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„Türsteher zu sein reicht nicht“

Führungsspieler? Bei dem Thema will Vogt nicht kleckern, sondern klotzen. Foto: IMAGO/Kosecki

Führungsspieler? Bei dem Thema will Vogt nicht kleckern, sondern klotzen.
Foto: IMAGO/Kosecki

Gegen den HSV wurde Kevin Vogt nur eingewechselt. Dennoch hat er mit dem FC einiges vor, wie er im Köln.Sport-Interview verrät.

Nicht Simon Zoller, nicht Tomas Kalas, auch nicht Yuya Osako: Von vielen Experten wird Kevin Vogt als der wichtigste Neuzugang des 1. FC Köln gesehen. Weil der zentrale Mittelfeldspieler auf seiner Position dem Team nicht nur Sicherheit gibt, sondern auch offensiv Akzente setzen kann. Dazu verfügt er über Bundesliga-Erfahrung, die selten ist im Kader der Geißböcke. Köln.Sport hat den 22-Jährigen zum Interview getroffen und gemerkt: Da hat sich der FC einen Spieler geangelt, der weiß, was er will. Und der kein Blatt vor den Mund nimmt.

Herr Vogt, eine lange Vorbereitung liegt hinter dem Team. Wie fällt Ihr Fazit aus?
In der Vorbereitung geht es ja überwiegend darum, fit zu werden, Spielsysteme zu verinnerlichen und Neuzugänge wie mich bestmöglich ins Team zu integrieren. Ich glaube, wir haben richtig gute Arbeit geleistet. Die Mannschaft ist bereit für die anstehenden Herausforderungen.

Bewerten Sie es als Vorteil, dass der Kader bereits frühzeitig zusammen war?
Man muss abwarten, ob es wirklich ein Vorteil ist. Aber ich glaube, dass es hilfreich sein kann, wenn die Mannschaft so früh wie möglich so aufgestellt ist, wie sie dann auch in die Saison geht. Das haben die Verantwortlichen beim FC ganz gut hinbekommen. Es ist für jeden einzelnen Spieler hilfreich, möglichst viel Zeit mit der Mannschaft zu verbringen, auch um die Spielidee des Trainers zu verinnerlichen.

Sie sind einer von insgesamt sieben Neuzugängen beim FC. Wie sind Sie im Team aufgenommen worden?
Die Jungs machen es jedem Neuzugang sehr leicht. Es ist gar kein Problem, sich in dieses Team zu integrieren. Ich wurde sehr herzlich empfangen und komme durch die Bank mit allen gut klar.

Mit dem FC Augsburg haben Sie die vergangene ­Bundesligasaison auf dem achten Tabellenplatz ­abgeschlossen. Ist der Wechsel zu einem Aufsteiger für Sie kein Rückschritt?
Nein, auf gar keinen Fall. Der FC hat ein enormes Potenzial. Ich hatte eine tolle Zeit in Augsburg, aber auf Dauer gesehen hat Köln mehr Möglichkeiten, erfolgreich in der Bundesliga zu spielen. Auch wenn wir in Augsburg ein super Jahr hatten, habe ich die Entscheidung bewusst getroffen.

Was hat Ihnen Peter Stöger in persönlichen Gesprächen mit auf den Weg gegeben, was verlangt er von Ihnen?
Er hat mir seine Spielidee vermittelt. Ich bin mir darüber im Klaren, was er von einem Spieler auf der „Sechser“-Position erwartet. Er verlangt, dass man die Mannschaft führt. Das war ganz wichtig für mich. Ich hatte einfach ein gutes Gefühl und habe mich in seinen Aussagen wiedergefunden. Es ist eine Aufgabe, die mich sehr reizt. Dementsprechend haben mich die Gespräche mit allen Verantwortlichen früh darin bestärkt, den Schritt nach Köln zu machen. Ich kann mich mit den Zielen des Klubs und der Idee der Verantwortlichen identifizieren.

Was macht für Sie einen guten „Sechser“ aus?
Die Position ist im Spielaufbau sehr wichtig. Es ist eine verantwortungsvolle Position. Man darf sich keine groben Fehler oder Unkonzentriertheiten im Passspiel erlauben. Man muss in den Zweikämpfen präsent sein, das hat Priorität. Im Zentrum muss es auch mal knallen. Wenn es gefragt ist, sollte man auch Aktionen nach vorne starten. Primär sollte das Augenmerk aber auf der defensiven Ordnung liegen. Als „Sechser“ muss man der Mannschaft Sicherheit geben.

In Augsburg wurden Sie als „Türsteher“ bezeichnet. Mit einer Größe von 1,94 Meter stimmt die Statur schon mal. Aber trifft die Bezeichnung auch auf Ihr Spiel zu?
Die Bezeichnung ist sicherlich meiner Spielweise geschuldet. Ich komme über meine Zweikämpfe ins Spiel und versuche, mich darauf aufbauend ins Spiel einzubinden. Eine gesunde Mischung ist wichtig. Einfach nur „Türsteher“ zu sein, reicht in der Bundesliga nicht.

Sehen Sie sich selbst als Führungsspieler?
Ich möchte gar nicht groß darüber sprechen. Ich will auf dem Platz Leistung zeigen und die Mannschaft dadurch mitreißen. Es geht nicht darum, mich in der Öffentlichkeit hinzustellen und zu sagen: „Ich bin ein Führungsspieler.“ Ich freue mich einfach darauf, in den Spielen für die Mannschaft da zu sein.

Sie absolvierten in den vergangenen beiden Jahren 57 Bundesligaspiele. Damit haben Sie den meisten ­jungen Spielern im FC-Kader einiges voraus. Was können Sie ihren Teamkollegen mit auf den Weg geben?
Wir haben viele Jungs, die in der Zweiten Liga gezeigt haben, dass sie gut kicken können. Ich bin ja selbst erst 22 Jahre alt, weiß aber aus meiner persönlichen Erfahrung, dass es ein gewisser Sprung ist. Das Wichtigste ist, dass wir zunächst auf uns schauen, unser Spiel machen und alle Eindrücke aufsaugen. Nur so können wir uns weiterentwickeln. Es gibt sicherlich den einen oder anderen Spieler, von dem man sich etwas abschauen kann. Aber Angst vor großen Namen brauchen wir nicht zu haben.

Lesen Sie morgen: Kevin Vogt über seinen Glauben, die sportliche Vergangenheit und die Ziele mit dem FC.

Vogt (l.) im Gespräch mit Köln.Sportler Stefan Kühlborn.

Vogt (l.) im Gespräch mit Köln.Sportler Stefan Kühlborn.