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Köln.Sport

Wimmer: „Stadt, Verein, das passt alles“

Fühlt sich beim 1. FC Köln und in der Domstadt sichtlich wohl: FC-Verteidiger Kevin Wimmer Foto: Sebastian Bahr

Fühlt sich beim 1. FC Köln und in der Domstadt sichtlich wohl: FC-Verteidiger Kevin Wimmer
Foto: Sebastian Bahr

Die Lobeshymnen um Kevin Wimmer reißen nicht ab, heute könnte gegen Neymar und Co spielen. Im zweiten Teil des Exklusiv-Interviews spricht er unter anderem über die Wechselgerüchte um Leverkusen und Schalke.

Dass ihn wenig aus der Ruhe bringen kann, das hat Kevin Wimmer bereits im ersten Teil unseres Exklusiv-Interviews kund getan. Auch die Lobeshymnen machen den Österreicher, der am Samstag seinen 22. Geburtstag feierte, nicht verrückt. Mit uns sprach das personifizierte Abwehrbollwerk des 1. FC Köln neben den Wechselgerüchten um seine Person auch über die Stimmung im Team, die Rolle von Trainer Peter Stöger bei seiner Entwicklung und die Chancen auf die EURO 2016.

Die Lobeshymnen über die Kölner Abwehr sind derzeit sehr groß, gerade auch bei Ihnen. Mancherorts werden Sie als bester FC-Innenverteidiger seit Jürgen Kohler bezeichnet. Ist das etwas Besonderes für sie, wenn sie so etwas mitbekommen?

Es freut einen sehr, wenn man mit solchen Legenden verglichen wird, die in ihrer Karriere sehr viel erreicht haben. Das gibt ein gutes Gefühl und zeigt, dass ich auf dem richtigen Weg bin. Nach meiner schweren Anfangszeit in Köln ist es umso schöner, dass ich mich so hineingebissen habe. Ich will mich jetzt aber nicht zurücklehnen, weil ich ein paar gute Spiele gemacht habe und die Leute mich loben.

Auch der Konkurrenz sind ihre Leistungen nicht verborgen geblieben, Schalke 04 soll angeblich Interesse an Ihnen haben. Wie sehr schmeichelt Ihnen das?

Wenn man größere Klubs, die auch international spielen, auf sich aufmerksam macht, ist das sicherlich eine Anerkennung der gezeigten Leistung. Ich bin nicht der Spieler, der sich dadurch verrückt machen lässt. Die Wertschätzung freut einen – es ist immer wieder schön zu hören, dass man derzeit einiges richtig macht. Für mich ist das allerdings noch mehr Ansporn, noch mehr zu machen.

Sie hegen aber keine Abwanderungsgedanken?

Ich fühle mich in Köln sehr wohl, habe in der Mannschaft viele, mit denen ich mich auch außerhalb des Platzes sehr gut verstehe. Stadt, Verein, das passt alles. Es gibt derzeit keinen Grund, über einen Wechsel nachzudenken.

Die Stimmung im Team scheint sehr gut zu sein. Ist das auch ein Grund für das bisherige Abschneiden?

Dass man sich innerhalb des Teams gut versteht und keine Mannschaft aus Einzelgängern ist, ist schon sehr wichtig. Wir haben eine Mannschaft mit vielen jungen Spielern, die größtenteils nicht aus Köln kommen. Deswegen unternehmen wir viel außerhalb des Platzes und verstehen uns sehr gut. Das ist sicherlich ein Vorteil auch für die Leistung der Mannschaft.

Sie haben nach dem Sieg gegen Dortmund auf Facebook „Alle wollen sein wie du“ gepostet – und damit Kevin Vogt gemeint. Warum wollen denn alle so sein wie Kevin Vogt?

Diesen Spruch habe ich ein wenig als Spaß gemacht. Ich verstehe mich mit Kevin sehr gut, er ist ein guter Kumpel von mir, der auch in meiner Straße wohnt. Wir unternehmen außerhalb des Platzes sehr viel zusammen. Auf dem Platz imponiert mir, dass er trotz seiner Größe eine sehr gute Technik hat. Er spielt Pässe nach vorne, wie es nicht viele können. Man meint nicht, dass er noch ein junger Spieler ist, wenn man sieht, wie abgeklärt er spielt.

Bestes Verständnis – auch außerhalb des Platzes: Kevin Wimmer (l.) und Namensvetter Kevin Vogt Foto: imago/Moritz Müller

Bestes Verständnis – auch außerhalb des Platzes: Kevin Wimmer (l.) und Kevin Vogt
Foto: imago/Moritz Müller

Blicken wir nochmal in den Rückspiegel: Ihr Weg in die Stammelf vergangene Saison wirkt von außen ein wenig glücklich. Erst wird Jonas Hector krank, dann verletzt sich Bruno im Spiel gegen Kaiserslautern und macht den Weg für sie frei. Wie groß ist bei allem Talent der Faktor Glück im Profifußball?

Ohne den Faktor Glück würde es viele Karrieren nicht geben. Vor allem in der Abwehr wird nicht so oft gewechselt. Gerade wenn es gut läuft, hat der Trainer kaum Gründe, hinten zu tauschen. Ich wusste aber: Meine Chance wird irgendwann kommen. In diesem Fall war es so, dass erst Jonas krank war und Bruno sich dann verletzte. Da habe ich meine Chance genutzt und dem Trainer gezeigt, dass ich meine Leistung bringe und er auf mich zählen kann.

Und welche Rolle spielt Peter Stöger in ihrer Entwicklung zu einem Bundesliga-Verteidiger?

Eine sehr entscheidende. Er hat mir die Chance gegeben, als mich viele nach dem ersten Jahr schon abgeschrieben hatten und meinten, Deutschland wäre eine Nummer zu groß für mich. Er hat zu Beginn gesagt, dass er mich schon in meiner Zeit in Österreich beobachtet hatte und dass ich das Potenzial habe, mich durchzusetzen. Dafür müsse aber dauerhaft die Leistung passen. Er hat immer wieder mit mir das Einzelgespräch gesucht, das macht nicht jeder. Es gibt wenige Trainer, die sich mit jedem einzelnen Spieler derart beschäftigen. Auch heute hilft er uns immer wieder. Wenn es Spiele gibt, die nicht so gut waren, bringt er wieder Ruhe herein und spricht uns Spielern positiv zu.

Gab es einen Bonus als Landsmann des Trainers?

Nein. Am Anfang haben darüber zwar einige Leute spekuliert. Aber die Leute finden immer irgendetwas, worüber sie reden und berichten können. Jedenfalls zählt beim FC nur die Leistung und nicht die Herkunft. Nach ein paar guten Spielen sind diese Spekulationen ohnehin verstummt.

Und abseits des Platzes?

Es ist schon gut, dass ich mit ihm komplett im Dialekt sprechen kann und nicht aufpassen muss, dass ich Hochdeutsch spreche. Das ist schon ganz witzig: Am Anfang, als er Witze gerissen hat, war ich meist der Einzige, der ihn verstanden hat. Deswegen habe ich ein wenig mithelfen müssen, damit die Mitspieler den Dialekt verstehen. Menschlich ist er ein Typ, mit dem man nicht nur über Fußball reden kann.

Zum Abschluss: Eher Europapokal mit dem 1. FC Köln oder die EM mit Österreich?

Beim FC steht für uns der Klassenerhalt im Vordergrund. Es wäre zu früh, vom Europapokal zu sprechen. Was Österreich anbetrifft: Wir sind sehr gut in die Qualifikation gestartet und es ist diesmal so einfach wie noch nie, sich zu qualifizieren. Wir haben eine Mannschaft mit großem Potenzial, viele spielen in der Bundesliga und zählen dort zum Stammpersonal. Es ist einiges möglich. Ganz Österreich wünscht sich die Qualifikation und ich würde gerne erleben, was dann dort los wäre, wenn wir das wirklich schaffen würden.

Also ist der Optimismus groß, dass die FC-Fans im Sommer 2016 Kevin Wimmer in Frankreich sehen werden?

Wir glauben fest daran – und ich hätte nichts dagegen!

„Ich habe meine Chance genutzt“: Den ersten Teil des Interviews lest Ihr hier