Aber wie es so ist, die vielen Mosaiksteinchen haben nicht zusammengepasst. Letztendlich zählen im Fußball Ergebnisse. Deswegen haben wir uns dann auch nach langem Zögern dazu entschieden, einen Neuanfang in der nächsten Saison zu machen. Man sollte im Fußball auch mal neue Besen ausprobieren und das werden wir tun.

Es wurde von Seiten von der sportlichen Leistung gesagt, dass man auch in Sachen Spieler ein neues Konzept fahren will. Wird man ab der nächsten Saison keine großen Kaliber mehr im Sportpark Höhenberg sehen?

Ich will nicht ausschließen, dass wir auch sogenannte große Kaliber weiter hier haben. Dennoch hat sich die sportliche Leistung kritisch hinterfragt. Wir werden uns von einem Großteil der Spieler, die auch nur einen Vertrag bis zum Saisonende haben, verabschieden. Wir werden also mit dem neuen Trainerteam eine Mannschaft zusammenstellen, die ein neues Gesicht haben wird. Das heißt aber nicht, dass kein Spieler mehr über 30 sein wird. Dass es keine alten oder jungen Spieler gibt, haben wir ja erst neulich beim Fünferpack von Miroslav Klose gesehen.

Sie haben die Trainersuche angesprochen. Waren Sie involviert?

Die sportliche Leitung besteht aus Franz Wunderlich und Ingo Haselbach. Sie haben sich – was die Auswahl der Kandidaten angeht – natürlich mit mir abgesprochen, so wie auch bei jedem Neuzugang. Ich konnte meine Erfahrungen mit einbringen, aber die Auswahl treffen die beiden Herren. In Absprache mit mir, weil ich für das Budget des Gesamtklubs verantwortlich bin. Wir wollten den neuen Trainer möglichst zeitnah vorstellen. Alleine, um ihn bei der Kaderplanung mit einzubeziehen. Wir haben zwar bereits vier Spieler verpflichtet, aber es werden in Zukunft keine mehr verpflichtet, ohne den neuen Trainer und das neue Trainerteam mit einzubeziehen.

Hat der Verein gelernt, mit Rückschlägen umzugehen, wie Sie es zu Beginn der Saison gefordert haben?

Nun, in der Euphorie hat man viele positive Stimmen. Ich habe schon rechtzeitig drauf hingewiesen, dass wir sehr jung sind und sehr viel Aufbauarbeit leisten müssen. Dazu gehört insbesondere, den Jugendbereich weiter auf- und auszubauen. Das ist uns auch zum Teil gelungen. Unsere U19 spielt noch mit um den Aufstieg in die Bundesliga, dort wird hervorragende Arbeit geleistet. Der Jugendkoordinator Klaus Pabst ist ein sehr erfahrender Mann, der weiter dafür sorgen wird, dass die Jugend einen hohen Stellenwert in unserem Klub hat. Wir investieren gerade intensiv in die Umkleiden und Sozialräume der Jugend. Da ist nun auch endlich die Baugenehmigung da. Darauf sind wir sehr stolz, aber müssen dafür auch viel Geld in die Hand nehmen. Ich denke, dass wir selbst zwischen 300.000 und 500.000 Euro investieren müssen.

Wie fühlen sie sich mit der Viktoria in der Sportstadt vernetzt?

Es gibt im Fußball drei Vereine, davon überragend der 1.FC Köln. Wir bei Viktoria sind alle Anhänger vom FC, ich an der Spitze besonders. Aber es gibt auch die beiden anderen Vereine, wie die Fortuna und uns. Ich glaube, dass für die Stadt zwei Vereine viel besser sind als einer. Ich würde es bedauern, wenn wir da keine Konkurrenz mehr hätten in der Stadt. Aber wir sind als Vertreter des Rechtsrheinischen auch selbstbewusst genug, um uns in der Stadt Gehör zu verschaffen. Wir haben viele Fans, die auch den Weg über den Rhein wagen. Wir haben eine riesige Liste von Ehrenmitgliedern, die wir gerade weiter auf- und ausbauen. Insgesamt ist an dieser Stelle schon unheimlich viel geleistet worden, deshalb kommen wir in der Stadt auch gut an.

Hätten Sie sich mehr Zuschauer-Zuspruch gewünscht? Der Schnitt lag bei etwa 1.500 Menschen.

Natürlich wünscht man sich immer mehr, ist doch klar. Deswegen kämpfen wir auch so darum, dass die Rivalität mit dem Verein aus der Südstadt erhalten bleibt. Das steigert das Potenzial an Zuschauern. Die Sportstadt Köln hat eine Menge zu bieten, auch in anderen Sportarten. Ich war neulich zum ersten Mal auf der Rennbahn in Weidenpesch, dort waren 15.000 Zuschauer, um sich die Pferderennen anzusehen. Wir haben auch viel Konkurrenz, weshalb wir vieles tun müssen um die Zuschauer zu begeistern.

Aber das tut die Viktoria, wie zu hören ist.

In der Tat. Wir werden im nächsten Jahr, am 9. Februar, erstmalig eine große Karnevalssitzung veranstalten. Darüber hinaus ist es uns gelungen, Hertha BSC Berlin als Gegner für unsere Saisoneröffnung im Sommer zu gewinnen. Das ist schon eine große Sache, dass ein Kölner Verein einen Bundesliga-Aufsteiger begrüßen darf. Lieber würden wir natürlich den 1. FC Köln hier sehen und als Bundesliga-Aufsteiger begrüßen, aber was nicht ist, kann vielleicht im nächsten Jahr noch kommen.