Der Geldhahn des kölschen Sports
- Updated: September 27, 2011
„Wir haben einen jährlichen Etat, der im städtischen Haushaltsplan geführt wird“, sagt Peter Kron, Vorsitzender des Ausschusses. 23 Millionen hat der Rat für 2011 dem Kölner Sport zur Verfügung gestellt, und tatsächlich hat der Ausschuss weitreichende Befugnisse, über diese Gelder zu entscheiden. Allerdings gilt dies nur in einem abgesteckten Spielraum.
• Für Neu- oder Umbauten sowie Sanierungen städtischer Sportanlagen wie Sportplätze, -hallen oder Schwimmbäder liegt die Entscheidungsbefugnis des Ausschusses im Bereich zwischen 150.000 und 1,5 Millionen Euro.
• Bei den Maßnahmen zur Bauunterhaltung (Instandsetzung, Sanierung, etc.) umfasst der Spielraum 100.000 bis eine Million Euro.
Bewilligt der Sportausschuss Mittel in diesen Spannen, steht das Geld anschließend der Verwaltung zur Verfügung. Das entsprechende Dezernat, das Sportamt oder auch die KölnBäder GmbH können sich anschließend an die Umsetzung machen. Was Vorrang hat, legt der Sportausschuss in einer Prioritätenliste fest. In manch anderem Segment kommt dem Ausschuss dagegen nur eine beratende Funktion zu.
Harmonische „Sportfraktion“
Im Gegensatz zu den Gepflogenheiten im manch anderem städtischen Ausschuss, verläuft die Arbeit bei den Sportpolitikern vergleichsweise harmonisch. Parteiengezänk bleibt größtenteils außen vor. „Früher war es Tradition, dass sich der Ausschuss selber als ‚Sportfraktion‘ bezeichnet hat“, erinnert sich Kron. „Natürlich gab und gibt es Meinungsverschiedenheiten. Doch weitestgehend herrschte Einigkeit, welche notwendigen Projekte angegangen werden müssen.“
Neben den nötigen Investitionen unterstützt und begleitet der Ausschuss einige Initiativen, die insbesondere dem sportlichen Nachwuchs zugute kommen. So läuft seit 2009 das Projekt „Kids in die Clubs“. Dank dieses Projektes können Kinder und Jugendliche mit dem KölnPass ein Jahr lang kostenfrei Mitglied in einem Sportverein werden. Mit 149 Clubs wurden Kooperationsvereinbarungen abgeschlossen, über 2.000 Kinder profitieren von der Maßnahme.
Die etwa 300.000 Euro, die bislang in das Projekt flossen, waren gut angelegt. Ebenso rund verlaufen die Aktionen „Sport in Metropolen“ und die Mitternachtssport-Angebote. „In all diesen Bereichen konnten wir erreichen, dass die Mittel in unveränderter Größenordnung zur Verfügung stehen“, freut sich Peter Kron. „Damit war der Sport von den allgemeinen Einsparungen kaum betroffen.“
Für das zweite Halbjahr kommen auf den Rat und seinen Sportausschuss wichtige Entscheidungen zu. Da wäre zum Beispiel das viel diskutierte kölsche Bäderkonzept. Dieses sieht die Schließung der Bäder in Nippes, Rodenkirchen und Weiden vor, was in den betroffenen Stadtteilen nicht gerade für Hochstimmung sorgt.
„Ich halte das Konzept für stimmig“, meint Kron, der auch als Aufsichtsratsvorsitzender der KölnBäder GmbH fungiert. „Schließlich wird die wegfallende Wasserfläche durch die neuen Bäder Lentpark und Ossendorfbad sowie das neue Hallenbad in Müngersdorf kompensiert.“ In den Bezirken wird derzeit über das Konzept gestritten, anschließend wird im Rat darüber getagt. Entscheidung offen.
Traglufthalle für Bocklemünd
Vom Tisch scheint hingegen der Verkauf des Stadions an den 1. FC Köln zu sein. Während die Geißböcke einen „Schnäppchenpreis“ (60 Millionen Euro) zahlen wollten, bestand die Stadt auf den Buchwert von 120 Millionen Euro. „Wir dürfen nach EU-Recht das Stadion gar nicht unter dem Buchwert verkaufen“, erklärt Kron, warum der Deal kaum zustande kommen wird.
Ohnehin pressiert die Sanierung der Bezirkssportanlage Bocklemünd viel eher. Für drei Millionen Euro wird die viel genutzte Anlage – eine Schule sowie sieben Vereine trainieren und spielen dort – ein Jahr lang renoviert. So weit, so sinnvoll. Doch wohin mit den Aktiven? „Das Sportamt hat große Probleme, Ausweichmöglichkeiten zu finden“, verrät Kron. „Außerdem kann man Kinder nicht quer durch die Stadt schicken.“
Der Ausschussvorsitzende selbst hat eine Idee aufgebracht, die das Problem womöglich abwenden könnte: eine Traglufthalle. Die auch Pneu genannten Hallen sind aufgeblasene, elastische und luftdichte Hüllen. Die Größen gestalten sich variabel. Den Knackpunkt stellt der finanzielle Aspekt dar. „Anschaffung und Stromkosten für ein Jahr würden sich auf etwa 200.000 Euro belaufen“, schätzt Kron.
Mittel, die der Rat erst mal bewilligen muss, aber langfristig Sinn machen. „Diese Hallen sind transportabel. Falls also in Zukunft woanders eine Sanierung ansteht, könnte die Halle wieder zum Einsatz kommen.“ Die kommenden Monate werden zeigen, ob sich die Stadt zu dieser Maßnahme durchringen kann. Bis dahin liegen dem Ausschuss aber schon wieder neue Projekte vor.
Dieser Artikel erschien in der KÖLN.SPORT-Ausgabe 09/11