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Köln.Sport

Spitzensport auf dünnem Eis

Foto: imago

Der Boxkampf zwischen Vitali Klitschko und Odlanier Solis ist für 2011 der einzige Sporthöhepunkt von internationaler Bedeutung in Köln

In der kürzlich vom Hamburger WeltWirtschafts Institut (HWWI) vorgelegten Rangliste der Sportstädte in Deutschland belegt Köln einen guten vierten Platz. Leider ist das nur eine Momentaufnahme.

Sport ist für eine Stadt Image- und Wirtschaftsfaktor. Aus diesem Grund ist in den letzten Jahren ein regelrechter Wettbewerb um den Titel „Sporthauptstadt Deutschlands“ entbrannt. Mit der Sport-Agenda 2015 hat sich auch die Stadt Köln diesem Ziel unter hohem Aufwand verschrieben. Nimmt man Platz vier in der Auswertung des Jahres 2010 zum Maßstab, könnte man zu der Überzeugung gelangen, Köln sei auf einem guten Weg. Die Sache hat allerdings mehrere Haken.

Verantwortlich für den vierten Platz Kölns in der Gesamtwertung 2010 war vor allem die außergewöhnliche Fülle international hochwertiger Veranstaltungen: Die Eishockey-Weltmeisterschaft, die Box-WM von Felix Sturm und das erste Europäische Final-Four-Turnier der Handball-Champions-League haben die Domstadt auf Platz zwei bei „Sportevents“ katapultiert. Für 2011 ist neben dem bereits ausgetragenen Boxkampf von Vitali Klitschko gegen Odlanier Solis nichts im Blick.

Da fällt Platz 14 in der Wertung für „Profisport“ umso negativer ins Gewicht. Hier wird der nationale und internationale Erfolg von Profimannschaften im Fußball, Eishockey, Handball und Basketball gewertet. Die letzten Erfolge Kölner Mannschaften sind vor allem deswegen relativ übersichtlich, weil Profi-Basketball und Profi-Handball in Köln schlicht und ergreifend nicht existent sind. Platz 14 ist daher in jeder Hinsicht beschämend. Hennig Vöpel, Autor und Kopf der Hamburger Studie formuliert das etwas gemäßigter: „Köln hat mit seiner Infrastruktur und der Sportbegeisterung der Menschen sicher das Potential, größere Erfolge im Profisport zu erzielen.“

In den Kategorien „Breitensport“ und „Infrastruktur“ wird vom HWWI seit 2010 nur noch alle fünf Jahre eine Wertung vorgenommen, weil sich die Werte dort im Jahresrhythmus nur unwesentlich ändern. Auch dieser Umstand trägt zur guten Kölner Platzierung im letzten Jahr bei. In beiden Kategorien belegt die Stadt nur Mittelfeldplätze. Lag Köln mit seiner Infrastruktur 2007 noch auf dem zweiten Platz, steht in den Jahren danach nur noch Platz sechs zu Buche. Ein Grund, warum Dr. Hans Stollenwerk von der Sporthochschule Köln Platz vier im Gesamtranking für absurd hält: „Neben dem Fußballstadion und der vollkommen überdimensionierten Lanxess-Arena bietet Köln quasi nichts. Der Wegfall der Laufbahn im Stadion macht ein internationales Leichtathletik-Sportfest unmöglich, und ein Sechs-Tage-Rennen ist in der neuen Halle auch nicht mehr machbar. Köln hat sich in den letzten Jahren als Sportstadt in jeder Hinsicht zurückentwickelt.“