Das neue Skater-Paradies
- Updated: Oktober 14, 2011
Die Begeisterung ist nachvollziehbar. Harmonisch fügt sich die vor wenigen Wochen eröffnete Skateranlage in den Rheinauhafen ein. Die umliegenden Wiesen, die Südbrücke und natürlich der mächtige Strom bilden eine echt kölsche Kulisse für Kölns jüngsten Funsport-Hotspot. „Außerdem nerven keine Junggesellenabschiede mehr, die irgendwelche Tricks sehen wollen.“
Profiskater Bös gehört nicht nur zu denen, die die neue Anlage jetzt bevölkern. Vielmehr war der 31-Jährige mit seinen Mitstreitern vom Dom Skateboarding e.V. auch intensiv an der Entwicklung beteiligt. Federführend hat das Amt für Kinder- und Jugendinteressen der Stadt Köln das Areal nach Plänen des Architekturbüros Metrobox gebaut. Kosten: 700.000 Euro. Das Feedback der ersten Wochen zeigt, dass das Geld aus dem Konjunkturpaket II gut investiert ist.
Besser und vielfältiger
Die Gestaltung des Platzes verlief nach einer einfachen Maxime: „Wir wollten den Leuten das bieten, was sie von der Domplatte her kannten. Nur ‚in besser‘ und ‚vielfältiger'“, erklärt Bös. Dementsprechend mag der Skatepark bei oberflächiger Betrachtung unspektakulär daher kommen – keine Halfpipe weit und breit. Mit voller Absicht: „Solche Elemente finden sich am Dom ja auch nicht. Es sollte möglichst viel direkt von der Straße importiert werden.“
Um die passenden Obstacles, wie die Hindernisse in der Fachsprache heißen, zu finden, reisten Bös &. Co. rund rund um die Welt. „Vor allem viele Elemente, die mit Neigungen oder Schrägen ausgestattet sind, haben wir uns dort abgeguckt.“ Der Kölner hat in New York, Barcelona und anderen Städten rund um den Globus Hindernisse vermessen, um sie am Rhein nachbauen zu lassen. „Bei Winkeln kann man viel falsch machen. Ist die Neigung nur etwas zu steil oder zu flach, lassen sich bestimmte Tricks schon nicht mehr ausführen.“
Dank dieser minutiösen Planung stehen jetzt im Rheinauhafen Obstacles, für die Skater bislang ins Flugzeug klettern mussten, um sie fernab der Heimat zu erleben. So üben die Curbs (Bordsteine) an der Flaniermeile am Arc de Triomf in Barcelona auf alle Skater eine magische Anziehungskraft aus – jetzt locken ihre Kopien an den Rhein. Ebenfalls aus der katalanischen Hauptstadt importiert wurde die bekannte Beerbank; sie ist so benannt, weil am dortigen Spot riesige Biersilos stehen.
Köln.Sport zeigt – so sieht’s am Kap686 aus
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Skater und Architekten haben indes nicht einfach nur abgekupfert. „Wir haben selbst entschieden, dass hier Betonplatten den Bodenbelag bilden und wie die einzelnen Hindernisse angeordnet sein sollen“, erzählt Patrick Bös, der trotz heftiger Kniebeschwerden beim Köln.Sport-Ortstermin einige Tricks aus seinem Repertoire demonstriert.
Die Zielsetzung, den urbanen Lebensraum so exakt wie möglich nachzuahmen, verdeutlicht auch der Einsatz der Geländer rund um die Blumenbeete. „In künstlich angelegten Skateparks stehen solche Geländer einfach in der Gegend rum. Hier erfüllen sie den gleichen Zweck wie in der City – eben die Beete abzugrenzen.“
Aufgrund der Vielzahl der Elemente entdeckt selbst ein weitgereister Profi immer noch Neues. „Ich fahre hier manchmal nur rum und finde immer wieder spannende Details.“ Die Vielfalt hat einen „Haken“: „Manchmal vergesse ich deshalb, intensiv an einem Trick zu arbeiten.“
Kurzer, knackiger Name
Auf den genauen Standort der Streetskating-Anlage verweist der offizielle Name: Kap686. Kap wird das Quartier an der Südbrücke ohnehin allgemein genannt, und die 686 verweist auf den Rheinkilometer, an dem die Anlage liegt. „Es ist in der Skaterszene üblich, die Spots nach der örtlichen Lage zu benennen. Sie heißen wie die Bahnhaltestelle oder das Hotel neben dran. So was wie ‚Traumland 2011′ würde kein Skater cool finden.“
Insofern hegt Patrick Bös keine Zweifel daran, dass sich Kap686 als Name durchsetzen wird: „Das ist kurz und knackig, vielleicht wird es sich auf Kap verkürzen. Wenn dann einer sagt: ‚Ich geh zum Kap‘, weiß jeder Bescheid.“
Der Artikel ist in der Köln.Sport-Ausgabe 09/2011 erschienen.