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Köln.Sport

Wenig Geld, mit Sinn genutzt

Foto: Privat

Integration durch Sport: Mülheim 2020 fördert Projekte in den „Problem-Veedeln“ der Stadt

Nur zwei Projekte mit Sportbezug verstecken sich im weitreichenden Strukturförderprogramm für rechtsrheinische „Problemviertel“. Von denen aber werden Veedel, Vereine und Menschen profitieren.

Es tut sich was auf der Schäl Sick: Rund 40 Millionen Euro, hauptsächlich aus EU-Fördermitteln, sollen in die strukturschwachen Kölner Veedel Mülheim, Buchheim und Buchforst fließen. Viel Geld, mit dem – wenn die Fördermittel rechtzeitig abgerufen werden – die Infrastruktur dieser „Problem“-Stadtteile deutlich verbessert werden kann. Das Gesamtprojekt läuft unter dem zukunftsträchtigen Namen „Mülheim 2020″.

Der Wermutstropfen aus Sicht des Sports: Nur ein Bruchteil des Geldes fließt ihm zu.

„Die Fördermittel sind zweckgebunden“, erklärt Dagmar Grote Westrick vom Amt für Stadtentwicklung und Statistik. Bedeutet: „Die Stadt Köln kann damit nicht machen, was sie will.“

Denn im Vordergrund von Mülheim 2020 stehen die Bekämpfung der hohen Arbeitslosigkeit von über 17 Prozent sowie die Stärkung von Wirtschaftskraft und Bildung. Auch die Gesundheit der Menschen und das Erscheinungsbild der Einkaufsstraßen finden sich auf der Agenda des Strukturförderprogramms. Entsprechend laufen alle potenziell geförderten Projekte unter den drei Bereichen „Ökonomie“, „Stadtentwicklung“ und „Bildung“.

Erst Sport, dann Beratung

„Wir können kein Geld aus dem EU-Fördertopf in die Sanierung von Sportplätzen stecken“, sagt Dagmar Grote Westrick. Sanierungen beim SC Mülheim oder bei Germania Mülheim (beides wurde diskutiert) sind somit nicht drin. Dass dennoch etwas Geld für den Sport herausspringt, liegt am Unterbereich „Gesundheitliche Bildung“. Wer die Projektliste durchforstet, findet unter den 40 aufgeführten Vorhaben auch zwei Sportprojekte: „SpoBIG“ sowie die „Qualifizierungsoffensive Sport und Bewegung“. „Für beide Maßnahmen sind insgesamt 415.000 Euro vorgesehen“, sagt Grote Westrick. Nicht viel Geld, aber gut angelegtes.

Unter der sperrigen Bezeichnung „SpoBIG – Vernetzung von Sporteinrichtungen“ werden Sportclubs unter Aspekten wie Bildung, Integration und Gesundheit mit Schulen, Kindergärten oder sozialen Einrichtungen verknüpft.

SpoBIG bedeutet übrigens „Sport an der Schnittstelle zu Bildung, Integration und Gesundheit“. Das Konzept des Sportamtes, das hier verantwortlich zeichnet, sieht vor, über sogenannte niederschwellige Sportangebote Kinder und Jugendliche in Kontakt zu Einrichtungen mit Bildungsofferten zu bringen. „Denkbar wäre, dass die Kids erst Basketball spielen und Mitarbeiter des Arbeitsamtes anschließend noch Beratungen machen“, erklärt Stefanie Linke-Lorenz vom Sportamt. Die jungen Sportler können also – neben dem rein gesundheitlichen Aspekt – ohne Vereinszugehörigkeit oder Anmeldung an einem Angebot teilnehmen und davon profitieren.

Übungsleiter gesucht

Ebenso wichtig erscheint die Qualifizierungsoffensive innerhalb der Übungsleiter, Trainer und Vereinsmanager ausgebildet werden. Während dem Stadtsportbund Köln die Qualifizierung der Übungsleiter und Vereinsmanager obliegt, nehmen die Fachverbände sich der künftigen Trainer an. Für 2011 stehen aus dem Stadtsäckel exakt 43.750 Euro dafür bereit. Das Konzept sieht vor, Managern Basics über Vereinsführung, Recht, Versicherungen oder Steuern zu vermitteln. Für Übungsleiter und Trainer geht es in entsprechenden Kursen wiederum um Praxis. Bereits seit 2009 unterstützt die Stadt Ausbildungen zum Übungsleiter. Insbesondere Menschen oder Vereine, die sich die Teilnahme ohne die öffentliche Bezuschussung nicht leisten könnten, profitieren von dieser Offensive. Ein Beispiel: Beim einem derzeit laufenden Kompaktkurs des Stadtsportbundes, der Mitte April startete, konnte dank eines Zuschusses von 250 Euro pro Person die Eigenleistung der Teilnehmer auf 50 Euro reduziert werden.

Im Mittelpunkt der Module stehen elementare Fähigkeiten wie das Gestalten attraktiver Angebote und Übungsformen für unterschiedliche Zielgruppen und Altersklassen, der Einsatz verschiedener Methoden oder das richtige Auftreten vor einer Gruppe. Das komplette Rüstzeug also, um mit der Lizenz kompetent Sportangebote durchzuführen.

Die geplante Qualifizierungsoffensive im Rahmen von Mülheim 2020 unterscheidet sich von diesen Kursen wesentlich: Bislang konnten nur Vereinsmitarbeiter an den SSBK-Kursen teilnehmen , doch die Mülheimer Offerten stehen dann allen Interessierten offen. Angesprochen fühlen sollten sich vor allem Mitarbeiter von sozialen Einrichtungen, die nach Erhalt der Lizenz zum Üben als Multiplikatoren nicht nur sportliche Erkenntnisse weitergeben sollen.

Kids können mitwirken

Ebenfalls Teil der Mülheimer Offensive sind Ausbildungen zum Gruppenhelfer und Sportbetreuer. Kids ab 13 Jahren können hier mitwirken und sich danach ehrenamtlich einbringen.

Die Bezirksregierung Köln hatte Ende Dezember 2010 die Förderanträge für SpoBIG und die Qualifizierungsoffensive bewilligt. Nach der vorgeschriebenen Ausschreibung steht fest, wer die Träger sein werden und wofür exakt welcher Anteil der 415.000 Euro verwendet wird. Anschließend steht der verschärften Umsetzung der beiden sportaffinen Vorhaben nichts mehr im Wege.

Dieser Artikel erschien in der KÖLN.SPORT-Ausgabe 05/11.