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Köln.Sport

Vom Fußball-Profi zum Abschlepper

In den 1990er Jahren war FC-Profi Andrzej Rudy ein gefragter Mann in Köln. Heutzutage reiben sich Fans verwundert die Augen, wenn sie dem sympathischen Polen auf der Straße begegnen…
Andrzej Rudy

In den frühen 1990er Jahren wirbelte Andrzej Rudy unwiderstehlich durchs FC-Mittelfeld. (Foto: imago/HJS)

Neben illustren Namen wie Pierre Littbarski, Horst Heldt oder Rico Steinmann war vor 25 Jahren ein Spieler aus dem FC-Mittelfeld nicht wegzudenken: Andrzej Rudy. Der Pole, der zwischen 1989 und 1995 insgesamt 134 Mal mit dem Geißbock auf der Brust in der Bundesliga auflief, war zwischenzeitlich sogar Kapitän des 1. FC Köln. In der Domstadt lebt Andrzej Rudy (52) noch heute, sein neues Leben hat mit dem damaligen aber nichts mehr gemein. Denn: Der einstige Fußball-Profi arbeitet mittlerweile als Abschleppwagen-Fahrer.

Ziemlich genau sieben Kilometer von seinem ehemaligen Arbeitsplatz, dem FC-Stadion in Köln-Müngersdorf, entfernt, geht Rudy in der Ossendorfer Zentrale des Spezialfahrzeuge-Giganten „Colonia“ tagtäglich seiner Arbeit nach. „Hier habe ich am 1. November 2017 als Abschleppwagen-Fahrer angefangen“, erzählt Rudy gegenüber „bild.de“. Sechs Monate Probezeit, Schichtbetrieb, immer unterwegs – die Zeit nach der aktiven Karriere hatte sich der ehemalige polnische Nationalspieler natürlich ganz anders vorgestellt.

Immer „op jöck“ – Kölns Abschlepper bringen falsch geparkte oder liegen gebliebene Autos von der Straße. (Foto: imago/Chromorange)

„Dachte, ich mache nie was anderes als Fußball“

„Früher habe ich gedacht, ich mache nie im Leben etwas anderes als Fußball“, sagt Rudy „bild.de“, „es gab auch schwierige Phasen, als ich dann realisiert habe, dass ich jetzt etwas anderes machen muss, als Fußball. Das hat mir schon weh getan.“ Verständlich, zumal viele seiner ehemaligen Teamkollegen wie z. B. Olaf Janßen (heute Trainer bei Viktoria Köln), Bruno Labbadia (Trainer VfL Wolfsburg), Bodo Illgner (TV-Experte) oder Horst Heldt (Manager Hannover 96) heute noch im Fußball-Geschäft erfolgreich sind.

(Lesen Sie hier, was Rudys Mannschaftskollegen heute beruflich machen)

Erkannt wird Rudy auf der Straße immer noch, angesprochen allerdings selten. „Wenn sie mich in meinen Arbeits-Klamotten sehen, sagen sie meist nichts. Aber die Bäckerei-Verkäuferin sagt mir hinterher, dass die Leute fragen, ob ich es wirklich war, wenn ich raus bin“, so Rudy. An den Schichtdienst und seine neue Arbeit hat sich der 52-Jährige mittlerweile gewöhnt, sein Chef Erich Bork ist zufrieden: „Er ist sich nicht zu schade, er ist ein echter Teamplayer. Nicht viele Fußballer hätten den Schritt gemacht.“ Damit hat der Colonia-Geschäftsführer wohl recht.

Zwar gibt es durchaus ehemaliger Wegbegleiter, die dem Fussball den Rücken gekehrt haben, in der Regel geschah das allerdings freiwillig. Bestes Beispiel: Rico Steinmann – Der 23-fache Nationalspieler (DDR hatte nach der Karriere genug vom Fussball und arbeitet heute im Marketing-Bereich. Die Geschichte von Andrzej Rudy, dem einstiegen Starspieler, der nun als Abschlepper arbeitet, dürfte aber wohl einzigartig sein.

Andrzej Rudy

Beruflich hat Rudy im Fußballgeschäft nicht Fuß fassen können. Nach seiner Karriere arbeitete er zwar als Trainer, u.a. für den Bonner SC und die Sportfreunde Siegen. Seit 2011 bot ihm aber kein namhafter Klub mehr einen Job an. (Foto: Screenshot)