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Köln.Sport

Vom Hof gejagt

Die Ausbootung von Louis Schaub überraschte viele FC-Fans – einen glaubwürdigen Grund für diese Maßnahme sind die Verantwortlichen jedoch bis heute schuldig geblieben. Der Köln.Sport-Kommentar.
Schaub

Nicht mehr erwünscht: Louis Schaub läuft zukünftig wohl für den Hamburger SV auf (Foto: imago images/Eduard Bopp)

Wenn der Hamburger SV am 30. Januar den 1. FC Nürnberg zum ersten Zweitliga-Topspiel des neuen Jahres empfängt, wird mit Sicherheit auch der ein oder andere Effzeh-Fan einschalten. Der Grund heißt Louis Schaub: In der Aufstiegssaison hatte er mit 16 Scorerpunkten noch zu den besten Kölnern gehört, einen Aufstieg und drei Trainerwechsel später will man am Geißbockheim nichts mehr von ihm wissen. Technisch wohl beschlagener als die meisten seiner Effzeh-Kollegen, traut man dem „Zehner“ nicht zu, sich in der Rückrunde in Köln durchsetzen zu können.

Diese Entscheidung überraschte enorm – die in den vergangenen Tagen aufgekommenen Begründungen umso mehr. Man müsse sich die Fakten ansehen, dass Schaub in der Hinrunde in neun Spielen lediglich an zwei Treffern beteiligt war, sagte Neu-Sportchef Horst Heldt. Damit kommt Schaub bei vier Spielen weniger auf eine Torbeteiligung weniger als Dominik Drexler, Kingsley Schindler hat bei zwei Einsätzen mehr genauso viele Scorerpunkte wie Schaub. Auch Florian Kainz durfte vier mal häufiger ran und weist in der Liga insgesamt ebenfalls nur einen Scorerpunkt mehr auf als Schaub, der beispielsweise auch in der ersten Pokalrunde traf.

Gisdol ist kein Schaub-Fan

Das Argument, Schaub aufgrund mangelnder Leistungen auszubooten, ist also rein statistisch nicht nachvollziehbar. Klar, seit seiner Verletzung im Aufstiegsjahr war Schaub bislang nicht mehr so richtig in Tritt gekommen – ihn dabei aber gleich auszubooten, wirkt dennoch überstürzt. Dass Markus Gisdol kein Fan vom feinsten Techniker im FC-Kader war, wurde ebenfalls offensichtlich – ihn nun aber gleich so auszubooten, nur weil der aktuelle Trainer keine Verwendung für ihn findet, erscheint dann doch etwas drastisch. In diesem Zuge muss sich der FC auch vorwerfen lassen, den hochveranlagten Mittelfeldmann nicht mehr in die Spur bekommen zu haben.

Über weitere Gründe für den Abgang des Österreichers zu spekulieren ist müßig, dennoch bleibt das Gefühl, man hätte dem Österreicher gar keine Chance für einen Neustart geben wollen – warum auch immer. Über Jorge Meré, aktuell ebenfalls Bankdrücker, sagte Horst Heldt jüngst im Trainingslager in Benidorm: „Jeder hat die Gelegenheit, sich wieder heranzukämpfen“. Wenn er nicht vorher vom Hof gejagt wurde.