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Köln.Sport

„Auf dem Platz habe ich keine Freunde“

Zweikampfstark: Kevin Vogt setzt sich im Auftaktspiel gegen Rafael van der Vaart (HSV) durch. Foto: IMAGO/Thilo Schmülgen

Zweikampfstark: Kevin Vogt setzt sich im Auftaktspiel gegen Rafael van der Vaart (HSV) durch.
Foto: IMAGO/Thilo Schmülgen

Im zweiten Teil des Köln.Sport-Interviews spricht Kevin Vogt über seine Vorbilder und warum der Glaube eine wichtige Rolle spielt.

Dass Kevin Vogt einer der erfahrensten Bundesliga-Akteure der FC-Mannschaft ist, darauf kommt man nicht auf Anhieb. Trotzdem soll der 22-Jährige in dieser Saison Führungsaufgaben übernehmen. Im zweiten Teil des Köln.Sport-Interviews gewährt der zentrale Mittelfeldspieler Einblick in seine Vergangenheit, seinen Glauben und die Zukunft mit dem FC.

Von wem konnten Sie sich etwas abschauen?
In Bochum habe ich als 17-Jähriger mein erstes Bundesliga-spiel gemacht. Da waren Spieler wie Marcel Maltritz oder Christoph Dabrowski, von denen ich viel lernen konnte. Da gab es zwar oft „auf die Socken“, auch verbal, aber von solchen gestandenen Spielern versucht man immer etwas mitzunehmen. Man kann täglich dazulernen und sollte immer versuchen, sich persönlich weiterzuentwickeln – auf und neben dem Platz.

Gibt es einen Gegenspieler, auf den Sie sich in der kommenden Saison besonders freuen?
Es gibt einige, mit denen ich mir schon brisante Duelle ­geliefert habe (lacht). Aber das gehört einfach dazu. In den 90 Minuten auf dem Feld habe ich keine Freunde und mache in den ­Zweikämpfen sicherlich keine Gefangenen.

Sie sind ein sehr religiöser Mensch. Was bedeutet ­Glauben für Sie?
Das ist ein gewisser Ausgleich. Es ist für mich wichtig, auch mal gedanklich vom Fußball wegzukommen. Gelegentlich gehe ich auch gerne in die Kirche. Leider lässt die Zeit es nicht immer zu. Generell finde ich Religion sehr spannend. Ich war zwei Mal in Israel und beschäftige mich seitdem intensiv mit dem Thema.

Oft ist die Rede davon, der Glaube gebe Kraft.
Es hat mal jemand in Augsburg über mich geschrieben, der Glaube würde mir Kraft geben. Der Glaube gibt mir aber keine Kraft, sondern ist etwas Persön­liches für mich. Kraft hole ich mir durch harte Arbeit im ­Training und auf dem Platz.

Hadern Sie manchmal mit Ihrem sportlichen Schicksal?
Das ist eine interessante Frage. Wie meinen Sie das?

Bänderrisse in beiden Sprunggelenken, Außenband­anriss im Knie, Leistenbrüche: Ihre Krankenakte liest sich wie die eines Sportlers am Ende seiner Karriere.
Toi, toi, toi (klopft auf den Tisch). Ich bin die letzten zwei Jahre komplett verletzungsfrei geblieben. Es ist eigentlich ein ganz gutes Omen. Seit ich in der Bundesliga spiele, habe ich keine Verletzungen mehr (lacht). Aber klar, seit ich mit 17 Jahren in der Bundesliga debütiert habe, hat mich schon die eine oder andere Verletzung zurückgeworfen. Ich habe durch die Rückschläge gelernt, auf meinen Körper zu hören, und weiß, wie wichtig ein gesunder Lebensstil für mich ist. Ich glaube nicht, dass es Zufall ist, dass ich seit zwei Jahren verletzungsfrei bin. Alles was man positiv beeinflussen kann, sollte man auch tun.

Sie haben von der U18 bis zur U21 alle Junioren-Nationalteams durchlaufen. Haben Sie schon mal darüber nachgedacht, wo Sie heute stehen könnten, wenn Sie nicht so viele Rückschläge hätten verkraften müssen?
In der Zeit, in der ich als junger Spieler verletzt war, habe ich schon darüber nachgedacht. Allerdings will ich mich gar nicht lange damit aufhalten. Ich kann jetzt nicht mehr beeinflussen, was mal gewesen ist. Ich bin glücklich mit meinem Werdegang. Zufrieden wäre das falsche Wort, denn Zufriedenheit bedeutet für mich Stillstand. Ich freue mich einfach auf die nächsten Herausforderungen in meiner dritten Bundesligasaison.

Was kann der 1. FC Köln in der Saison 2014/15 erreichen?
Ich bin überzeugt, dass wir mit unserer Qualität die Klasse halten werden. Wir fahren aber gut damit, realistisch zu bleiben. Trotzdem müssen wir uns nicht kleiner machen, als wir sind. Gerade zu Hause können wir sicherlich Ausrufezeichen setzen. Unser Ziel muss es sein, dass die Gegner richtig ungern nach Köln kommen, weil sie wissen, dass sie hier ein richtig heißer Tanz erwartet. Ich glaube, da können wir gemeinsam mit unseren Fans viel erreichen.

Stefan Kühlborn

Lesen Sie HIER den ersten Teil des Interviews!