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Köln.Sport

Dreckig, kaputt und ausgedient

Foto: Mark Hammans

Licht am Ende des Tunnels? Fehlanzeige. Viele Kölner Schulsporthallen verkommen zunehmend

Trotz zum Teil erheblicher Investitionen in den vergangenen Jahren, ist die Sporthallen-Situation in Köln nach wie vor unbefriedigend. Marodes Inventar und Umkleiden in erbarmungswürdigem Zustand sind der Regelfall. Von erheblichen Sicherheitsmängeln ganz zu schweigen. 

Dienstagabend, 19 Uhr. Köln.Sport besucht die Badminton-Abteilung des FC Junkersdorf, die dreimal in der Woche in der Dreifach-Sporthalle am Schulzentrum Weiden trainiert. Der Zustand der Sportanlage und ihrer Gerätschaften ist mit erbärmlich noch zurückhaltend beschrieben. Der Hallenboden verdient seinen Namen längst nicht mehr. Wohin das Auge blickt: Flickschusterei. An manchen Stellen stoßen vier verschiedene Bodenbeläge aneinander, Spielfeldmarkierungen sind kaum noch vorhanden oder wurden im Flickwerk schlichtweg vergessen. An vielen Stellen herrscht Sturzgefahr, weil sich der Boden ablöst.

Schockierend auch der Blick in den Geräteraum: zerfetzte Turnmatten, abgerissene Sprungkästen, ein unbrauchbarer Turnbock, dem ein Fuß fehlt. Zwischen den defekten Gerätschaften findet sich die Sanitätsliege aus dem Lehrerzimmer. Natürlich beschädigt. Den Gesamteindruck krönt ein Starkstromkabel, das in der hintersten Ecke aus der maroden und zersplitterten Decke hängt.

Der schlechte Gesamteindruck setzt sich in den Umkleiden fort: Löcher in Decke und Türen – mutwilliger Vandalismus oder Ausdruck der Frustration der Schüler über die Zustände? Wahrscheinlich von beidem etwas.

Wie hier in Weiden sieht es in vielen Kölner Schulsporthallen aus. Dort, wo neu gebaut wurde oder Generalinstandsetzungen durchgeführt wurden, ist der Zustand besser, anderenorts genauso schlecht oder noch übler. Marcus Wetter, Trainer der Badminton-Abteilung des FC Junkersdorf und im Hauptberuf Lehrer für Sport und Biologie, kennt die Zustände in den Kölner Sporthallen nur zu gut. „Es ist im Prinzip überall das Gleiche. Die Böden verkommen, die Duschen sind versifft.“ Investitionsbedarf besteht an allen Ecken und Enden.

Kein Tag ohne Probleme

Zu dieser Erkenntnis ist auch Hannes Krieg gelangt. Er war lange Jahre Sportlehrer am Heinrich-Heyne-Gymnasium in Ostheim. Die Zustände dort, so sagt er, haben ihn krank gemacht. „Es verging kein Tag ohne Probleme. Mein Schulleiter hat immer schon das Gesicht verzogen, wenn ich in sein Büro gekommen bin. Ich war jeden Tag als Erster in der Halle und habe als Erster mitbekommen, wenn wieder etwas fehlte oder kaputt war.“ Seine Sportlehrer-Kollegen spricht Krieg nicht von einer Mitschuld frei: „Viele Sportlehrer kümmern sich nicht genug darum, dass Sportgeräte ordnungsgemäß auf- und abgebaut werden. “ Da nimmt es der eine oder andere in der Eile mit der Sorgfaltspflicht wohl nicht so genau.

Holger Dahlke ist Geschäftsstellenleiter bei Kölns größtem Breitensportverein, dem MTV Köln, und beobachtet die Zustände der Sportstätten seit geraumer Zeit mit Sorge. Als Gründe für die Situation hat er auch Fehler im Con-trolling vor Ort ausgemacht. „Teilweise finden unsere Kurs- und Übungsleiter die Hallen und die Umkleiden unverschlossen vor. Da ist eine gewisse Ignoranz der Schulen festzustellen.“

Zerstückelte Zuständigkeiten

Auf der Suche nach dem richtigen Ansprechpartner im Falle eines Sachschadens, muss sich der Meldende durch das Dickicht der Bürokratie schlagen. Denn den einen Ansprechpartner für alle Fälle gibt es nicht.

Die Beseitigung von Mängeln teilen sich die Gebäudewirtschaft, das Schulverwaltungsamt, die Bezirksämter und die Schulen. Vereine haben es noch am einfachsten. Sie melden Schäden im Bürgeramt ihres Bezirks bzw. des Bezirks, in dem die Sporthalle liegt. Schulen müssen Anschaffungen bis zu einem Betrag von 400 Euro aus ihrem eigenen Etat finanzieren.

Alle baulichen Aspekte inklusive der fest eingebauten Sportgeräte obliegen der Verantwortung dem Amt für Gebäudewirtschaft. „Dass wir in Köln erheblichen Sanierungsbedarf haben, ist ja bekannt“, sagt Engelbert Rummel, geschäftsführender Betriebsleiter der Behörde. Bei einer jährlichen Begehung werden alle 286 städtischen Schulsporthallen in Augenschein genommen, Schäden notiert und nach Dringlichkeit bearbeitet. Sporthallen, in denen Brandschutz- oder Prallschutzmaßnahmen vorgenommen werden müssen oder Gefahr durch Schadstoffe besteht, werden mit oberster Priorität behandelt, bauliche Maßnahmen ohne Dringlichkeit sowie „Extra-Wünsche“ entsprechend später.

Wartung einmal im Jahr

Den Bürgerämtern der Stadtbezirke wurde die Aufgabe der Ersatz- und Ergänzungsbeschaffung für die Schulsporthallen übertragen. Die Erstbeschaffung mobiler Sportgeräte sowie die Ersatz- und Ergänzungsbeschaffungen für die acht Kölner Gesamtschulen obliegen dem Schulverwaltungsamt. Wie die Gebäudewirtschaft führen auch die Bürgerämter lediglich einmal im Jahr eine Wartung der Sporthallen durch. Auch die Schulen sind aufgefordert, Mängel umgehend zu melden.

Wer dann auf schnelle Abhilfe hofft, wird meist enttäuscht. Denn das Amt ist vertraglich an bestimmte Dienstleister gebunden. Diese Rahmenverträge beinhalten die Lieferung von Materialien (Sportartikel) oder die Erbringung von Dienstleistungen (Wartungen, Reparaturen) zu festgelegten Konditionen für einen definierten Zeitraum. Das Amt für zentrale Dienste schließt etwa 120 Rahmenverträge für den städtischen Allgemeinbedarf ab. In Zeiten von klammen Kassen erhält meist das günstigste Angebot den Zuschlag. „Ein Kernproblem“, wie Hennes Krieg meint. Der Vorwurf des ehemaligen Sportlehrers: Die Stadt spart am falschen Ende. „Statt einmal etwas mehr Geld zu investieren und Qualität zu kaufen, werden billigere Sportgeräte vorgezogen, die zum Teil miserable Qualität bieten und nach kurzer Zeit schon wieder ersetzt werden müssen.“

Wer heute Schäden meldet, muss sich gedulden. Die Verträge sind 2010 ausgelaufen und wurden neu ausgeschrieben, „doch die Zahl der Rückmeldungen ist gering“, erzählt Rosemarie Hofmann vom Schulverwaltungsamt. Wann alle Bezirke zu ihrem Recht kommen werden, kann noch keiner sagen.