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Köln.Sport

Alte Kamelle, neue Brisanz

Poldi tanzt dem FC auf der Nase rum – zumindest könnte das denken, wer Poldis Interview in der Bild am Sonntag liest. Dort nämlich spricht das Fan-Idol von falschen Versprechungen und fehlender Kontinuität und ständigem Wechseln der leitenden Angestellten. So könne langfristig nichts entstehen, sagt Podolski. Zu einem Zeitpunkt, der unpassender nicht sein könnte. Das Interview erschien unmittelbar vor dem Heimspiel gegen den HSV, in dem der Club mit einem Heimsieg ein Polster zwischen sich und die Abstiegsränge hätte legen können.

Den uninspirierten Auftritt der Solbakken-Truppe bei der 0:1-Niederlage alleine auf Podolskis Äußerungen zu reduzieren, ist natürlich viel zu einfach. Schließlich sind es größtenteils ausgelutschte, alte Kamellen, die das Kölner Nationalheiligtum im BamS-Gespräch abgibt. Diese Aussagen hat man so von ihm oder anderen bereits dutzendfach gehört. Viel schwerer wiegen der Zeitpunkt und der Umstand, dass das Springer-Blatt eine nicht autorisierte Fassung des Interviews veröffentlicht wurde, freigegeben lediglich von Podolski-Berater Kon Schramm.

Reines Kalkül? Von Poldi – schwer vorstellbar. Von BILD und Schramm? Schon eher: Die BILD hat ein Thema, das sie genüsslich bis Karneval auswalzen kann. Der Berater kann mit Podolskis Aussagen jetzt hausieren gehen und träumt schon von der dicken Provision, die er einstreicht, wenn er seinen Mandanten am Saisonende ins Ausland verschachert. Dann das Resultat dieser Aktion ist Podolskis Aussage „Stand jetzt würde mich das Ausland sehr reizen“, die nun schwarz auf weiß und unwiderruflich in der Presse steht.

Gelackmeiert ist wieder mal der FC, der nun klare Kante zeigen und glaubhaft vermitteln muss, dass es sich von seinen hochbezahlten Angestellten nicht auf der Nase herumtanzen lässt. Weder von Podolski noch von irgendwem anders. Tut er das nicht, sind dem Chaos Tür und Tor geöffnet. Schon bei Podolskis Freizeitkick-Verletzung im Winter, die ihn auch jetzt wieder lahmlegt, war der Superstar ohne öffentlichen Tadel davongekommen. Narrenfreiheit für den Prinzen, um sich die Chancen auf eine Vertragsverlängerung zu erhalten.

Einen weiteren arbeitsvertraglichen Verstoß darf der Club nicht durchgehen lassen. Auch auf die Gefahr hin, den Qualitätsspieler Podolski im Sommer zu verlieren – so schlimm dieser Gedanke vor dem Hintergrund der 90 Minuten gegen den HSV auch erscheint.