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Köln.Sport

Doppel-König von Paris!

Ein Jahr nach seinem sensationellen Erfolg bei den French Open in Paris gelingt dem Kölner Andreas Mies gemeinsam mit seinem Doppelpartner Kevin Krawietz im Oktober die Titelverteidigung. Über den Aufstieg eines kölschen Jung in die Internationale Tennisspitze.
Tennis

Als erstes deutsches Doppel verteidigen Andreas Miez und Kevin Krawietz den Frech-Open-Titel! (Foto: imago images / HMB-Media)

Es ist die Erfolgsgeschichte eines deutschen Tennis-Doppels, die es so in der Form noch nicht gegeben hat. Sie beginnt am 14. August 2017, als der in Köln geborene Andreas Mies zum ersten Mal mit dem Coburger Kevin Krawietz auf dem Tennisplatz steht. Bei einem kleinen Turnier im rund 50 Kilometer von Köln entfernten Meerbusch schwingen die beiden erstmals gemeinsam die Schläger und spielen um Weltranglistenpunkte. Vom Start weg harmonieren der damals 27-jährige Domstädter und der zwei Jahre jüngere Coburger richtig gut miteinander, doch dass sich aus der Zufallskombination ein späteres Weltklasse-Doppel entwickeln würde, war damals noch nicht abzusehen. Heute, rund drei Jahre nach ihrem Premieren-Turnier, dürfen sich die beiden als zweifache Grand-Slam-Sieger der French Open bezeichnen – ein Erfolg, der einzigartig in der deutschen Tennisgeschichte ist!

Erste Ausrufezeichen

Die ersten Schritte im Profisport macht Mies bereits 2013, als er auf der „ITF Future Tour”, der niedrigsten Kategorie im Profi-Tennissport, 18 Doppeltitel gewinnt und seine Stärken immer wieder unter Beweis stellt. Mit der 1. Herrenmannschaft des KTHC Stadion Rot-Weiss steigt er 2014 in die Tennis-Bundesliga auf, geht aber nur zwei Jahre später hauptsächlich bei Turnieren der „ATP Challenger Tour” an den Start. Dort feiert er 2017 an der Seite seines damaligen Doppel-Partners Oscar Otte den ersten Titel.

Nur ein Jahr später betritt der Domstädter erstmals die ganz große Bühne des Tennissports. Beim traditionsreichsten der vier Grand-Slam-Turniere in Wimbledon meistert er zusammen mit Krawietz, der fortan die meiste Zeit sein Doppelpartner sein wird, erfolgreich die Qualifikation. Zwar ist im Achtelfinale Endstation, doch der Fünf-Satz-Krimi gegen die damals an Position eins und zehn gesetzten US-Amerikaner Mike Bryan und Jack Sock stellt in der Retrospektive einen Meilenstein auf dem Weg in die Tennisspitze dar. Nicht nur die Erkenntnis, mit den besten der Welt mithalten zu können, lässt „KraMies” von höheren Zielen träumen. Gleich zwei Matchbälle erspielt sich das Duo und scheitert letztlich nur knapp.

Ungesetzt zum Titel

Anderthalb Jahre später und mit einem ATP-Sieg in New York im Gepäck reisen KraMies nach Paris zu den French Open und sorgen dort für Aufsehen. Als ungesetzte Paarung stürmen die Zwei bis ins Finale und schreiben mit einem 6:2, 7:6-Sieg gegen die Franzosen Eremy Chardy und Fabrice Martin ein Stück deutsche Tennisgeschichte. Ein deutscher Sieg im Herren-Doppel bei Rolland-Garros gelang zuletzt Gottfried von Cramm und Henner Henkel 1937, also 82 Jahre zuvor! „Unser Traum ist in Erfüllung gegangen. Letztes Jahr haben wir bei Challenger-Turnieren angefangen und jetzt bei einem Grand Slam gewonnen – das ist unglaublich”, sagt ein sichtlich gerührter Andreas Mies hinterher im Siegerinterview. Doch so hoch der Sieg beim Debüt in Paris auch einzustufen ist, besteht doch die eigentliche Schwierigkeit darin, solch einen Triumph zu bestätigen. Nicht wenige Debütanten feiern einen grandiosen Erfolg – egal ob im Tennis oder einer anderen Sportart, bleiben letztlich aber nur als „One-Hit-Wonder” in Erinnerung.

Andreas Mies neuer Tennis-Botschafter

Nur fünf Monate später schlägt das Doppel bei den US-Open auf und sendet mit dem Erreichen des Halbfinals weitere Grüße in Richtung der Weltspitze. Während Krawietz auf Position sieben klettert, erreicht Mies mit Rang acht seine bislang beste Platzierung.

In der Weltspitze angekommen

16 Monate nach ihrem ersten Triumph reist das Doppel erneut nach Paris, diesmal jedoch als die Gejagten. Eine Tatsache, die nicht zu unterschätzen ist: „Der zweite Titel ist fast schwieriger zu erreichen, weil uns letztes Jahr niemand kannte. Wir waren die Nobodys”, schildert Mies in einem Interview mit dem Tennismagazin und ergänzt: „Wir mussten uns weiterentwickeln, unsere Taktik umstellen, weil die anderen Teams uns analysiert haben.” Wie hoch der Druck auf amtierenden Champions lastet, zeigt sich im dritten Spiel des Turniers, als Mies sich bei drei Matchbällen für den Gegner gedanklich schon „auf der Autobahnausfahrt Richtung Köln“ gesehen hat. Doch auch dieses „Knackpunkt-Spiel” meistern KraMies gemeinsam und marschieren ohne Satzverlust ins Finale. Dort treffen sie mit dem Kroaten Mate Pavic und dem Brasilianer Bruno Soares auf das „heißeste Doppel auf der Tour”, wie sie Mies im Vorfeld bezeichnet. Und das nicht zu Unrecht, denn die frischgebackenen US-Open-Sieger zeigten sich in den Wochen zuvor in bestechender Form. Dem setzen die Deutschen eine Mischung aus „spielerischer Klasse und Qualität”, aber auch eine gewisse „Lockerheit und Unbekümmertheit” entgegen und entzaubern den Gegner mit 6:3 und 7:5 glatt in zwei Sätzen. „Einen Grand Slam-Titel zu gewinnen, ist die eine Sache. Aber ihn im nächsten Jahr zu verteidigen, ist die andere. Wir haben wieder Geschichte geschrieben”, so Mies.

Das wäre dem Domstädter auch fast bei seinem Heimspiel in der Kölner Lanxess- Arena gelungen! Im Rahmen der ATP-Tour gingen KraMies in der Doppelkonkurrenz an den Start und spielten sich vor bis ins Finale. Dort war allerdings nach einem 2:6 und 4:6 gegen Raven Klaasen und Ben McLachlan nichts zu holen. Dennoch: Spätestens mit dem Erfolg in Paris ist der Kölsche Jung Andreas Mies gemeinsam mit seinem Doppel-Partner Kevin Krawietz endgültig in der Weltspitze des Tennis-Doppels angekommen!