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Köln.Sport

Das Maß ist endgültig voll

Immer wieder sorgen Chaoten bei Spielen des 1. FC Köln für heftige Krawalle. Die Folge ist ein immenser Imageschaden für Stadt und Verein.

Traurig, aber wahr: Ausschreitungen im Umfeld von Fußballspielen sind kein Phänomen, sondern so alt wie der Sport selbst. Raketenbeschuss, Böllerwürfe, Pyrotechnik, Schlägereien zwischen rivalisierenden Fan-Gruppen – alles schon gesehen. Auch bei Spielen des 1. FC Köln. Alles verboten, von der Öffentlichkeit verpönt und doch irgendwie geduldet, solange die Chaoten unter sich bleiben.

Doch die Art und Weise der Randale hat eine neue Dimension und Abartigkeit erreicht, die so nicht mehr zu tolerieren ist: Unbeteiligte werden zum Ziel der Krawallmacher. Sie landen schwer verletzt im Krankenhaus oder werden Opfer von widerlichen Fäkalattacken. Das Image von Verein und Fans leidet erheblich. Und auch das der Stadt!

In Köln.Sport diskutieren Rainer Mendel, Fan-Beauftragter des 1. FC Köln, Josef Derkum, Vorstandsmitglied des Dachverbandes aktiver Fan-Clubs des 1. FC Köln und Ralf Remmert, Vertreter des polizeilichen Einsatzleiters im RheinEnergieStadion / Polizeiinspektion West, die Problematik der immer abstruseren Auswüchse der Kölner Fan-Krawalle.

Frage an alle: Hat der 1. FC Köln derzeit die schwierigsten Fans in Deutschland?

Rainer Mendel: Das würde ich so nicht unterschreiben wollen. Im Jahr 2011 hat es zwar verschiedene Vorfälle mit Kölner Beteiligung gegeben, allerdings ist das bei anderen Vereinen auch festzustellen. Es ist sicher insgesamt eine bedenkliche Entwicklung. Diese aber auf den 1. FC Köln runterzubrechen, wäre mir zu einfach.

Ralf Remmert: Auch aus Polizeisicht muss ich sagen, dass dies kein spezielles Kölner Phänomen ist. Die Probleme sind häufig bei Clubs zu beobachten, die eine lange Tradition und dementsprechend eine große Fanszene besitzen. Das ist sicherlich beim 1. FC Köln auch so. Zahlenmäßig bewegt sich das latente Gewaltpotenzial bei Spielen, je nach Begegnung, zwischen 400 und 600 Menschen. Wir beobachten, dass die gewaltbereite Fanszene, die sich teilweise aus den Ultra-Gruppen „Wilde Horde“, „Boyz“ und „Coloniacs“, aber aus aus der Hooligan-Szene zusammensetzt, eher bei Auswärtsspielen auffällig wird. Ich denke da an Aktionen in Hamburg, Leverkusen und auf Schalke.

Josef Derkum: Ein so großer Verein wie der FC hat natürlich auch eine große Bandbreite an Fans, die nicht alle auch die selben Ansichten vertreten. Es ist ein breiter Schnitt durch die Gesellschaft, wie bei anderen großen Vereinen auch. Deshalb würde ich nicht sagen, dass wir in Köln ein größeres Gewaltpotenzial haben als anderswo. Und auch ich muss feststellen, dass sich gerade der Boulevard hier in der Stadt mit teilweise sehr undifferenzierter Berichterstattung gegenseitig aufstachelt. Das ist sicher auch ein Grund für die derzeitige öffentliche Wahrnehmung.

Ist es generell so, dass die FC-Fans auswärts eher dazu neigen, sich daneben zu benehmen?

Derkum: Es gibt sicher einen Teil der Szene, der insbesondere aufgrund der entstehenden Gruppendynamik die Gelegenheit bei Auswärtsspielen nutzt. Dass es auswärts aber ein Phänomen ist, kann ich nicht feststellen.

Remmert: Auswärts wird man eben nicht so schnell erkannt, kann leichter in eine Gruppe eintauchen und unerkannt bleiben.

Mendel: Fakt ist, dass die Vorfälle bei Auswärtsspielen höher sind als bei Heimspielen. Auf langen Fahrten spielt sicherlich auch der Alkohol- und Drogenkonsum, zusätzlich zur Gruppendynamik und des Wir-müssen-unsere-Stadt-vertreten-Gefühls, eine große Rolle. Aber auch hier muss ich anmerken, dass es kein Köln-spezifisches Verhalten ist.

Remmert: Es ist auch auswärts eine kleine Gruppe, die den Großteil der Fanszene und den Verein in Verruf bringt und ein sehr schlechter Botschafter für Köln ist.

Vor allem Mitglieder der „Wilden Horde“ oder der „Boyz“ fallen immer wieder auf. Sind das Problem-Ultras – oder gar Hooligans?

Derkum: Ich würde auf keinen Fall von einem Hooligan-Problem sprechen. Ich finde, dass andere Ultra-Aspekte wie Choreografien, unbändiger Support und karitative Aktionen immer noch im Vordergrund stehen und vom Großteil der Szene auch vertreten werden. Das sich ein gewisser Teil radikalisiert, ist nicht von der Hand zu weisen, was auch in der Szene für großen Diskussionsstoff sorgt. Aber von einer extremen Radikalisierung hin zum Hooliganismus zu reden halte ich für falsch.

Wo bleibt der oft genannte Selbstreinigungsprozess innerhalb der Szene?

Derkum: Ansätze gibt es, doch ein solcher Prozess ist aufgrund der großen Heterogenität der Gruppe nur schwer durchzusetzen, da die Ansichten auch innerhalb der Szene teilweise sehr weit auseinander liegen.

Remmert: Auch bei der Wilden Horde ist es so, dass ein kleiner Teil großen Einfluss auf die Gruppe nimmt. Bei den Boyz ist es aus unserer Sicht etwas anders. Diese Gruppe ist kleiner und fällt vermehrt durch gewaltkriminelle Handlungen, auch außerhalb des Fußballs, auf. Dann aber immer hinter den Logos „Boyz“ und „1. FC Köln“. Ich halte diese Gruppe für ziemlich gewaltgeneigt.

Das vollständige Gespräch lesen Sie in der aktuellen Ausgabe von Köln.Sport!