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Köln.Sport

Amateurboxen vor dem Knockout?

Quelle: SC Colonia

Hadi Nasef (r.) gehört zu den großen Box-Hoffnungen aus NRW.

Die Kölner Box-Szene schlägt Alarm: Während die Profis für hohe Einschaltquoten sorgen, werden im Amateur-Bereich immer weniger Events durchgeführt. Stirbt der Nachwuchs aus? Köln.Sport hat sich auf Spurensuche begeben. Die Halle war an allen vier Tagen ordentlich gefüllt, mit Wladimir Frühsorger gab es in der Gewichtsklasse 64 Kilogramm einen Goldmedaillengewinner aus dem eigenen Stall. Der SC Colonia kann mit der Durchführung der Internationalen U18-Meisterschaften, die zwischen dem 20 und dem 23. November in der Sporthalle Süd stattfand, zufrieden sein. Nur: Frühsorger war der einzige Boxer aus ganz NRW, der am Ende über einen Meistertitel jubeln durfte. Dass er ausgerechnet für Colonia boxt, ist keine Überraschung. Denn der Kölner Traditionsclub ist der aktivste in der gesamten Region. Und der einzige, der regelmäßig Events abhält. „Würden wir nicht mehr veranstalten, wäre das olympische Boxen in Köln tot“, ist sich Franz Zimmermann sicher. Seit 53 Jahren ist er Geschäftsführer des SC Colonia 06 und hat alle Hochs und Tiefs miterlebt.

 

Zwar hat der BC Westen kürzlich ein Nachwuchsturnier zum 90-jährigen Bestehen abgehalten, doch die Lage in der Domstadt ist trist. Und das, obwohl es 22 Boxvereine im Bezirk gibt. „Wir haben sicherlich Probleme“, gibt Herbert Birka vom Mittelrheinischen Amateur-Box-Verband zu. „Wenn denn Veranstaltungen stattfinden, werden sie nur schlecht nach außen kommuniziert. Und dann befinden wir uns in einer Abwärtsspirale.“ Mehr Öffentlichkeit würde auch mehr potenzielle Sponsoren ansprechen. Denn die sind in der derzeitigen Wirtschaftslage besonders schwer zu finden. „Vereine wie die Faustkämpfer Köln-Kalk oder der BC Köln Ost sind leider sehr zurückhaltend. Auch von Bayer Leverkusen könnte man mehr erwarten“, klagt Birka. Allerdings, so verriet er Köln.Sport, wolle man auch vonseiten des MABV im kommenden Jahr die Vereine dazu bewegen, mehr zu veranstalten. Man sei auch bereit, den Clubs noch mehr entgegenzukommen. Derzeit wird etwa das Kampfgericht vom Verband gestellt. Künftig denkbar wäre ein geringer Obulus pro Veranstaltung. Genügend Anreiz, um den Standort zu stärken?

Nach dem Rückzug aus der Bundesliga im Jahr 2005 hatte sich die Boxabteilung des TSV Bayer 04 Leverkusen die nachhaltige Nachwuchsförderungen zum Ziel gesetzt. Eigene Veranstaltungen sind heute allerdings Mangelware – und daran wird sich auch in Zukunft nichts ändern. „Unsere Trainer und unser gesamter Vorstand sind in einem Hauptberuf tätig. Entsprechend fehlt uns die Zeit, noch mehr zu schaffen“, erklärte Bayer Geschäftsführer Mario Gruben. Neben dem zeitlichen Problem sieht Mesut Sakat, 1. Vorsitzender der Faustkämpfer Köln-Kalk, in erster Linie finanzielle Gründe für den Mangel an Events in der Domstadt. „Die meisten Vereine können es sich einfach nicht leisten. Mit Ausnahme der Mitgliedsbeiträge, die selten mehr als nur ein paar Euro ausmachen, kommt kaum Geld in die Kassen.“ Das bekannte Sponsoren-Problem. Trotzdem möchte man die Situation aktiv verbessern und plant im kommenden Jahr erstmals nach langer Zeit wieder einen großen Event: eine Freiluftveranstaltung auf dem Neptunplatz. Ein Tropfen auf den heißen Stein? „Hätten wir mehr Sponsoren, könnten wir viel mehr machen“, meint Sakat.

Dabei ist die Nachfrage durchaus hoch, Nachwuchsproblem gäbe es in Köln keines. So trainieren alleine bei Colonia derzeit 30 Kinder, der Zulauf bei den Acht- bis Zwölfjährigen war zuletzt so hoch wie seit Jahrzehnten nicht mehr. Um in die Fußstapfen von Arthur Bril und Denis Radovan zu treten, benötigen die Kids aber gute Trainer. Und die Möglichkeit, sich bei Veranstaltungen miteinander zu messen. Beides kostet Geld. Menschen wie Franz Zimmermann, die sich ehrenamtlich in den Klubs einbringen, sich auf die Suche nach Geldgebern machen oder um wichtige administrative Dinge kümmern, gibt es indes immer weniger. Auch so ein Problem in der Boxszene. Trotzdem hofft Zimmermann auf Besserung: „Ich würde mir wünschen, dass in anderen Vereinen mehr passieren würde. Denn Konkurrenz belebt bekanntlich das Geschäft!“ Bis dahin dürfte es noch eine ganz Weile dauern. Und so hängte der Erfolg in der Kölner Amateurboxszene nach wie vor von den Möglichkeiten des SC Colonia ab.