„Der größte Fehler meines Lebens“
- Von Peter Stroß
- Updated: November 13, 2017
Auf dem Rasen machte der Fußballer Daniel Keita-Ruel schon immer wenig Fehler. Damals. Wie heute. Doch abseits des Spiels, da machte er irgendwann Fehler. Schwerwiegende Fehler. Und verbrachte deshalb fast vier Jahre seines Lebens in einem Gefängnis. Mit Köln.Sport spricht der Torjäger von Fortuna Köln darüber.
Das Gefühl, in einem Fußballspiel ein Tor zu erzielen, ist für Daniel Keita-Ruel so normal wie für andere Menschen das Gefühl, mit dem Tag das anstellen zu können, was immer sie wollen. Freiheit. Selbstbestimmung. Doch der Stürmer, der im Sommer 2017 zu Drittligist Fortuna Köln gewechselt ist, kennt auch die andere Seite. Die dunkle Seite. Er kennt sie sehr genau. Von 2012 bis 2016 saß Daniel Keita-Ruel im Gefängnis – verurteilt für vier Raubüberfälle. Fünfeinhalb Jahre Haft hätte er eigentlich absitzen müssen, nach dreieinhalb Jahren kam er auf Bewährung frei. Heute ist er einer der gefürchtetsten Torjäger der 3. Liga– und spielt mit der Fortuna eine herausragende Saison. Aber die Vergangenheit trägt er für immer bei sich. Im Köln.Sport-Interview packt der 28-Jährige aus, spricht über die Hintergründe seiner Taten, die Zeit im Gefängnis und erzählt, was er für sein „neues“ Leben gelernt hat.
Herr Keita-Ruel, wir fallen direkt mit der Tür ins Haus: Was bedeutet Ihnen „Freiheit“?
Freiheit ist definitiv das Wichtigste, was es gibt. Gerade für mich, nach den negativen Erfahrungen, die ich gemacht habe. Deshalb weiß ich heute meine Freiheit, mein Leben umso mehr zu schätzen. Wenn ich zum Training fahre oder Zeit mit meiner Familie oder meinen Freunden verbringe, ist es für mich heute ganz anders als früher. Ich weiß das Leben und meine Freiheit einfach viel mehr zu schätzen. Nach meinem Gefängnisaufenthalt habe ich mir das Wort „Liberté“ (frz. für Freiheit, Anm. d. Red.) auf meine Hand tätowieren lassen.
Wie genau kam es denn damals zu Ihrer Gefängnisstrafe?
Ich spielte beim Wuppertaler SV. Wir hatten Sommerpause, das war 2011. Ich hatte viel Freizeit und habe begonnen, mit älteren Jungs in einem italienischen Restaurant abzuhängen. Irgendwann waren wir jeden Tag da. Alle Jungs, die sich dort getroffen haben, standen mitten im Leben, hatten feste Jobs und alles. Bis auf einen. Und er hat später angefangen, über kriminelle Geschäfte zu erzählen, darüber, was man machen kann. Dass alles abgekartete Spiele sind. Damit hat er so lange auf uns eingeredet, bis er es geschafft hatte, uns alle zu manipulieren.
Und dann kamen die Raubüberfälle…
Der erste war auf einen Klamottenladen, wo die Schwester dieses Mannes gearbeitet hat. Sie wusste Bescheid, damit war der Rest natürlich leicht. Die nächsten Überfälle waren auf Postfilialen, wo er selbst früher gearbeitet hatte. Auch da hat er behauptet, die Mitarbeiter seien eingeweiht, das stimmte allerdings nicht mehr. Ich war allerdings entweder der „Aufpasser“ vor der Tür oder aber derjenige, der das Geld genommen und weggebracht hat. Ich habe nie jemanden gefesselt und hatte nie eine Waffe in der Hand.
Wie ging es weiter?
Die vierte Tat war in einem Baumarkt, wo der Filialleiter und sein Stellvertreter sogar 25 Kameras abgeschaltet hatten, weil alles abgekartet war. Zwei Mitarbeiter wurden extra früher nach Hause geschickt, und man hatte uns schon vorher gesagt, wo das Geld ist. Die Notausgänge wurden uns geöffnet, das Geld übergeben und ich bin auf dem Fahrrad mit dem Geld abgehauen. Also, unterm Strich war alles recht gut organisiert, allerdings ausschließlich von dieser einen Person, die uns dazu angefixt hatte.
Und wie kam es zu Ihrer Verhaftung?
Der Bandenboss wurde wenig später von der Polizei observiert, alle anderen dann auch. Nach zwei Wochen hat das SEK mich und einen anderen, der immer unser Fahrer war, eines morgens um fünf Uhr festgenommen. Mir haben sie körperlich nichts getan, es gab allerdings Drohungen, mir ins Bein zu schießen, falls ich versuchen sollte zu fliehen. Die wussten natürlich schon, dass ich Profifußballer bin.
Wie Daniel Keita-Ruel die Zeit im Gefängnis erlebte und welche Auswirkungen der Aufenthalt auf seine Fußballkarriere hatte, lesen Sie in der Dezember-Ausgabe des Köln.Sport-Magazins, in der das komplette Interview abgedruckt ist.