„Das Rad nicht neu erfinden“
Als Nachfolger von Artur Tabat tritt Alexander Donike kein leichtes Erbe an. Kaum verwunderlich, dass „der Neue“ nicht alles umkrempeln will. Visionen hat er trotzdem!
Es gibt Dinge, die gehören einfach zusammen. Mirko Lüdemann und die Kölner Haie, Manfred Germar und der ASV Köln, Hennes und der 1. FC Köln – das alles lässt sich einfach nicht getrennt denken. Artur Tabat ist auch so ein Fall. Wer seinen Namen hört, hat unumgänglich „Rund um Köln“, eines der traditionsreichsten deutschen Eintagesrennen, im Sinn. Seit Kurzem müssen Radsportfans umdenken. Denn Tabat hat seinen lange angekündigten und oft verschobenen Rückzug als Organisator des beliebten Radsportrennens tatsächlich wahrgemacht. Nach fast fünf Jahrzehnten hinterlässt er eine Lücke, die zu füllen alles andere als leicht ist. Alexander Donike versucht es trotzdem. Der langjährige Technische Direktor wird zukünftig die Organisation übernehmen. Eine Lösung, die wohl kaum hätte sinnvoller ausfallen können.
Donike selbst gibt sich bescheiden: „Ich bin seit 2002 bei ,Rund um Köln’ mit dabei. Mein Aufgabenbereich wurde von Jahr zu Jahr größer. Als es vor der 100. Ausgabe hieß, Artur wolle aufhören und es brauche einen Nachfolger, habe ich mich bereiterklärt“, erzählt Donike. Tabat allerdings hängte dann doch noch ein paar Jahre dran, und so war sein Technischer Leiter in den letzten zwei, drei Jahren in einer Art Kronprinzenrolle unterwegs.
Rennen zukunftsfähig machen
Donike ist mit der Organisation und auch den Problemen von „Rund um Köln“ bestens vertraut und hat genaue Vorstellungen davon, was er beibehalten, und was er verändern möchte. „Der sportliche Teil wird größtenteils so bleiben wie er ist, da werde ich das Rad nicht neu erfinden“, so der neue Organisator des Eintagesrennens. „Wir müssen aber schauen, dass wir die Weichen für die Zukunft stellen, denn in einigen Bereichen gibt es neue Richtlinien und Bestimmungen, die wir umsetzen müssen. Das erfordert eine Menge Einsatz, sowohl zeitlich als auch körperlich“, so Donike weiter.
Gemeint ist mit veränderten Bedingungen unter anderem das Thema Sicherheit. Nicht nur die Strecke muss barrierefrei und risikoarm gestaltet werden, auch die Planung der Zuschauerabsicherung erfordert bei einer Veranstaltung dieser Größenordnung heutzutage mehr Aufwand und Kosten als bei vergangenen Auflagen. Darüber hinaus sind die Mitarbeiterkosten in Zeiten des Mindestlohns nicht unerheblich. Stolze 1.850 Helfer sind beim Rennen insgesamt im Einsatz. Die Finanzierung bleibt also bei „Rund um Köln“ wohl auch in Zukunft ein Dauerthema.
„Das Ziel ist die schwarze Null. Verluste können wir uns nicht erlauben. Die Veranstaltung läuft immer noch über den Verein Cölner Straßenfahrer (VCS). Da ist viel ehrenamtliche Hilfe nötig und die bekommen wir auch. Das Rennen ist nicht auf Rosen gebettet, aber wir sind auch nicht bettelarm“, erklärt Alexander Donike den Status quo. Wichtige Veränderungen plant Donike im strukturellen Bereich. So will er das Rennen in eine gemeinnützige GmbH überführen, um die handelnden Personen vor Schadensersatzansprüchen schützen. „Bei solchen Veranstaltungen kann immer etwas passieren, ich erinnere da nur an die durchgegangenen Pferde beim Karnevalszug. Dann steht man schnell in der Haftung und das müssen wir ausschließen“, begründet er die geplante Überführung.
Team weiter verjüngen
Ändern könnte sich in Zukunft die Personalstruktur, so plant der neue Chef von „Rund um Köln“ junge Leute in die Organisation des Rennens einzubinden. „Wir haben schon vor zwei Jahren angefangen, uns nach jüngeren Leuten umzusehen. Für viele langjährige Mitarbeiter war das 100. Rennen 2016 ein Meilenstein und gleichzeitig ein Zeitpunkt, in Zukunft kürzer zu treten. Wir sind in einem Umbruchprozess und werden diesen auch in Zukunft fortsetzen“, sagt Donike. Einen neuen Technischer Leiter bekommt er erstmal nicht.
Tabat hat großes Vertrauen in seinen Nachfolger: „Ich hoffe, dass er mein gemachtes Erbe gut weiterführt. Er weiß ja, wie alles funktioniert.“ Ob Donike den Job als Organisator von „Rund um Köln“ genauso lange bekleiden wird wie Tabat selbst, darf bezweifelt werden. Doch auch Donike will für Konstanz stehen. „Ich bin seit 16 Jahren mit dabei. Solange meine Gesundheit mitspielt und man mir zutraut, dass ich bei der Ausrichtung hilfreich sein kann, möchte ich dabeibleiben.“ Donikes erste Bewährungsprobe steht schon bald bevor. Am 2. Juni 2019 folgt die 103. Auflage des Radsport-Klassikers.