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Köln.Sport

Sobiech über Sobiech

Neuzugang Lasse Sobiech könnte der zukünftige Abwehrchef des 1. FC Köln werden. Der 27-Jährige bringt alle Voraussetzungen dafür mit, wie sein jüngerer Bruder Joran, ebenfalls erfolgreicher Fußballer, Köln.Sport verrät.
Sobiech

Joran Sobiech spricht über FC-Neuzugang und Bruder Lasse (Foto: imago/DeFodi)

„Lasse ist ein sehr erfahrener Defensivspieler mit einem Topcharakter. Er übernimmt Verantwortung und hat den Ehrgeiz, gemeinsam mit uns den direkten Weg zurück in die Bundesliga zu schaffen.“ Mit diesen Worten stellte Armin Veh Mitte Mai seinen ersten Neuzugang für die neue Saison vor. Gemeint ist Lasse Sobiech, 1,96 Meter lang, 27 Jahre jung, Innenverteidiger. Ein Spieler mit Gardemaß im besten Fußballeralter also, und doch lobt der Geschäftsführer des FC in seinem ersten Statement vor allem den Charakter seines Neuzugangs.

Joran Sobiech, der knapp fünf Jahre jüngere Bruder der FC-Neuerwerbung, wundert sich darüber nicht. Er schnürt die Schuhe ebenfalls in der Region, wechselte jüngst vom Regionalligisten Bonner SC zum TV Herkenrath, und kennt Lasse wie kein Zweiter. Die Geschwister verbindet eine enge Freundschaft, umso mehr freut es Joran, der selbst in der Kölner Innenstadt wohnt, dass sich Lasse für einen Wechsel in die Domstadt entschieden hat und bald in der „Nachbarschaft“ wohnen wird.

Bei der Suche nach einer Behausung ist der jüngere der beiden bereits behilflich und gibt seinem sechs Zentimeter größeren Bruder Tipps. „Ich habe ihm da schon ein bisschen geholfen. Wenn er dann in der Nähe wohnt, werden wir uns sicher öfter mal auf einen Kaffee treffen oder eine Runde FIFA zusammen zocken“, sagt Joran, der es kaum erwarten kann, den Bruder in der Domstadt zu begrüßen.

Geboren und aufgewachsen sind beide in Schwerte, einer Kleinstadt im Ruhrgebiet. Bevor die Karriere von Lasse Sobiech im „Pott“ Fahrt aufnahm, lieferten sich die Geschwister schon im heimischen Garten sowie auf dem Bolzplatz heiße Duelle. „Mein Vater und ich gegen Lasse“, erinnert sich Joran an lange Fußballsessions in Kindertagen.

Bundesligaluft mit Anfang 20

Mit zwölf Jahren wagt der talentierte Lasse, damals noch Mittelstürmer, den Sprung zu seinem Lieblingsverein, Borussia Dortmund. „Das hat einen als Bruder natürlich stolz gemacht und mich als Fußballer auch angespornt“, so Joran. Wie sein Bruder wandert er nach einem Wachstumsschub im Laufe der Jahre von der Offensive in die Defensive und etabliert sich in der Innenverteidigung. Mit 20 wechselt er in die Regionalliga West, zum Bonner SC.

Im gleichen Alter hat Lasse schon über 50 Spiele für die zweite Mannschaft von Borussia Dortmund auf dem Buckel und trainiert unter Jürgen Klopp bereits bei den Profis mit. „Da war er noch sehr jung und die Konkurrenz extrem stark“, erinnert sich Joran. Für einen Einsatz in der Bundesliga reicht es nicht, danach allerdings geht es steil bergauf. Zweite Liga mit St. Pauli, Bundesliga mit Greuther Fürth und dem Hamburger SV. Lasse Sobiech ist angekommen im Profifußball.

Die Gründe für den rasanten Aufstieg liegen auf der Hand: „Er ist ein Spieler, der in sich ruht und diese Ruhe auch auf die anderen Spieler übertragen kann. Das finde ich gerade auf der Position des Innenverteidigers sehr wichtig. Er bringt auch die nötige Härte im Zweikampf mit, kommt allerdings aufgrund seiner Spielintelligenz mit sehr wenig Fouls aus“, analysiert Joran den Spielstil seines Bruders. Die Statistiken geben ihm recht: Lediglich 25 gelbe Karten hat Sobiech in 165 Bundesliga- und Zweitligaspielen kassiert, vom Platz gestellt wurde er nie.

Dank ihrer ähnlichen Statur haben Joran und Lasse zahlreiche Attribute, die auf beide zutreffen: „Wir sind beide kopfball- und zweikampfstark und legen Wert auf ein gutes Aufbauspiel. Bei ihm ist das natürlich noch alles zwei Ligen besser. Seine Kopfballstärke haben in Deutschland nicht viele“, so Joran, der zwar sechs Zentimeter kleiner ist, dafür aber ein bisschen robuster als sein älterer Bruder wirkt.

Ein Bild aus dem gemeinsamen Madeira-Urlaub postete Lasse im Dezember 2017 mit der Unterzeile „Brothers“ (Foto: Facebook)

Vielseitig interessiert

Dieser ist abseits des Fußballfeldes ein vielseitig interessierter Mensch mit ganz unterschiedlichen Hobbys. „Wir sind beide offen für Neues, ebenso offen für andere Kulturen und reisen deswegen auch gerne“, erzählt Joran, der Sport und Wirtschaftswissenschaften fürs Lehramt studiert. Zusammen mit seinem Bruder war er schon in Kuba und auf Madeira und teilt mit ihm auch ein Faible für Afrika. Im Urlaub schalten die Fußballer gerne ab und nehmen sich die Zeit, um sich zu messen: „Ob beim Tennis, an der Konsole oder mit dem Kniffelbecher – da liefern wir uns schon ganz gerne heiße Duelle“, erzählt der zukünftige Herkenrather.

(Lesen Sie hier alles über den Menschen Markus Anfang)

Zu Hause schnappt sich Lasse auch gerne mal seine Gitarre. Im November 2017 gab es für seine Follower in den sozialen Medien sogar eine Kostprobe von einer Jam-Session mit Thees Uhlmann, dem Frontsänger der Hamburger Band Tomte. Einer von vielen Beweisen dafür, dass der 27-Jährige neben dem Fußball noch zahlreiche andere Talente besitzt und stets Neues ausprobiert. „Er ist jemand, der auch mal über den Tellerrand hinausblickt“, versichert Joran.

Abwehrchef Sobiech?

Ab Ende Juni dreht sich für ihn allerdings erst einmal wieder alles um Fußball. Dann beginnt für den FC-Neuzugang in Köln das Projekt „Direkter Wiederaufstieg“ – möglicherweise sogar als Abwehrchef. Denn nachdem es Dominique Heintz nach Freiburg gezogen hat, ist diese Stelle vakant. Joran traut seinem Bruder durchaus zu, in der Defensive den Takt anzugeben: „Ich bin mir sicher, dass er diese Rolle einnehmen kann. Allerdings muss man erst einmal abwarten, wie die Abwehr nächstes Jahr aussieht. Aber ich traue Lasse in dieser Mannschaft eine wichtige Aufgabe zu“, so der 22-jährige Innenverteidiger.

Auch die hohen Erwartungen, die in Köln auf den Akteuren lasten, sieht er nicht als Probleme an: „Ich kenne Lasse als Typen, der gut mit dem Druck umgehen kann.“ Druck hat auch Joran, der sich bei seinem neuen Verein TV Herkenrath beweisen will. Beim BSC hat er in der vergangenen Saison nicht die gewünschte Spielzeit bekommen, nun beginnt ein neues Kapitel. „Ich will mich in der Regionalliga etablieren, das ist mein oberstes Ziel. Ob und wie weit es danach noch höhergeht, muss man mal abwarten“, sagt Joran Sobiech.

An die Qualität seines Vorbildes Lasse wird er wohl nicht mehr herankommen, wie er selbst einräumt: „Das schätze ich realistisch ein.“ Trotzdem hofft er darauf, eines Tages mal zusammen mit seinem Bruder in der Innenverteidiger auflaufen zu können. „Ja, das ist schon ein Traum von uns. Ob es mal Realität wird, ist eine andere Frage. Aber ein Traum ist es definitiv. Wenn uns dann einer blöd käme, würden wir den zusammen in die Schranken weisen“, sagt Joran mit einem Grinsen.

Unterstützung von der Tribüne

Beide Sobiechs nebeneinander – das wäre wohl ein Albtraum vieler Stürmer, die dann auf Tore nach Flanken wohl vergeblich warten müssten. Doch vorerst sind die Brüder – zumindest auf dem Rasen – auf sich allein gestellt. Im Stadion will Joran seinen Bruder aber auf jeden Fall unterstützen. „Sofern sich die Spiele nicht mit meinen eigenen überschneiden, werde ich, so oft es geht, bei den Heimspielen im RheinEnergieStadion dabei sein“, verspricht er. Als Dortmund-Fan bleiben ihm dabei wenigstens in der kommenden Spielzeit Gewissensbisse erspart.