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Köln.Sport

Amiaz: „Sport baut Barrieren ab“

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Amiaz, Moderator und Entertainer, als Hallensprecher bei den RheinStars Köln

Foto: Gero Müller-Laschet
DAS IST AMIAZ
Name: Ermias Habtu
Alter: 38
Geburtsort: Asmara (Eritrea)
Beruf: Moderator/Entertainer
Ausbildung: Diplom-Kaufmann
Bekannt aus: „Die Höhle der Löwen“ (Vox), „Wer weiß es, wer weiß es nicht?“ (Vox), „Der Rassist in uns“ (ZDFneo)
Sonstiges: Der „kölsche Jung“ war früher als Hallensprecher bei den Köln 99ers aktiv und ist dies aktuell bei den RheinStars Köln

Der Kölner Sport ist bei der Integration von Flüchtlingen sehr präsent, engagiert sich in hohem Maße. Ist das etwas, dass Sie erwartet haben?

Das reiht sich in die Signale ein, die die Kölner in der Vergangenheit schon gesendet haben. Das zeigt, wie weltoffen diese Stadt doch ist. Umso stolzer kann man sein, dass sich alle einig sind, dass man helfen kann und helfen muss. Über die Art und Weise, wie das derzeit passiert, kann man einfach nur dankbar sein. Das darf nun nicht aufhören. Denn: Aktuell geht es zuvorderst um Hilfe. Die Menschen kommen aus Kriegsgebieten, mussten um ihr Leben rennen. Wenn diese Riesenaufgabe, nicht nur für Deutschland, bewältigt ist, dann beginnt erst die richtige Integration. Und dann muss man hellwach sein, damit das vernünftig passiert!

Sie sagten schon, der Sport baue Barrieren ab. Ist das wichtig, um in der Fremde Anschluss zu finden?

Der Sport kann eine Menge möglich machen. Im Alltag beim Einkaufen oder in der Bahn ist es schwierig, in Kontakt zu kommen – beim Sport ist das seltenst ein Problem. Kinder sind das beste Beispiel dafür: Sie sprechen nicht dieselbe Sprache, aber wenn man ihnen einen Ball gibt, werden sie miteinander spielen!

Haben Sie die Erfahrung in ihrer Kindheit in Köln auch machen können? Sie haben ja selbst gekickt.

Beim Fußballverein schlechthin, dem SV Wacker Köln Merkenich! Wenn das keine gelungene Integrationsarbeit war… ob ich jetzt allerdings das große Talent war, lassen wir einmal dahingestellt sein. (lacht)

Konfliktfrei geht die aktuelle Situation nicht vonstatten, Sie sprachen bereits von den Idioten, die Flüchtlingsheime attackieren oder gar anzünden. Überrascht es Sie, dass es solche Strömungen in Deutschland noch gibt?

Überrascht hat es mich nicht, denn ich weiß, dass nicht alle überlegen, was in der Vergangenheit gewesen ist und daraus auch lernen. Bei vielen Menschen weiß ich aber auch, dass dort Ängste vorhanden sind. Stellen Sie sich doch einmal vor: Da steht jemand vor ihrem Haus, klopft an ihre Tür und bittet um Einlass. Würden Sie ihm ein Zimmer anbieten? Ich verstehe, dass viele Ängste haben. Aber: Einmal vor die Tür treten, die Hand reichen und mit den Menschen reden – das kann man doch erwarten. Nicht alle verstehen, dass man aufeinander zu gehen muss. Das enttäuscht mich wie viele andere. Ein solches Verhalten ist nicht das Deutschland, das ich schätzen gelernt habe!

Sehen Sie einen Weg aus diesem vergifteten Klima?

Man muss den Leuten zuhören. Nicht den Idioten, die nur auf Krawall gebürstet sind. Aber denjenigen, die Sorgen und Ängste haben. Diese Berührungsängste muss man ihnen nehmen! Denn die Welt ist mittlerweile ein Dorf geworden, die kulturellen Strömungen sind so eng miteinander verbunden. Daher ist es wichtig, in Kontakt zu kommen und miteinander zu reden!

Auch Köln rückte in den Fokus dieser Auseinandersetzung, als die neue Oberbürgermeisterin Henriette Reker während des Wahlkampfs bei einem Attentat schwer verletzt wurde. Haben Sie da gedacht, ob das noch ihr Köln ist?

Dieses Attentat hat mich schockiert. Man muss sich aber dem Ganzen stellen und man muss dagegen halten. Da hat mich enttäuscht, wie niedrig die Wahlbeteiligung ist. In vielen anderen Ländern dieser Welt gibt es gar keine Möglichkeit zu wählen. Diese „Ist-mir-egal“-Haltung in den Köpfen muss sich ändern!

Trotz aller Probleme: In Köln scheint die Haltung vorzuherrschen, man werde die Herausforderungen – frei nach Angela Merkels Leitmotiv „Wir schaffen das“ – schon irgendwie meistern. Welches Motto würden Sie ausgeben, um die Menschen zu motivieren?

„Wir schaffen das“ bringt es schon auf den Punkt. Und wenn wir es geschafft haben, dann muss klar sein: Integration kommt von zwei Seiten. Die eine Seite, die mit offenen Armen empfängt. Und die andere Seite, die sich hier in Deutschland integriert. Das wäre dann der nächste Schritt!

Interview: Thomas Reinscheid

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