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Köln.Sport

Wie die Bundesliga die Amateurplätze leert

Bundesliga am Sonntag um 13:30 Uhr? Dem Amateurfußball wird auch die letzte Chance genommen, einer Parallelansetzung zum Oberhaus zu vermeiden. Foto: imago/Sportfoto Rudel

Bundesliga am Sonntag um 13:30 Uhr? Dem Amateurfußball wird auch die letzte Chance genommen, einer Parallelansetzung zum Oberhaus zu vermeiden.
Foto: imago/Sportfoto Rudel

Zum Ärger der Amateurklubs soll ab der nächsten Bundesliga-Spielzeit eine weitere Anstoßzeit eingeführt werden. Eigentlich Amateurfußballzeit. Ein Kommentar.

Rheinfussball

Ab der kommenden Bundesliga-Spielzeit soll neben der anberaumten neuen Anstoßzeit am Montagabend nun auch noch eine dritte Anstoßzeit am Sonntag dazu kommen. Diese Idee erzeugt bei einer großen Mehrheit symmetrisches Kopfschütteln. So wurde diese Zeit in der Vergangenheit zur Rücksicht auf die Amateurfußballer immer vermieden, scheint sich nun aber niemand mehr um das Grundgerüst des deutschen Fußballs zu scheren. Dabei gehörte der Sonntag bis dato ihnen, kämpfend um jeden Zentimeter des Asche-, Kunstrasen- oder Naturrasenplatzes und gleichzeitig um jeden einzelnen Zuschauer.

Für jeden Amateurfußballer gibt es nichts schöneres, wenn die Zuschauerzahl die 100er Marke überschreitet und man sich freut, neben den Eltern, dem Bruder oder der Freundin auch andere interessierte Menschen am Spielfeldrand zu sehen. Darüber hinaus sind ein Großteil der aktiven Amateurfußballer gleichzeitig Anhänger eines Bundesligavereins. Es stellt sich also in der Zukunft die Frage: Verzichte ich für ein Spiel meines Lieblingsvereins auf mein eigenes in der Kreisliga, oder umgekehrt?

Als Begründung liefern DFB und DFL unter anderem die Entlastung der in der Europa League spielenden Teams. Nichts weiter als ein heuchlerischer Versuch, dem Fan diese Entscheidung irgendwie näher zu bringen: Bereits in der vergangenen Saison fanden häufiger drei Spiele am Sonntag statt, da mit dem FC Schalke 04, Borussia Dortmund, dem FC Augsburg und zwischenzeitlich Bayer 04 Leverkusen mindestens drei Bundesligisten in der Europa League im Einsatz waren. Damals legte man aber zwei Spiele auf die zweite sonntägliche Anstoßzeit, nämlich 17:30 Uhr. Warum nicht weiter so verfahren, wenn es wirklich um die Entlastung der Teams ginge?

Also bleibt als eigentliche Erklärung eigentlich wie immer nur ein Aspekt übrig: das Scheffeln von noch mehr Geld im Millionen- und Milliardenzirkus Fußball. Der neue TV-Vertrag wird dem DFB rund 1,16 Milliarden Euro einbringen. Für Amateur-Projekte werden davon 2,5 Millionen Euro verwendet. Das sind ganze 0,22 Prozent des TV-Vertrages, die für diejenigen berappt werden, die die Bundesliga überhaupt zu dem machen, was sie ist. Viele Fans spielen selbst Fußball, eifern ihren Stars im Training oder dem Spiel nach, füllen Stadien. Genauso ist Thomas Müller einst Louis van Gaal auf einmal in die Arme gefallen, oder hat sich Mesut Özil plötzlich in die Schalker Kabine verlaufen: Der TSV Pähl und Westfalia 04 Gelsenkirchen haben die beiden Spieler gefördert, ihre ersten Schritte begleitet. Die Bundesliga braucht den Amateurfußball, um ihre Faszination und Begeisterung zu erhalten – und vor allem, um mit neuen Talenten gefüttert zu werden.

Darüber hinaus auch noch interessant zu beleuchten ist eine Aussage des DFB-Geschäftsführers Christian Seifert aus dem Jahre 2011: „An den Spielplan werden wir nicht rangehen. Mehr Anstoßzeiten sind dem Fan nicht zuzumuten“. Frei nach dem Motto „was interessiert es mich, was ich gestern gesagt habe“ geht es nun genau in die gegenteilige Richtung und macht deutlich, wie viel Glaubwürdigkeit man solchen Aussagen auch in der Zukunft entgegen bringen sollte.

Doch in der Zukunft wird sich auch zeigen, ob jetzt wieder nur Schwarzmaler und DFB-Unsymphathisanten gegen diese weitere Aufsplittung der Bundesliga-Spieltage sind und der Aufschrei schnell wieder verstummt. Fest steht: Ich freue mich auf den Sonntag, wenn etliche Amateurfußballer wieder auf etlichen Amateurfußballplätzen in ganz Deutschland ihrem liebsten Hobby nachgehen, von ihren Eltern und Freunden angefeuert werden und es einfach nur um die Freude am Fußball an sich geht. Schade nur, dass ich dafür nun auf ein weiteres Bundesligaspiel verzichten muss.

Autor: Niklas Brühl für RHEINFUSSBALL