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Köln.Sport

Denis Wucherer: „Der Aufstieg ist kein Selbstläufer“

Köln.Sport traf den neuen Chefcoach der RheinStars Köln, Denis Wucherer, zum Interview. Im Gespräch äußert sich der 44-Jährige über die BBL-Ziele der Kölner und seine besondere Verbindung zu Geschäftsführer Stephan Baeck.

Denis Wucherer ist der neue Cheftrainer der RheinStars. Mit den Kölnern will er in die Basketball-Bundesliga aufsteigen.

Denis Wucherer ist seit 2008 als Coach aktiv und trainierte zuletzt die Gießen 46ers. Seit diesem Sommer steht er bei den RheinStars Köln an der Seitenlinie. (Foto: imago/Jan Huebner)

Nach einer erfolgreichen Karriere als Spieler, in der er – neben vier deutschen Meistertiteln – an der Seite von Dirk Nowitzki auch Silber bei der EM 2005 gewinnen konnte, ist Denis Wucherer inzwischen ein angesehener Trainer. In der nun anstehenden Spielzeit wird er die Geschicke der RheinStars lenken. Mit Köln.Sport sprach Wucherer über seine Ziele in Köln, seine Philosophie und seine Verbindung mit Kölns Geschäftsführer Stephan Baeck.

Herr Wucherer. Sie haben vier Jahre die Gießen 46ers trainiert, warum haben Sie dieses Kapitel nun beendet?
Es hat sich in Gießen ein Kreis geschlossen. Wir wollten innerhalb von zwei Jahren in die BBL aufsteigen. Das hat im zweiten Jahr funktioniert. Im ersten Bundesligajahr wollten wir die Klasse halten, im zweiten wollten wir uns etablieren. Wir haben die Erwartungen übertroffen und zwei Mal an den Playoffs gekratzt. In den Gesprächen über die Zukunft, die im Laufe der Saison geführt wurden, hat sich herauskristallisiert, dass es Zeit für etwas Neues ist.

Es gab das Gerücht, dass Sie ein Kandidat bei ALBA Berlin seien.
Zunächst will ich betonen: Dass ich nicht in Gießen verlängert habe, war allein der Wunsch nach mehr sportlichen Möglichkeiten und zusätzlichen Perspektiven. Da spielte kein anderer konkreter Verein eine Rolle. Die ALBA-Gerüchte kamen für mich sehr überraschend Denn eigentlich hatte Ahmet Caki ja noch Vertrag. Es hat sich mit Berlin allerdings nichts ergeben, da relativ früh klar war, dass es dort einen anderen Wunschkandidaten gibt. Mich hätte auch sehr verwundert, wenn man nach dieser Spielzeit das Risiko mit mir eingegangen wäre.

Denis Wucherer bemängelt fehlende Perspektive in Gießen

Warum ist es schlussendlich ein Zweitligist, die RheinStars Köln geworden?
In mehreren Treffen mit Stephan Baeck hat sich herausgestellt, dass das Kölner Projekt ein extrem ehrgeiziges ist. Eine große Herausforderung! Gerade auch weil Stephan in den letzten Jahren so viel Energie und Herzblut in die RheinStars hineingesteckt hat. Ich erinnere mich natürlich noch sehr gut an Stephans Zeiten, als er unter Coach Tony DiLeo Ende der Achtziger mit Saturn Köln große Erfolge feierte, und an die Zeiten, als der Basketball im Rheinland von der großartigen Rivalität zwischen Bonn, Leverkusen und Köln geprägt war. Damals hat der Basketball im Rheinland gelebt. All das gepaart mit der Vision, Köln wieder in die BBL zu führen, hat den Ausschlag gegeben. Da war die Entscheidung einfach. Dazu wollte ich meinen Beitrag leisten.

 

„Es geht in Köln erst einmal darum Spiele zu gewinnen.“

Denis Wucherer

 

Die frisch gebackenen Europameister Denis Wucherer (l.) und Dirk Nowitzki

In seiner aktiven Karriere gewann Denis Wucherer vier Deutsche Meisterschaften und holte an der Seite von Dirk Nowitzki bei der Europameisterschaft 2005 Silber. (Foto: imago)

Stephan Baeck hat bei der Abschluss-Pressekonferenz gesagt, der neue Trainer solle schnellen und attraktiven Basketball spielen lassen. Passt das überhaupt zu Ihrer Philosophie?
In den letzten vier Jahren haben meine Teams trotz überschaubarem Budget mit die beste Verteidigung gespielt. Klar verstehe ich diesen Satz von Stephan, denn er und Saturn Köln waren früher für ihre attraktive Offensive bekannt. Das hat die Zuschauer begeistert, und das war auch richtig toll. Aber die Zeiten haben sich ein wenig geändert. Der Basketball ist in Deutschland enorm athletisch geworden. Es geht in Köln erst einmal darum, dass man Spiele gewinnt. Wir wollen ja nicht nur in die Playoffs kommen, sondern dort auch eine Ausgangsposition haben, aus der man etwas erreichen kann. Das geht nur über Siege, und dafür ist gute Defense maßgeblich. Aber wenn diese zu schnellen Fastbreaks führt, haben wir nichts dagegen.

 

„Der Aufstieg ist das erklärte Ziel“

Denis Wucherer

 

Ist auch in dieser Saison der Aufstieg das Ziel?
Der Aufstieg ist das erklärte Ziel. Ich bin nach Köln gekommen, weil ich glaube, dass es eine realistische Chance gibt. Wenn ich diese nicht sehen würde, wäre ich nicht nach zwei erfolgreichen Jahren aus der Bundesliga in die Pro A gewechselt. Ich will wieder in die BBL, aber an einem Standort, der mehr Potenzial hat, so wie eben Köln. Bis es so weit ist, liegt vor uns aber noch eine Menge Arbeit. Der Aufstieg ist kein Selbstläufer, da muss vieles passen. Zunächst muss ein guter Kader zusammengestellt werden und dann muss man im April seinen besten Basketball spielen und sich bis dahin eine gute Ausgangslage erspielen, sonst wird das nix!

Können Sie schon sagen, wer die künftigen Stützen ihres Teams sein werden?
Meine Philosophie ist es, die Verantwortung auf viele Schultern zu verteilen. Damit bin ich in den letzten vier Jahren gut gefahren. Man braucht einen ausgeglichenen, tiefen Kader, um auf Verletzungen gut reagieren zu können. Wir brauchen Spieler, die offensiv, aber vor allem auch defensiv mehrere Positionen spielen können und die es uns somit erlauben, flexibel zu sein. Mit Dennis Heinzmann und Andi Wenzel haben wir zwei Center, die uns erhalten bleiben. Außerdem konnten wir mit Leon Baeck verlängern. Insgesamt arbeiten wir aber noch am Kader.

 

„Wir brauchen hungrige junge Spieler, die Lust auf Köln haben“

Denis Wucherer

 

Worauf liegt da Ihr Hauptaugenmerk?
Wir versuchen, eine Mannschaft zusammenzustellen, die homogener ist als im letzten Jahr. Wir wollen mehr Qualität auf den deutschen Positionen. Vier Importspieler reichen! Wir legen viel Wert auf eine gute Teamchemie. Wir wollen unberechenbar und unbequem sein. Wir brauchen hungrige junge Spieler, die Lust auf Köln haben. Und natürlich suchen wir Jungs, von denen wir überzeugt sind, dass sie auch stark genug für die BBL sein werden.

Wie sich Ihr Verhältnis zu Stephan Baeck, den Sie schon sehr lange kennen, über die Jahre verändert?
Ich kenne Stephan natürlich als Spieler bei Saturn Köln, in der Hochzeit des Kölner Basketballs. Mein Vater war regelmäßig unter der Woche in der ASV-Halle, um sich EuroLeague-Spiele anzuschauen. Ich durfte nie mit, weil ich am nächsten Tag Schule hatte. Er war definitiv ein Vorbild. Als ich nach Leverkusen kam, lautete die Überschrift meines ersten Interviews „Vorne wie Baeck, hinten wie Koch“. Später haben wir dann oft genug gegeneinander gespielt – vor allem in seiner Zeit bei ALBA Berlin. Es war eine tolle Rivalität zwischen Berlin und Leverkusen. In der Nationalmannschaft haben wir das ein oder andere Mal ja zusammenspielen können. Die Wege haben sich immer wieder gekreuzt. Jemanden an seiner Seite zu haben, der Basketball versteht wie Stephan, ist neu für mich. In Gießen habe ich den Kader alleine zusammengestellt. Es macht sehr viel Spaß.

Interview: Markus Unckrich