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Köln.Sport

Dahmanis Versuch vorerst gescheitert

Quelle: IMAGO

Mittlerweile bei Viktoria Köln als Stammspieler etabliert: Hamdi Dahmani hat sich in die Mannschaft gespielt.

In unserer November-Ausgabe haben wir den Weg von Hamdi Dahmani in den vergangenen Monaten nachgezeichnet. Der Mittelfeldspieler wollte im Sommer eigentlich Profi werden, landete nach seinem Abschied von Fortuna dann allerdings bei Viktoria Köln.

Hamdi Dahmani sitzt auf der Tribüne des Sportparks Höhenberg, sieht sich im weiten Rund um und lächelt. „Klar, hier irgendwann einmal Zweit- oder Drittligaspiele auszutragen, da wäre ich nicht abgeneigt.“ Wer sich mit dem
24-jährigen Mittelfeldspieler von FC Viktoria Köln unterhält, der merkt sofort: Da sitzt ein Mann mit hohen Zielen, mit hohen Anforderungen an sich selbst. Der bereit ist, für das, was er will, auch schwere Wege einzuschlagen.

 

Und genau das hat Dahmani in diesem Sommer bewiesen, auch wenn sich die Geschichte im Nachhinein nicht so liest, wie er es selbst gerne gehabt hätte. Nach vier Jahren Fortuna Köln kehrte er den Südstädtern den Rücken und gab seinen Status als „Everybody’s Darling“ unter den Fans des Traditionsvereins auf. Es war eine Liebe der Anhänger, die Fußballern im Amateurbereich  nicht so oft begegnet. Für den Außenbahnspieler hagelte es nicht nur sportlich Lob in höchsten Tönen, der Fortuna-Anhang widmete dem sympathischen Tunesier sogar einen eigenen Gesang („Hamdi Dahmani ham‘ die nicht“).

Umso höhere Wellen schlug im Sommer 2012 seine Entscheidung, sein Glück ab sofort in der Ferne zu suchen. „Ich habe hier Hochs und Tiefs erlebt, aber der Verein war immer wie eine Familie für mich“, waren die Worte, mit denen sich Dahmani im Mai, kurz vor seinem letzten Spiel für die Fortuna, von den Anhängern verabschiedete. Seinen Plan legte er ehrlich offen: Es sollte fußballerisch ein bisschen höher hinaus gehen, ein Engagement im Profifußball sollte es sein. „Es war keine Entscheidung gegen Fortuna, sondern eine für mich, für meine persönliche Weiterentwicklung. Ich wollte ins Ausland und habe dann über mehrere Wege versucht, Fuß zu fassen“, erklärt Dahmani heute. Außerdem stand er vor dem Ende seines Studiums im Bauingenieurswesen, auf den Standort Köln war er von nun an nicht mehr angewiesen.

Abschlussarbeit wird zum Fluch

Und so wagte er den Schritt, ohne einen neuen Verein seinen Vertrag nicht zu verlängern und stattdessen auf Einladungen für Probetrainings bei ausländischen Profivereinen zu warten. In dieser Zeit arbeitete Dahmani zusätzlich an seiner Abschlussarbeit, um im Fall der Fälle das Studium möglichst schnell endgültig beenden zu können. Doch die gut gemeinte Absicht wurde zum Fluch. Der zehnfache Junioren–Nationalspieler Tunesiens ließ für die Bachelor-Arbeit die eigene Fitness etwas schleifen. Nicht nur die Einheiten mit der eigenen Mannschaft fielen flach, auch das eigene Programm wurde immer öfter der Arbeit am Rechner geopfert.

Die Folge: Als die große Chance und das scheinbar richtige Angebot kam, war Dahmani mangelhaft vorbereitet. Mitte Juli wurde er zu einem einwöchigen Probetraining eingeladen, ein Verein aus der zweiten niederländischen Liga hatte angefragt. Um welchen Club es sich handelt, das will der Rechtsfuß zwar nicht verraten, nach Köln.Sport-Informationen soll es sich allerdings um den ehemaligen Erstligisten Fortuna Sittard gehandelt haben. Eine Woche lang nahm Dahmani am Mannschaftstraining teil, bestritt Testspiele und tat alles, um die Chance auf den Profivertrag zu nutzen. Doch aller Ehrgeiz war nicht genug. „Die Verantwortlichen haben nicht an meinen Qualitäten gezweifelt. Das Problem war, dass ich aufgrund der Fitness nicht sofort helfen konnte.“

Die restliche Wartezeit blieb ohne nennenswerte Ergebnisse. „Die Vereine im Ausland sehen, dass die Spieler in der vierten Liga aktiv sind, und fragen sich, warum. Aber sie können gar nicht einordnen, was die vierte Liga hier bedeutet“, sagt -Dahmani und hätte selbstverständlich gerne mehr Möglichkeiten bekommen, seine Fähigkeiten unter Beweis zu stellen. Doch die gab es nicht. Die Saison in allen Ligen hatte bereits begonnen, da stand der ehemals so begehrte Techniker noch immer ohne neuen Verein da.

Das Derby bereits im Kopf
Es kam, natürlich, der Gedanke an eine Rückkehr ins Südstadion. „Wenn ich sagen würde, ich hätte mir ein Angebot der Fortuna gewünscht, dann wäre das übertrieben. Ich hätte es als Beweis empfunden, dass sie mir den Schritt nicht übel genommen haben. Natürlich habe ich ein bisschen darauf spekuliert“, erklärt der 24-Jährige. Doch sein Handy blieb stumm. Fortuna-Coach Uwe Koschinat war mit den Kaderplanungen zum Ende gekommen und sah keine Verwendung mehr. Das Glück der Viktoria.

Denn auch deren Sportlicher Leiter Franz Wunderlich hatte Wind von Dahmanis Situation bekommen und bot an, dass sich der Spieler in Höhenberg fit halten solle. Anfang September, Dahmani hatte in den Trainingseinheiten überzeugt, gab es die Unterschrift.

Bezüglich seiner Einsatzzeiten bei den Rechtsrheinischen bleibt er trotz seines Startelfdebüts und dem Tor gegen die Sportfreunde Siegen (mittlerweile hat Dahmani drei Tore erzielt, d. Red.) realistisch. „Ich versuche, Druck auf die Jungs auszuüben, damit die Qualität insgesamt höher wird.“ Spätestens am 24. November, dem Tag des Derbys gegen Fortuna Köln, will der ehrgeizige Akteur jedoch in der Startelf stehen. Was ihn dort erwartet, das weiß der Mittelfeldmann. „Das wird ein komisches Gefühl, ich werde auch nervös sein, die alten Kollegen und die Fans wiederzusehen. Aber wenn die Anhänger mir diesen Schritt nicht verzeihen, da kann ich wenig tun.“ Es ist davon auszugehen, dass ihn die Fortuna-Fans mit Pfiffen und Schmährufen bedenken werden. Auch wenn ihn Plan A im Sommer 2012 eigentlich gar nicht hätte zu Viktoria führen sollen.