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Köln.Sport

„Die Schäl Sick ist unser Revier“

Quelle: Viktoria Köln

Sportlich und wirtschaftlich befindet sich Viktoria Köln im Aufwind – sehr zur Freude von Präsident Tobias Kollmann.

Professor Dr. Tobias Kollmann, Präsident des FC Viktoria Köln, spricht in Köln.Sport über den gelungenen Neustart seines Clubs und die Identifikation mit der „Schäl Sick“. Herr Kollmann, seit wenigen Wochen läuft die NRW-Ligasaison. Waren Sie froh, dass es endlich losging?

Ich glaube, alle im Verein waren erleichtert, dass der Start so gut gelaufen ist, wie wir es erlebt haben. Hätte uns vor einem Jahr jemand gesagt, wir würden so fulminant in die neue NRW-Ligasaison starten, den hätten wir für verrückt erklärt. Wir können mehr als glücklich sein, wie es gelaufen ist. Die Arbeit des gesamten Teams hat sich gelohnt.

Möglich wurde diese Neuausrichtung durch den Einsatz von Franz-Josef Wernze, der zuletzt den 1. FC Köln immer wieder bei Spielertransfers finanziell unterstützte. Wird er das auch bei der Viktoria tun?

Er unterstützt jetzt und auch in Zukunft den Verein auf allen Ebenen. Er hat sein Bekenntnis zur Viktoria abgegeben, auf das wir uns verlassen können. Franz-Josef Wernze ist ein ganz wichtiger Mann für den Neuaufbau des Vereins, ohne den vieles gar nicht möglich wäre. Wir können stolz sein, ihn an unserer Seite zu haben. Aber die Viktoria sollte sich nicht nur auf ihn verlassen, sondern sich breiter aufstellen. Im Moment trägt er als Privatperson und über sein Unternehmen ETL sicherlich noch die Hauptlast, aber wir müssen und werden in Zukunft auch weitere Unterstützer finden.

Signalwirkung für neue Sponsoren

Mit dem neuen Trikotsponsor, dem Flughafen Köln Bonn, haben Sie einen alten Viktoria-Partner wieder ins Boot geholt. Wie ist ihnen dieser Coup gelungen?

Das ist in der Tat eine ganz besondere Sache, die zeigt, dass wir mit unserem neuen Konzept das Vertrauen des alten Hauptsponsors wieder zurückgewonnen haben und dass er an die „neue Viktoria“ glaubt. Dieser Abschluss hatte schon Signalwirkung für neue Sponsoren, die bei uns eingestiegen sind oder demnächst einsteigen werden. Der Kontakt kam über den Leiter der Unternehmenskommunikation des Flughafens, Walter Römer, zustande. Er hat den Vereinsaufbau, die neuen Strukturen und unsere intensive Medienarbeit genau beobachtet und ist dann aktiv auf mich zugekommen. Wir haben uns dann getroffen und ich habe ihm die neue Viktoria und unsere Pläne für die Zukunft präsentiert. Danach hat er sofort gesagt: „Das ist toll, da wollen wir wieder dabei sein.“

Wann feiern denn weitere Geldgeber von einst ihr Comeback im Sponsorenpool der Viktoria?

Die Gespräche laufen und mit einem Blick in den Anzeigenpool unseres neuen Stadionheftes „Der VIKTORIANER“ kann man schon sehen, dass wir ja mit Gilden Kölsch, der Schilling Gruppe oder Mobilift schon weitere Sponsoren dazubekommen haben. Tatsächlich ist es so, dass wir jetzt, nach Beginn der Saison, die vorhandenen Anfragen abarbeiten und auch potenzielle neue Sponsoren aktiv ansprechen werden. Ich bin optimistisch, dass wir da in relativ kurzer Zeit den einen oder anderen präsentieren können.

Aktionen haben „eine enorme Aufmerksamkeit“ geschaffen

Sie haben im Vorfeld der Saison viele Werbemaßnahmen lanciert. Wie haben die Menschen darauf reagiert?

Unglaublich positiv! Das Feedback, das wir auf unser neues Konzept erhalten haben, lautete eigentlich bei allen: „Toll, dass es bei der Viktoria wieder aufwärts geht. Das wurde auch Zeit.“ Gerade die Plakataktion, die neue Vereinshymne von HANAK und die sehr gute PR-Arbeit durch Franko Fischer haben eine enorme Aufmerksamkeit geschaffen, wodurch sehr viele wieder auf uns zugekommen sind. Die Zuschauerzahl beim ersten Heimspiel hat dann ja auch für sich gesprochen. Mit 1.200 Zuschauern hat niemand gerechnet. Das war ein fantastischer Tag, an dem alles passte.

Sie haben sich mit den Aktionen auf die Schäl Sick beschränkt. Denken Sie darüber nach, auch linksrheinisch um Zuschauer zu werben?

Nein, wir wollen uns zunächst klar im Rechtsrheinischen positionieren. Die Schäl Sick ist unser Revier und Viktoria Köln soll erst einmal hier wieder ein Aushängeschild für den Kölner Fußball werden. Hier liegt im Kern unser Zuschauerpotenzial und deshalb ist unsere Marschroute ganz klar: Zunächst müssen wir hier wieder die Bevölkerung für uns begeistern, bevor wir über diesen Tellerrand hinausschauen.

Jetzt schon linksrheinisch zu plakatieren wäre also nicht identitätsstiftend?

Wir haben zusammen mit dem neuen Markenbild einen Stufenplan für die Vereinsentwicklung aufgestellt und dieser konzentriert sich zunächst auf den rechtsrheinischen Raum. Hier liegen unsere Wurzeln und hier müssen zunächst die Hausaufgaben gemacht werden. Bevor wir zudem sportlich nicht in höheren Ligen angekommen sind, macht eine darüber hinausgehende Ansprache von Zuschauern keinen Sinn. Das Potenzial der Schäl Sick ist bis dahin vollkommen ausreichend und erst dann geht’s weiter.

„Die Vergangenheit ist sehr wichtig

Das Team ist völlig neu zusammengestellt. Hat sich bei den Spielern schon ein Viktoria-Gefühl entwickelt?

Absolut und das haben wir auch aktiv gefördert. Nicht nur durch ein gemeinsames Trainingslager, sondern auch durch weitere Aktivitäten. So war beispielsweise die ganze Mannschaft zum Grillen bei mir im Garten eingeladen, um auch neben dem Trainingsplatz die Viktoria-Gemeinschaft zu leben. Franz Wunderlich und Heiko Scholz haben zudem ein tolle Arbeit geleistet und ein Truppe zusammengestellt, in der die Chemie und die Leistung zu funktionieren scheint. Ganz unabhängig davon, wer in der Startelf steht oder wer diese als Ergänzungsspieler unterstützt – die Stimmung ist unglaublich gut.

Der Vereinsnamenszusatz „1904“ greift die Tradition der Viktoria auf. Wie wichtig ist die Geschichte der Viktoria im Jahr 2011?

Die Vergangenheit ist sehr wichtig und wir werden unsere Wurzeln nie vergessen. Das darf uns aber nicht davon abhalten, auch neue Wege zu gehen. Auch meine Vorstandskollegen Gabriella Wieczorek und Frank Sczepurek arbeiten täglich an dieser Kombination und leisten eine hervorragende Arbeit. So schaffen wir auch mit einem neuen Vereinsnamen, einem neuen Markenbild und einem neuen Außenauftritt diese Verbindung aus Tradition und Zukunft, um in der Sportstadt Köln wieder eine wichtige Rolle zu spielen.

Welche Bedeutung hat die Nachwuchsabteilung als Unterbau für Sie?

Die Jugendarbeit hat eine sehr große Bedeutung und auch mir persönlich liegt der Nachwuchs sehr am Herzen. Schließlich spielt mein eigener Sohn bei der Viktoria. Mit dem neuen Kunstrasenplatz haben wir auch hier buchstäblich den Boden bereitet, damit sich unsere Talente entwickeln können. Wir werden Trainingsarbeit auf hohem Niveau anbieten und insbesondere mit der U17 und U19 versuchen, wieder in die höchste Spielklasse zu kommen.

„Das rechtsrheinische Köln braucht ein funktionsfähiges Fußballstadion“

Was ist außer dem Bau des Kunstrasenplatzes im Sportpark Höhenberg passiert?

Es wurden umfangreiche Renovierungsarbeiten durchgeführt und mit denen sind wir für die NRW-Liga zunächst gut gerüstet. Neben einer generellen Grundreinigung wurden insbesondere die Kabinen renoviert, was ganz wichtig und dringend notwendig war. Darüber hinaus haben wir neue Business-Seats und ein zweistöckiges VIP-Zelt im Stadion errichtet. Ich glaube, man kann sich wieder richtig wohlfühlen, wenn man als Zuschauer oder als aktiver Sportler in den Sportpark Höhenberg kommt.

Genügt dieser Status quo denn auch höheren Zielen?

Ein klares Nein! Diese Maßnahmen sind für die Zukunft nicht ausreichend. Das Stadion muss irgendwann eine generelle Ausbaustufe erfahren und ich denke da insbesondere an den Stehplatzbereich und das Flutlicht. Das geht aber nicht ohne die Unterstützung der Stadt und ich kann hier nur intensiv an die zuständigen Stellen appellieren, die notwendigen Investitionen zu tätigen. Köln und gerade die rechtsrheinische Seite braucht ein funktionsfähiges Fußballstadion einer solchen Größenordnung.

Dieses Ansinnen muss aus der Stadt und von Seiten der Politik unterstützt werden. Über unsere Vorleistung hinaus, können wir diese Aufgabe nicht alleine stemmen. Ich hoffe sehr, dass da die Zeichen der Zeit erkannt werden. Die Viktoria ist und wird ungeheuer wichtig für die Selbstidentifikation der Schäl Sick und wir werden versuchen, den positiven Druck über guten Fußball und den sportlichen Erfolg zu erhöhen.