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Viktoria: „Ein Aufstieg ist nicht planbar“

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Seit Ende 2014 Viktoria-Coach: Tomasz Kaczmarek Foto: Horst Fadel

Seit Ende 2014 Viktoria-Coach: Tomasz Kaczmarek
Foto: Horst Fadel

Mit dem Aufstieg wurde es für Viktoria Köln am Ende nichts. Doch Coach Tomasz Kaczmarek blickt im Köln.Sport-Gespräch zufrieden zurück – und hat große Ziele mit dem Regionalligisten.

Entspannt und gelassen erschien Tomasz Kaczmarek in seinem „Wohnzimmer“, dem Sportpark Höhenberg, zum Interview. Nachdem Viktoria Köln trotz einer großartigen Aufholjagd die Aufstiegsspiele zur 3. Liga verpasst hatte, sprach der 30-Jährige mit Köln.Sport über die abgelaufene Spielzeit, seine Pläne mit den Höhenbergern, die Vergangenheit in Ägypten und Norwegen sowie den steinigen Weg in die 3. Liga. Reflektiert, ruhig, aber durchaus angriffslustig – sein Charakter soll das Team auch in der nächsten Saison prägen.

Nach einer tollen Aufholjagd hat Viktoria die Meisterschaft in der Regionalliga knapp verpasst. Sind Sie darüber besonders enttäuscht?

Es gibt keinen Grund, besonders enttäuscht zu sein. Wir waren in der ganzen Verfolgungsjagd nie Erster und hatten dementsprechend nie etwas zu verlieren. Wir waren nach der Niederlage in Oberhausen etwas niedergeschlagen, weil wir uns für die gute Arbeit nicht belohnen konnte. Aber wir müssen das akzeptieren. Auf 34 Spieltage gesehen waren Mönchengladbach und Aachen einen Tick besser als wir.

Was waren denn auch ihrer Sicht die Gründe dafür? War die Hypothek, die sie übernommen haben, zu groß?

Nein, das ist definitiv kein Grund. Wir haben letztlich zwei Spiele zu viel unentschieden gespielt. Zum Auftakt das 1:1 in Rödinghausen oder das torlose Remis zuhause gegen Rot-Weiss Essen, das waren beispielsweise keine guten Spiele von uns. Dann muss man am Ende akzeptieren, dass man ein paar Punkte weniger als die Konkurrenz hat.

Ihre Bilanz ist dennoch sehr positiv – nur eine Niederlage in fünfzehn Spielen. Wie zufrieden sind Sie insgesamt mit den Auftritten ihrer Mannschaft?

Wir haben uns sehr stabil und fokussiert präsentiert, die Mannschaft hat enormen Siegeswillen entwickelt, den ich in jedem Spiel spüren konnte. Das hat mich schon sehr zufrieden gemacht.

Das hat das Team auch im Endspiel des FVM-Pokals bewiesen, ist durch ein 3:1 gegen den Bonner SC in den DFB-Pokal eingezogen. Ein wichtiger Schritt für Viktoria?

Für den Verein ist es sehr wichtig, national wieder präsent zu sein und die Möglichkeit zu haben, im DFB-Pokal zu spielen. Als Mannschaft war es wichtig, Titel zu holen: Jeder, der bei Viktoria spielt oder arbeitet, wird an Titeln gemessen.

Einige Spieler aus dem aktuellen Kader werden die Erstrundenpartie im DFB-Pokal nicht mehr im Viktoria-Dress erleben, gleich 16 Spieler sollen den Verein verlassen. Wie kam es zu der Entscheidung, einen solch großen Umbruch zu vollziehen?

Für mich ist der Umbruch ganz nicht so groß, wie es nach außen aussieht. Unter den aufgeführten Spielern ist beispielsweise ein Malte Nieweler, der in der Rückrunde nach Siegen verliehen war. Es sind Marcus Steegmann und Andreas Schäfer dabei, die leider ihre Karriere beenden. Der Rest besteht hauptsächlich aus Spielern aus der zweiten Reihe. Wir hatten, so ehrlich muss man sein, bei dem einen oder anderen nicht das Gefühl, dass er ein Spitzenspieler in der Regionalliga ist und dass die Mannschaft auf diesen Positionen ein neues Gesicht braucht. Ich bin der Meinung, dass wir nahezu jeden wichtigen Spieler halten – deswegen fällt der Umbruch für mich nicht so groß aus. Wir werden am ersten Spieltag nicht mit sieben bis neun neuen Stammspielern auflaufen.

Einige Personalien kamen dennoch überraschend, mit dem Abgang von Silvio Pagano hatten wenige gerechnet. Wie kam es dazu?

Silvio hatte hier sicher zwei ordentliche Jahre. Wir haben aber mit Jules Schwadorf jemanden geholt, der die Position auf der rechten Außenbahn bekleidet und mit dem wir dort in der Zukunft planen. Als Verein waren wir nicht der Meinung, dass Silvio für eine Jokerrolle langfristig geeignet ist. Diese rein sportliche Entscheidung haben wir uns nicht einfach gemacht, aber schwierige Entscheidung gehören eben dazu.

Jetzt sind Sie vermutlich schon mitten in den Planungen für die kommende Saison. Wie sehr steht der Kader in ihrem Kopf schon?

Wir sind schon sehr weit, wir haben vieles vorbereitet, das in der nächsten Zeit fix gemacht werden kann. Wir werden trotzdem nicht mit einem komplettierten Kader die Vorbereitung beginnen. In unserem Bereich kriegt man auch noch in der Vorbereitung sehr interessante Spieler angeboten. Das haben wir im Winter mit René Klingenburg, Tim Väyrynen oder eben Jules Schwadorf erlebt. Wir werden uns daher den ein oder anderen Platz offen halten.

Wie sehr wird der Kader ihre Handschrift tragen? Ist der Austausch mit den anderen Viktoria-Verantwortlichen in der Personalpolitik sehr rege?

Es macht bei uns keiner Alleingänge, es gibt aber natürlich Wünsche, die ich äußere. Aber ich höre auf die Meinungen von Stephan Küsters und Franz Wunderlich, die beide über enorm viel Kenntnisse in diesen Ligen verfügen. In letzter Konsequenz muss ich aber als Trainer auch Bock haben auf den jeweiligen Spieler. Diese Freiheit, dass mir keine Spieler vor die Nase gesetzt werden, gibt mir Viktoria – das ist nicht selbstverständlich im Profifußball und spricht enorm für diesen Verein!

Wenn Sie es sich wünschen könnten, wie würde Viktoria in der kommenden Saison auftreten? Was ist da ihre Vision?

Wir würden gerne Messi verpflichten. (lacht) Im Ernst: Es wird so sein, dass wir in der nächsten Spielzeit kompakt und gut organisiert sein müssen, dass wir defensiv extrem stabil sein müssen. Und ich würde mir wünschen, dass wir fußballerisch noch besser werden, dass wir offensiv mehr Geschwindigkeit und den ein oder anderen Spieler haben werden, der eine Partie entscheiden kann. Es ist kein Geheimnis, dass Viktoria in den letzten Jahren offensiv sehr von Mike Wunderlich abhing. Das würden wir gerne etwas verlagern, Mike soll entlastet werden. Jules Schwadorf ist da ein Kandidat, der die Fähigkeit hat, René Klingenburg war vor seiner Verletzung auf dem Weg dahin. Nichtsdestotrotz werden wir dort noch zwei, drei Spieler dieses Kalibers brauchen!

Wieviel Prozent konnte ihre Mannschaft davon in der Rückrunde schon umsetzen?

In Prozent kann ich das nicht ausdrücken, weil ich mich auch als Trainer sehr schnell an die Realität in der Regionalliga anpassen musste. Ich habe angefangen mit dem Ziel, die Mannschaft auch fußballerisch besser zu machen. Bis weit in den April hinein haben wir aber auf schlechten Plätzen spielen müssen. Auch im Sportpark Höhenberg war der Rasen lange in einem derartigen Zustand, dass wir die Spielweise daran anpassen mussten. Viele meiner Ideen konnte ich daher schwer umsetzen. Aber dafür haben wir ja jetzt die Vorbereitung.

Lest auf der nächsten Seite, was der Viktoria-Trainer über seine Bundesliga-Ambitionen, die Zeit in Norwegen und den schwierigen Weg zum Aufstieg sagt!

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