fbpx
Köln.Sport

99ers: Grünes Licht und jetzt?

Die Machbarkeitsstudie zeigte: Der „Barrierefreie Sportpark“, das Projekt der Rollstuhlbasketballer der Köln 99ers, ist grundsätzlich möglich! Bis die Bagger rollen, gibt es jedoch noch einige Entscheidungen zu treffen – damit vor allem der Grundgedanke gewahrt bleibt.
Köln 99ers

Bislang trugen die 99ers ihre Heimspiele in der Sporthalle am Bergischen Ring aus, die nur eingeschränkt barrierefrei ist. (Foto: imago images / Beautiful Sports)

Mit dem Wort Hausaufgaben dürften die meisten aus der Schulzeit nicht unbedingt Positives verbinden – die Rollstuhlbasketballer der Köln 99ers jedoch dürften glücklich sein über jede Aufgabe, die es zu ihrem Herzensprojekt, einem barrierefreien Sportpark, zu tun gibt. Aktuell werden verschiedene Szenarien durchgespielt, wie das Vorhaben realisiert werden kann – dass dies aktuell überhaupt möglich ist, hängt mit der jüngst fertiggestellten Machbarkeitsstudie zusammen, die die 99ers 2019 federführend in Auftrag gaben. Denn diese lieferte positive Ergebnisse, der Bau ist grundsätzlich möglich. „Wir möchten uns an dieser Stelle bei allen Unterstützern und Förderern bedanken. Angefangen mit der Kämpgen Stiftung, die bereits bei der Entstehung der Projektidee an der Seite der 99ers Wegbereiter und -begleiter war“, sagte Sedat Özbicerler, Geschäftsführer der 99ers, in einer Pressemitteilung bezüglich der Studie Anfang September.

„Mit der Otto Beisheim Stiftung, der Aktion Mensch und auch der Stiftung Behindertensport fanden wir weitere Förderer, die sich nicht nur finanziell an der Studie beteiligten, sondern sich auch mit ihrem Knowhow und jeweiligen Netzwerken einbrachten. Wir hoffen auch im weiteren Projektverlauf auf diese Partner zählen zu dürfen“. Özbicerler kämpft seit vielen Jahren mit vollem Einsatz um die Realisiserung des Sportparks. Weil er sicher ist, dass ein barrierefreies Zentrum, wie es der Klub mit Partnern wie den Kölner Haien und den Volleyballerinnen der SnowTrex plant, dem Behindertensport ganz neue Möglichkeiten eröffnen würde – und für die Stadt eine Chance wäre, ein echtes Zeichen zu setzen.

Grünes Licht also für den „Barrierefreien Sportpark“ – nur, wie dieser schlussendlich aussehen wird, ist noch offen, Stichwort Hausaufgaben. Auf dem Weg zur Realisierung sind drei Pfade möglich. Im Raum steht demnach ein komplett Investoren-basiertes Modell, bei dem das Projekt aus der Privatwirtschaft oder von gemeinnützigen Stiftungen realisiert und an die Stadt vermietet wird. Dazu müsste man einen Investor finden, Interessenten dürfte es geben. Die anderen Möglichkeiten: Ein reines Vereinsmodell, wo die 99ers investieren, bauen und letztlich betreiben, und ein rein Städtisches Modell, wo die Vereine die Halle als Mieter nutzen könnten.

500 – oder 5.000?

Dann jedoch würde das Projekt noch einmal teurer – zumal ein Engagement von Stiftungen und Sozialen Trägern bei diesem Modell wegfallen würde. Die Vereins-Variante stellt die Klubs vor ein hohes Risiko: Was, wenn das langfristige Bundesligaprojekt der RheinStars misslingt? Ein anderer Verein hinzukommt, in einigen Jahren vielleicht jedoch gar nicht mehr im Profigeschäft vertreten ist? Kaum vorstellbar, dass die Köln 99ers oder der KEC ein solches Projekt stemmen könnten.

Das demnach klar favorisierte Modell dürfte es sein, einen Investor zu finden, idealerweise aus dem gemeinnützigen Bereich, der das Projekt finanziell realisiert und dann an die Vereine vermietet. Je nach Konstrukt wäre dann auch eine städtische Beteiligung möglich; spätestens dann dürfte auch die Frage nach der Größe noch einmal eine zentrale werden. Auch hier gibt es aktuell drei, möglicherweise vier realistische Szenarien. Eine Kapazität von 500, 1.000, 3.000 oder sogar 5.000 Zuschauerplätzen ist möglich, die Frage ist jedoch letztlich, was sinnvoll ist – auch aus Sicht des ursprünglichen Projektgedankens.

99ers: Die neue Heimat

Denn: Das Grundkonzept mit einer Sporthalle, zwei Wettkampffeldern sowie dem barrierefreien Hotel ist für sich genommen schon ein inklusiver Sportpark. Natürlich würden die 99ers gerne mit anderen Kölner Vereinen kooperieren wollen, ob es nun die Volleyballerinnen der SnowTrex oder Sportarten wie Eishockey, Schwimmen oder Tennis sind – dennoch ist es wichtig, den inklusiven Gedanken weiter als Leitader des Projekts zu sehen. Denn ursprünglich war die Idee des inklusiven Sportparks entstanden, weil die Rollstuhlbasketballer in Köln vor teils unlösbaren Problemen stehen – von Transport über Unterbringung der Rollstühle bis hin zu den nicht vorhandenen, barrierefreien Hallen in der Stadt.

Für die 99ers reicht eine 500er-Halle demnach völlig aus, auch 1.000 Zuschauer wären für Özbicerler wohl kein Problem, über diese Kapazität hatte man auch ursprünglich mit den SnowTrex gesprochen. Eine Halle mit 3.000 Plätzen wäre für einen Klub wie die RheinStars natürlich attraktiver, allerdings könnte es dann schwieriger werden, gemeinnützige Träger zu finden, da es dann zu einem großen Teil auch ein finanzielles Engagement in den Profibereich wäre. Abgesehen davon, dass der inklusive Ursprungsgedanke ebenfalls darunter leiden würde. Was, schaut man sic die Berichterstattung zum barrierefreien Sportpark einmal an, ohnehin sehr schnell geht.

Fertigstellung 2025?

So vermeldete die größte Kölner Tageszeitung nach Bekanntwerden der Ergebnisse der Machbarkeitsstudie im September, das „25-Millionen-Euro-Projekt der Kölner Haie“ stehe kurz vor der Realisierung – die ursprünglichen Ideengeber des Projekts werden in einem Nebensatz erwähnt. Der erweckte Eindruck: Die Kölner Haie bauen ein tolles neues Zentrum, und die Rollstuhlbasketballer dürften es netterweise mitnutzen. Klar, dass solche Berichterstattungen im Lager der 99ers für Ärger sorgen. Zumal es auch für das Projekt schädlich sein kann, besonders mit Blick auf die gemeinnützigen Stiftungen und Träger, die unter anderem die Machbarkeitsstudie überhaupt erst ermöglicht haben.

Auch seitens der Stadt gibt es positive Signale für das Projekt, immer wieder waren Özbicerler und sein Team vorstellig geworden. Wenn sich die Parteien nach der Wahl in den kommenden Monaten neu aufgestellt haben, werden die 99ers den nächsten Anlauf unternehmen. Auch mit Hilfe der „Kölner Sportallianz“ positionierte sich der Verein öffentlich, kämpft weiter dafür, dass die Interessen gewahrt werden und das Projekt vor allem als inklusives Aushängeschild gesehen wird, das in Deutschland oder vielleicht sogar europaweit Alleinstellungscharakter hätte. Und auch mit Blick auf die Rhein Ruhr-Games 2032 noch einmal an Fahrt aufnehmen könnte, hätte Köln dann doch die Möglichkeit, die Top-Events im Behindertensport auszutragen.

Mit der Machbarkeitsstudie ist ein Fahrplan ermittelt, der nächste Schritt könnte nun sein, eine Projektgesellschaft zu gründen – realistisch scheint, dass das barrierefreie Sportzentrum ohne größere Verzögerung 2024, eher 2025 steht. Und auch, wenn die 99ers ihren Hausaufgaben aktuell sehr gerne nachgehen, dürften sie dann durchaus froh sein, erstmal keine mehr machen zu müssen.

Hier findet ihr noch mehr Informationen zu den Köln 99ers!