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Köln.Sport

Dominanz mit Ansage

Quelle: imago

David Müller zählte in dieser Saison zu den absoluten Leistungsträgern im Viktoria-Trikot

Das herausragende Team der Liga steigt am Ende verdient als Meister in die neue Regionalliga auf. Trotzdem lief besonders in der Rückrunde beim FC Viktoria Köln längst nicht alles rund

 

 

Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: 25 Siege in 34 Spielen, 79 Punkte und eine Tordifferenz von 102:27 – das war Extraklasse, was der FC Viktoria Köln in seiner zurückliegenden ersten Saison in der NRW-Liga produzierte. Am zweiten Spieltag übernahm die Scholz-Truppe nach einem 8:2-Auswärtserfolg in Speldorf die Tabellenführung und gab sie bis zum 34. Spieltag nicht mehr her. Was das Zahlenwerk verklärt, besonders in der Rückserie verlief im Gefühl des sicheren Aufstiegs längst nicht mehr alles so souverän.

Da war etwa der Abschied und das Comeback von Mike Wunderlich innerhalb nur weniger Tage. Nachdem bei dem damals 25-Jährigen im Sommer 2011 das Burnout-Syndrom diagnostiziert wurde, ließ er sich, noch in Diensten von Zweitligist FSV Frankfurt, für ein halbes Jahr zu Viktoria Köln ausleihen. Hier fand er die für seine Genesung notwendige Ruhe und avancierte nebenbei zum Top-Spieler der Liga und zur Aufstiegsgarantie des FC Viktoria.

Im Winter kehrte er vertragsgemäß nach Frankfurt zurück, um einen neuen Anlauf im Profifußball zu unternehmen. Nach nur einer Woche die Kehrtwende: Wunderlich suchte das Gespräch mit Frankfurts Trainer Benno Möhlmann und ließ sich für die Rückrunde erneut nach Köln ausleihen. „Ich habe einfach gemerkt, wie sehr mir mein Umfeld, meine Familie und auch der Verein Viktoria Köln gefehlt haben“, erklärt Wunderlich. Erneute Unruhe kam auf, als im Mai bekannt wurde, dass dem Top-Torjäger (32 Treffer) lose Anfragen aus der 2. Liga vorliegen. Der Kapitän kam ins Grübeln, entschied sich letztlich aber für den Verbleib in Köln.

Führungsspitze scheidet aus

Nach dem 2:1-Auswärtserfolg in Erndtebrück am 29. Spieltag stand die Viktoria als Aufsteiger fest. Drei Tage zuvor hatte der Klub eine bittere Niederlage einstecken müssen. Da verlor die Elf auf großer Bühne im RheinEnergieStadion gegen den KFC Uerdingen mit 2:4. Die als Rekordspiel beworbene Partie fand vor weitgehend leeren Rängen statt. Eigentlich wollte man einen neuen Besucherrekord für die NRW-Liga aufstellen. 12.512 Fans wären dafür notwendig gewesen, gerade einmal 3.842 waren letztendlich erschienen. Der bereits kalt gestellte Aufstiegssekt musste ebenso wieder eingepackt werden wie die bereits bereitliegenden Aufstiegs-Shirts.

So feierten statt Tausenden in der Heimat nur knapp über 100 Fans den größten Erfolg der noch jungen Vereinsgeschichte. Doch den Aufstiegsfeierlichkeiten folgte prompt der Kater: Nachdem schon Hauptsponsor Franz-Josef Wernze während der Saison sein Amt als Vorsitzender des Aufsichtsrats niedergelegt hatte, scheidet auch der zweite Vater des neuen FC Viktoria aus dem Amt. Nur wenige Stunden nach Spielende in Erndtebrück verkündete Vereinspräsident Prof. Dr. Tobias Kollmann seinen Rücktritt zum Saisonende. Nach zweijähriger Amtszeit und erfolgreicher Aufbauarbeit sieht der 42-jährige Medien- und Wirtschaftsexperte seine Aufgaben und Ziele beim Traditionsverein „erfüllt“.

Die Entscheidung fiel keineswegs spontan, wie Kollmann Köln.Sport auf Nachfrage erklärte: „Der Entschluss ist schon eine gewisse Zeit in mir gereift. Es ist ein guter Zeitpunkt. Ich bleibe der Viktoria als Fan und als Mitglied weiterhin eng verbunden und werde den Übergang zu meinem Nachfolger mitgestalten.“ Der neue Aufsichtsratschef der Viktoria, Dr. Karl Bartel, bedauert den Rückzug des Präsidenten und attestiert ihm, „eine sehr gute, umfassende Aufbauarbeit geleistet“ zu haben. „Er hat sich um den Verein verdient gemacht und wird Fans und Mitgliedern sicherlich in bester Erinnerung bleiben.“

Rekordmeisterschaft

Befreit vom Aufstiegsdruck und ein Stück weit verunsichert ob der Personalwechsel an der Vereinsspitze sowie der persönlichen Situation im nächsten Jahr, fehlte es den Viktoria-Kickern in den letzten Saisonspielen etwas an Souveränität. Chancen, die Meisterschaft zu entscheiden, gab es zuhauf. Und doch dauerte es bis zum letzten Spieltag, bis der Triumph perfekt gemacht wurde. Mit dem 4:0-Heimerfolg gegen den SV Schermbeck geht Viktoria Köln nicht nur als letzter, sondern auch als punkt- und torbester Meister in die kurze NRW-Liga-Geschichte ein.

Damit die erste auch auf lange Sicht letzte Spielzeit in der Fünftklassigkeit bleibt, werden Mannschaft und Umfeld derzeit weiter aufgerüstet. Immer als Ziel vor Augen: ein Comeback des Profifußballs im rechtsrheinischen Köln.